Automobilzulieferer Adient 58 Stellen werden bis September in Solingen gestrichen

Solingen · Beim Automobilzulieferer Adient werden in Kürze die Verhandlungen für einen Interessenausgleich/Sozialplan aufgenommen. Der Betriebsrat wirbt für eine Verlängerung der Kurzbarbeit, bevor Personal abgebaut wird.

 Bei Adient an der Merscheider Straße werden in Kürze die Verhandlungen für einen Interessenausgleich und Sozialplan aufgenommen.

Bei Adient an der Merscheider Straße werden in Kürze die Verhandlungen für einen Interessenausgleich und Sozialplan aufgenommen.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Der personelle Aderlass geht weiter. Nachdem der Automobilzulieferer Adient im Januar angekündigt hatte, knapp 60 Stellen der insgesamt 281 Arbeitsplätze am Standort Merscheider Straße zu streichen, wird der Stellenabbau nun konkret: Im Mai werden die Verhandlungen zu Interessenausgleich und Sozialplan aufgenommen. Insgesamt sind 58 Mitarbeiter betroffen – „überwiegend Ingenieure“, sagt Betriebsratsvorsitzender Salvatore die Gaetano. Ziel des Unternehmens ist es, „Überkapazitäten in den lokalen Entwicklungsabteilungen“ abzubauen. Begründet wird dies mit einer „sinkende Nachfrage nach Engineering-Dienstleistungen durch die Fahrzeughersteller“.

Im Unternehmen an der Merscheider Straße werden insbesondere Metallstrukturen für Fahrzeugsitze entwickelt. Adient will aber nicht nur in Solingen Stellen abbauen, sondern auch in Burscheid und in Kaiserslautern. Insgesamt werden rund 200 Stellen gestrichen – 58 in der Klingenstadt. „Wir haben die Phase der Informationen und Consultationen jetzt weitgehend abgeschlossen“, sagt Unternehmenssprecherin Claudia Steinhoff. „Jetzt geht es daran, einen Interessenausgleich und einen Sozialplan zu erstellen.“

Das bestätigt Betriebsratsvorsitzender Salvatore di Gaetano. Am 8. Mai starten die Verhandlungen für Interessenausgleich/Sozialplan. Einige Tage zuvor will der Betriebsrat der Unternehmensleitung ein eigenes Konzept vorlegen. „Wir haben uns mit einem Unternehmensberater zusammengesetzt und auch Workshops initiiert“, berichtet di Gaetano. Der Betriebsratsvorsitzende tritt dafür ein, weiter mit Kurzarbeit über die Runden zu kommen: „Bevor Personal abgebaut wird, sollte über eine weitere Kurzarbeit nachgedacht werden.“

Kürzer als betriebsüblich gearbeitet wird bei Adient an der Merscheider Straße aber bereits seit Monaten. „Ende Mai läuft die Kurzarbeit aus, dann müsste drei Monate normal gearbeitet werden, um eine weitere Kurzarbeitsphase zu bekommen“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende. Er bevorzugt diese Vorgehensweise. „Das wäre eine Alternative und so können wir die Leute an Bord halten, wenn dann entsprechende Aufträge vorhanden sind.“ Das sieht auch der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Marko Röhrig, so: „Falls wir das aber nicht erreichen, werden wir bei den Verhandlungen versuchen, so viele Köpfe wie möglich von der Mitarbeiterliste zu bekommen, denen gekündigt werden soll.“

Allerdings spielt hier offenbar der Arbeitgeber nicht mit. Schon im Januar hatte der mitgeteilt, dass einige größere Entwicklungsprojekte in die Serienfertigung übergegangen seien, ohne dass Nachfolgeaufträge angefragt worden seien. Von daher sieht sich Adient veranlasst, die Entwicklungsressourcen neu zu strukturieren.

Was mit neuerlichem Arbeitsplatzabbau verbunden ist. „Wir hatten am Standort mal über 1000 Beschäftigt“, blickt Salvatore di Gaetano zurück. Werden nun weitere 58 Stellen abgebaut, sind an der Merscheider Straße, sind davon nur 223 übrig geblieben.

2010 hatte das US-Unternehmen Johnson Controls den damaligen Automobilzulieferer C. Rob. Hammerstein mit Hauptsitz an der merscheider Straße übernommen. Das Familienunternehmen, das auf die Herstellung von Autositzen und Sitzgestellen spezialisiert war, wurde 1849 gegründet. Im Laufe der darauffolgenden Jahre wurden an der Merscheider Straße immer wieder Stellen gestrichen (Musterbau/Versuchabteilung). Der Bereich Automotive wurde von Johnson Controls 2016 ausgegliedert. Diese Sparte wurde im neuen Unternehmen zusammengefasst und in Adient umbenannt.

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