Ambiente Sonderführungen im Museum Plagiarius

Im Südpark sind die bei der „Ambiente“ gebrandmarkten Kopien zu sehen. Die Originale kommen unter anderem aus Solingen.

 Stellten die Ausstellung im Museum vor: (v.l.) Carsten Schaal (Rechtsanwalt Firma Zwilling), Christine Lacroiux (Geschäftsführerin), Daniel Rixen und Britta Kaul (Rixen und Kaul).

Stellten die Ausstellung im Museum vor: (v.l.) Carsten Schaal (Rechtsanwalt Firma Zwilling), Christine Lacroiux (Geschäftsführerin), Daniel Rixen und Britta Kaul (Rixen und Kaul).

Foto: Meuter, Peter (pm)

Womit lässt sich mehr Geld verdienen als mit dem Handel von Kokain? „Mit Produktfälschungen“, hatte Prof. Dr. Arndt Sinn ausgeführt, als er am 8. Februar in Frankfurt die „Lobrede“ auf die diesjährigen Plagiarius-Preisträger hielt. Die Fälscher verdienen sich eine goldene Nase – „bei niedrigerem Entdeckungsrisiko, geringerem Sanktionsniveau und kaum Verfolgungsdruck“. Die Schäden aber liegen in Milliardenhöhe.

Große Unternehmen wie Zwilling haben deshalb spezielle Rechtsabteilungen. Von den neun Mitarbeitern sind alleine fünf für den Schutz von „Intellectual Property“ tätig, erläuterte Syndikusanwalt Carsten Schaal, der dem Bereich vorsteht. „Wir haben täglich damit zu tun.“ Im Museum Plagiarius, wo das Solinger Traditionsunternehmen unter anderem mit abgekupferten Messern vertreten ist, präsentierte Schaal einen gusseisernen Bräter der Zwilling-Marke Staub aus Frankreich und die Kopie aus billigem Aluminium-Blech. Der chinesische Nachahmer wurde dafür mit einem Hauptpreis „ausgezeichnet“.

Die Nachahmung, die nur ein Zehntel des Originalpreises kostete, war bei der „Ambiente“ 2018 aufgefallen. Zwilling ließ sich die „wettbewerbliche Eigenart“ seines Topfes vom Landgericht Köln bestätigen. Schaal: „Die Verhandlungen haben sich dann über ein Jahr hingezogen.“ Der Hersteller aus Zhejiang erstattete Zwilling die Kosten. Mehrere deutsche und europäische Händler gaben strafbewehrte Unterlassungserklärungen ab.

Kleinere Firmen suchen oft eine gütliche Einigung – wie Rixen & Kaul. Der Merscheider Produzent von hochwertigem Fahrradzubehör musste sich mit einem früheren Kunden aus Italien auseinandersetzen. Der hatte in China den Lenker­adapter Klickfix nachbauen lassen und ihn zusammen mit einem Korb für Hunde angeboten. Daniel Rixen und Britta Kaul fanden den Nachbau im Internet und bei Händlern für Tierbedarf. „Die Stückzahlen waren nicht so groß, so dass der wirtschaftliche Schaden nicht so hoch war“, kommentiert Daniel Rixen.

Die gütliche Einigung blieb aber aus: „Die italienische Firma bestreitet den Vertrieb des Plagiats trotz eindeutiger Beweise“, heißt es bei der Aktion Plagiarius. Für das 1 : 1 übernommene Design (samt Funktion und Farben, aber in schlechterer Qualität) gab es eine von sechs „Auszeichnungen“.

Auch beim sogenannten Hyänen-Preis trifft es einen Solinger: Designer Dorian Kurz hat den Bewegungsmelder „IS 1“ gestaltet, der 2006 von der Steinel GmbH auf den Markt gebracht wurde. In einer Vitrine des Museums sind jetzt gleich 19 Nachahmungen aus China zu sehen. „Herausfordernd ist hier die schiere Masse der Nachahmungen“, kommentiert Christine Lacroix von der Aktion Plagiarius. „Besonders dreist: Einer der chinesischen Hersteller hat ein EU-Design für sein Plagiat eingetragen.“ Das wurde aber wieder gelöscht.

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