24 Stunden - 24 Menschen Ausgeklügelte Wege zu den Biotonnen

Solingen · Christoph Schiefer und Hasan Sevinc sind ein gutes Team auf dem Müllfahrzeug der Stadtreinigung. Ihren Touren zu den Biotonnen liegt ein wohl durchdachter Plan zugrunde. Über 3000 Bürger nutzen inzwischen das kostenlose Angebot.

Christoph Schiefer legt alles daran, seine Touren kompakt und somit wirtschaftlich zu planen. Schließlich wird Kraftstoff immer teurer, sagt der 29-Jährige. Zusammen mit seinem Kollegen Hasan Sevinc (27) bildet er ein Team auf dem Müllfahrzeug der Stadtreinigung bei den Technischen Betrieben (TBS). Die beiden sind für die Leerung der Biotonnen zuständig, und obwohl sie erst seit vier Monaten zusammenarbeiten, sind sie perfekt aufeinander eingespielt: Schiefer als Fahrer, Sevinc als Werker. Über 3000 Biotonnen müssen alle 14 Tage im Stadtgebiet geleert werden. Die Beliebtheit der in den beiden ersten Jahren noch kostenlosen Entsorgung von Biomüll hat die TBS-Mitarbeiter selbst überrascht, wie Einsatzleiterin Sabine Litzenburger erklärt. Beinahe täglich kommen neue Biotonnen dazu. "Würden wir alle mit einem Fahrzeug leeren, kämen wir auf eine 19-Stunden-Schicht", sagt Christoph Schiefer. Daher wurde inzwischen ein zweites Fahrzeug nur zur Leerung der Biotonnen abgestellt. Das ist kleiner und kommt so auch besser in entlegene Hofschaften und gänzlich verwinkelte Straße.

Schichtbeginn für alle Müllwerker und Fahrer ist um 7 Uhr, dann setzen sich die Fahrzeuge bei den Entsorgungsbetrieben an der Dültgenstaler Straße nach und nach in Bewegung. Auch Christoph Schiefer und Hasan Sevinc sind dabei. Heute führt sie die Tour nach Aufderhöhe, in einer Stunde werden sie 35 der grauen Tonnen mit den braunen Deckeln geleert haben, in der kompletten Schicht kommen sie auf 350 Tonnen. Während der Werker den Biomüll ins Fahrzeug ausleert, hat der Fahrer die Aufgabe, das sperrige Müllfahrzeug sicher durch die Straßen zu manövrieren. Das ist manchmal nicht einfach. "Ich muss auf die Tonnen achten, den Verkehr und nicht zuletzt natürlich auf den Kollegen", sagt Christoph Schiefer, während er wieder einen Haken an seine Liste machen kann, auf dem die Abholstellen verzeichnet sind.

Kühle Tage in den Ferien sind den beiden Mitarbeitern der Stadtreinigung im Moment die liebsten. Einmal, weil der Müll dann nicht so unangenehm riecht, zum anderen, weil weniger Verkehr auf den Straßen ist. Bei brütender Sommerhitze kann es durchaus unangenehm werden, sagt Hasan Sevinc, "da muss man eine grobe Nase haben". Dennoch, so schlimm wie Biotonnen-Kritiker fürchten, sei es nicht. "Es hat noch keine Tone Füßchen bekommen", sagt der zweifache Familienvater.

Christoph Schiefer kann das bestätigen. Er hat schon alle Arten von Tonnen geleert. Früher die blauen und gelben, dann die grauen Restmülltonnen und seit April nun die Biotonne. Unangenehme Gerüche hat er schon überall aushalten müssen, manchmal bis zum Würgereiz.

Für den Winter rechnet das Team der Technischen Betriebe mit weniger vollen Biotonnen, wenn kein Grün und Rasenschnitt mehr anfällt und nur noch der Kompost aus dem Haushalt. Doch davor werden im Herbst die Biotonnen mit Laub noch einmal richtig voll sein, vermutet Christoph Schiefer.

Wie die Restmülltonnen müssen auch die Gefäße für den Biomüll am Leerungstag bis spätestens 7 Uhr gut sichtbar am Straßenrand stehen. Bis zu zehn Meter weit holen die Müllwerker sie auch zum Fahrzeug, doch es hilft ihnen sehr, wenn sie keine unnötigen Wege gehen oder die Tonnen versteckt auf einem Gartengelände suchen müssen. Ärgerlich für alle Fahrer sind auch Baustellen, von denen er nichts weiß. Zum Beispiel in Aufderhöhe, wo er gerade sein Fahrzeug mühsam durch die Ness-Ziona-Straße steuerte und sich dann in einer Baustelle Am Siebels endgültig festfährt. Auch auf die Bauarbeiter dort kann er nicht zählen, seine Bitte, doch zwei Biotonnen an den Fahrbahnrand zu holen, verhallt ungehört.

Die gute Laune lassen sich die beiden dadurch nicht verderben, Zeit für einen Scherz bleibt immer, schließlich sind Christoph Schiefer und Hasan Sevinc froh, eine krisenfeste Arbeitsstelle zu haben in der heutigen Zeit. "Vor allem, wenn man Familie hat", sagt der 27-Jährige, der im Dezember zum dritten Mal Vater wird. Kollege Schiefer kann ihm da nur beipflichten, seine Frau erwartet gerade das erste Kind.

(RP)
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