Solingen Aus der Evakuierung das Beste machen

Solingen · Dass ein Teil der Innenstadt wegen einer Bombenentschärfung geräumt werden muss, kommt nicht alle Tage vor. Große Sorge bereitet dies aber den wenigsten. "Wir werden uns einen Spaß aus dem Ausflug machen", sagt Elsa Bender. Die 89-Jährige wurde gestern zusammen mit den anderen Bewohnern der Seniorenwohnanlage Friedrichshof, der nicht weit vom Bombenfundort entfernt liegt, über die heutige Evakuierung informiert.

Mit etwa 50 weiteren Männern und Frauen von der Friedrichstraße wird sie die Mittagszeit im Stadtsaal Wald verbringen. Die Stadtwerke stellen für den Transport zwei Busse zur Verfügung. Bender: "Im Krieg habe ich an der Hasseldelle den großen Luftangriff miterlebt." Da mache ihr eine Bombenentschärfung keine Angst.

"Im Krieg sollten wir die Fenster immer offen lassen", sagt Cornelia Krimmel (80). "Müssen wir das jetzt auch?" Nein, lautet die Antwort von Geschäftsführerin Brigitte Fertig. Diesmal müsse alles zugemacht werden. Und damit das Haus nach der Räumung keine Diebe anlockt, wird es vom Stadtdienst Ordnung überwacht. Der wirft aber zusammen mit der Polizei auch auf alle anderen evakuierten Häuser ein wachsames Auge.

Direkt gegenüber der Klingenhalle, an der Kotter Straße, sieht man der Bombenbeseitigung denn auch guter Dinge entgegen. Rudi Wachtendonck (69) und Karl-Peter Becher (66) werfen gerade einen Blick auf den gelben Handzettel, den die Stadt an die Anwohner verteilt hat. Bis 10 Uhr müssen die beiden ihre Wohnungen verlassen. "Ich werde mal gucken, wo ich eine Tasse Kaffee bekomme", sagt Wachtendonck. Becher hingegen hat noch keine Pläne. "Schon komisch", sagt er, "dass man die Bombe nicht schon beim Bau der Klingenhalle entdeckt hat."

Unterricht geht weiter

Ein paar Häuser weiter machen sich Hans-Wilhelm Groß (73), seine Schwester Renate Groß (62) und Friedhelm Rauhaus (70) vor dem Haus scherzhaft Gedanken, wer wohl die neuen Möbel bezahlt, wenn die Bombe doch hochgehen sollte. Die drei wollen die Zeit, die sie nicht in ihren Wohnungen bleiben dürfen, gesellig in einer Gaststätte verbringen.

Darauf können sich die Schüler der umliegenden Schulen jedoch nicht freuen. Auch wenn sie im Gefahrenbereich II liegen, geht der Unterricht dort wie üblich weiter, berichtet Stefan Trunk, der Leiter des Ordnungsamtes. Lediglich beim Technischen Berufskolleg müssen zwei Klassen in andere Gebäudeteile umziehen. Die Geschäfte um den Neumarkt und die Kölner Straße sowie Obi am Mangenberg, die alle in der Gefahrenzone II liegen, haben laut Trunk auch während der Sperrung geöffnet.

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(RP)
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