Solingen Aufbruch ins Ungewisse

Solingen · Das Politische und das Private – beide Aspekte beinhaltet das Werk der Wuppertaler Künstlerin Ulla Schenkel. Noch bis zum 5. August ist in der Galerie SK in den Güterhallen ihre Ausstellung „Das Nahe – das Ferne“ zu sehen.

1997 erschien im Verlag des Bonner Frauen Museums ein schön aufgemachter Band zu den Linoldrucken der Wuppertaler Künstlerin Ulla Schenkel. Diesem Katalog hat Schenkel vier Textzeilen vorangestellt, die einen guten Einstieg in ihr skulpturales und bildnerische Schaffen geben: „Ich bin eine Frau / auf der Suche nach bewohnbaren Bildern / für eine bewohnbare Zeit / in einem bewohnbaren Land.“

Und auch ein künstlerischer Hauptmotivstrang offenbart sich schnell, wenn man die Linoldrucke mit den aktuellen Arbeiten vergleicht, die jetzt in der Galerie SK in den Güterhallen zu sehen sind. Wasser und Boote – meist mit Menschen darin, die einen verzweifelten und mutigen Aufbruch ins Ungewisse wagen. „Menschen, die sich in unsicheren Fahrzeugen in das absolut Unsichere aufmachen“, erläutert Ulla Schenkel. Das Motiv des Bootes findet sich nicht nur auf den neuen, trotz des Themas in freundlich hellen Farben gehaltenen Aquarellen, sondern auch in einer Reihe kleiner Holzskulpturen auf einem Regal, welches die Künstlerin gleich über einem bemalten Kinderbett angebracht hat.

Nicht im Original, sondern nur als Abbildungen zeigt Schenkel ihre Installation für den „Kunstfluss Wupper 2004“. Am Wipperkotten in Solingen hatte die Wuppertalerin mit Bootsmotiven bedruckte handelsübliche Geschirrtücher aufgehängt. Gleich gegenüber der Fotodokumentation zeigt Schenkel in d e Galerie SK sechs Portraits von Frauen – sich selbst im Zentrum der sie umgebenden Mutter, Großmütter und Urgroßmutter. In jedes Bild hat Schenkel ein Zitat des portraitierten Familienmitglieds geschrieben. „Es sind Sätze, die mir in Erinnerung geblieben sind. Der Satz meiner Urgroßmutter wurde mir von meiner Mutter erzählt.“

Das Private wird bei der Wuppertalerin wie das Politische zur Kunst, und auch das Lebensumfeld bietet reichlich Stoff und Material für Bilder und Installationen. So sind die schmalen Druckstöcke, die Schenkel zusammen mit jeweils einem Druck als Serie zeigt, alte Zaunlatten aus dem großen Garten der Künstlerin in Wuppertal. „Bei mir kommt eben nichts weg“, lacht Schenkel. „Einige Hölzer stammen aus einer alten Hütte im Garten.“

Aufgehoben hat sie auch leere Marmeladen- und Lebensmittelgläser. Auf einem einfachen Holzregal stehen sie in der Galerie dicht an dicht, anstelle ihres früheren Inhaltes finden sich darin aber Fotokopien von Portraitfotos der fünf Frauen aus ihrer Familie, denen Schenkel auch ihre Zeichnungen gewidmet hat. Die eigene Lebensgeschichte bleibt bei der Wuppertalerin auf diese Weise durch die Kunst lebendig.

(RP)
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