Solingen Auf dem Weg zum digitalen Rathaus

Solingen · Nicht mehr für alle Mitarbeiter soll es einen festen Arbeitsplatz in Verwaltungsgebäuden geben. Flexibel nutzbare Arbeitszonen werden eingerichtet nach dem Vorbild in Gouda. Die Testphase startete in Ohligs.

Solingen: Auf dem Weg zum digitalen Rathaus
Foto: Köhlen Stephan

Zeit, Räume und Ressourcen sparen und natürlich viel Geld will die Stadtverwaltung in Zukunft mit flexibel nutzbaren Arbeitsplätzen im Rathaus und im Verwaltungsgebäude an der Bonner Straße. Nach dem Vorbild von Solingens niederländischen Partnerstadt Gouda sollen zunächst alle Akten digitalisiert werden. "Das Rathaus Gouda ist voll digitalisiert - das wollen wir auch hinbekommen", sagte Kämmerer Ralf Weeke. Dafür werde man aber mindestens noch zwei bis drei Jahre brauchen.

Einen Vorgeschmack auf das, was einmal kommen wird, können zunächst Mitarbeiter am Standort Bonner Straße, ab Mai dann auch Mitarbeiter aus dem Rathaus in der Innenstadt testen. In Ohligs wurden 17 flexibel nutzbare Arbeitsplätze eingerichtet: Mitarbeiter haben keine festen Büros mehr, sondern können sich je nach Bedarf und vorheriger Anmeldung an einem der 17 Arbeitsplätze in der neu gestalteten Arbeitszone einloggen - oder die Arbeit von zu Hause erledigen.

"Vor allem für diejenigen Mitarbeiter, die keinen Kundenkontakt haben, sind die flexibel nutzbaren Arbeitsplätze gedacht", sagte Ralf Weeke. In Gouda stellt das dortige Rathaus nur noch drei von vier Mitarbeitern einen festen Arbeitsplatz. Voraussetzung für eine derartige Umsetzung in Solingen ist zunächst die Digitalisierung der Akten. Aber auch dadurch sieht er Einsparpotenzial, in dem vielleicht der eine oder andere Arbeitsgang wegfallen könnte.

 ! Am Vorbild des Rathauses in der Partnerstadt Gouda will sich die Solinger Stadtverwaltung orientieren. Das ist voll digitalisiert. Fotos: Wendy Köhlen

! Am Vorbild des Rathauses in der Partnerstadt Gouda will sich die Solinger Stadtverwaltung orientieren. Das ist voll digitalisiert. Fotos: Wendy Köhlen

Foto: Meijerink / Stephan

Rund 1800 Mitarbeiter zählt die Kernverwaltung. Etwa ein Drittel hat regelmäßigen Kontakt zu Kunden. "Für zwei Drittel der Beschäftigten wäre das neue Modell also eine Alternative", sagte der Kämmerer und ergänzte: "Feste Büros für alle wird es in Zukunft nicht mehr geben. Die Einsparpotenziale sind riesig". Gleichwohl stellt Weeke klar: "Alles ist freiwillig."

Bei einem Tag der offenen Tür wurde Mitarbeitern die Arbeitszone der Zukunft - mit Teeküche, breiteren Bildschirmen, höhenverstellbaren Schreibtischen, Konferenzraum mit der Möglichkeit für Videokonferenzen - vorgestellt. "Die Resonanz war sehr groß", sagte Thomas Koch von der Organisationsabteilung. Erste Verbesserungsmöglichketen (mehr Sichtschutz, Schallschutz) zeichneten sich bereits ab. "Wir wollen in der sechsmonatigen Testphase möglichst viele Beschäftigte durch den neuen Bereich schleusen, um Erfahrungen zu sammeln.

Der Kämmerer weiß aber auch, dass die digital bedingten Neuerungen nicht sofort bei allen helle Begeisterung hervorrufen werden: "Wir wollen mit der Testphase einen Kulturwechsel in den Köpfen erreichen. Dazu gehört die Einsicht, zu akzeptieren, wenn ich nicht im Büro bin, kann ein Anderer es nutzen."

Sukzessive soll das Modell der mobilen Arbeitszonen in der Verwaltung ausgebaut werden. Das Jobcenter wird einbezogen, der geplante Rathaus-Anbau - eine politische Entscheidung wird Ende des Jahres erwartet - ebenfalls. Den braucht es nach Meinung von Weeke aber, um die Zwei-Standort-Strategie (Rathaus und Bonner Straße) zu verwirklichen, damit andere Verwaltungsstandorte (Kölner Straße, Gasstraße, Kamper Straße) aufgegeben werden können. Auch das spare viel Geld.

(RP)
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