Atelierbesuch Alltagsszenen aus dem urbanen Umfeld

Solingen/Düsseldorf · Der Düsseldorfer Künstler Robert Pufleb stellt im Gräfrather „Art Eck“ aus.

 Als einen „Sechser im Lotto“ bezeichnet Robert Pufleb sein Atelier im Reisholzer Hafen.

Als einen „Sechser im Lotto“ bezeichnet Robert Pufleb sein Atelier im Reisholzer Hafen.

Foto: Michael Tesch

Noch bis zum 8. September zeigt die Galerie „Art Eck“ am Gräfrather Markt die Gruppenausstellung „Faszination Mond – 50 Jahre nach Landung“. Einer der beteiligten Künstler ist der Düsseldorfer Robert Pufleb, Publikumspreisträger 2014 der Bergischen Kunstausstellung. Seine Serie von Fotografien der auf den ersten Blick realistisch anmutenden Mondoberflächen nennt der Künstler „Alternative Moons“ – womit ein deutlicher Hinweis gegeben ist, dass der Betrachter nicht unbedingt sieht, was er in den Abbildungen zu sehen glaubt. Womit gleichzeitig auch ein grundsätzliches Thema der Fotografien Puflebs benannt ist.

Die „Alternative Moons“, in Zusammenarbeit mit Nadine Schlieper entstanden, sind in Wirklichkeit die Fotografien von in der Küche des Atelierhauses in Düsseldorf-Reisholz gebackene Pfannkuchen. „Hier in dieser Pfanne sind sie entstanden“, zeigt Robert Pufleb beim Atelier-Besuch lachend das kleine, völlig unscheinbar wirkende Grundlagen-Werkzeug der beeindruckenden Bilderserie. Und natürlich spielen Pufleb und Schlieper mit dem Zusatz „Alternative“ auf die Tatsachenauslegung der damaligen Beraterin von Donald Trump an, von Kellyanne Conway. Diese hatte so die falschen Aussagen von Pressesprecher Sean Spicer zur Publikumsgröße bei der Amtseinführung Trumps gerechtfertigt.

Pfannkuchen backen – da spielt der Zufall eine Rolle, aber diesen sieht Pufleb grundsätzlich  als einen wichtigen Teil seiner Gestaltungsprinzipen an. Die unterschiedlichen Oberflächen der Mond-Pfannkuchen haben Pufleb und Schlieper aber auch durch die Zusammensetzung des Teiges, der Temperatur und der Menge des verwendeten Öls beeinflusst. „Geo-Engeneering durch Konzentrationsschwankungen bei variabler Hitzezufuhr“, nennt Pufleb dieses Vorgehen.

 „Alternative Moon“ – ein Mond, der ein Pfannkuchen ist.

„Alternative Moon“ – ein Mond, der ein Pfannkuchen ist.

Foto: Robert Pufleb

Der Humor Puflebs zeigt sich auch im einzigen Text in der Publikation „Alternative Moons“. Das 2017 mit dem „Vienna Photbook Award“ ausgezeichnete Buch ist im Verlag „The Eriskay Connection“ erschienen. Auf der letzten Seite öffnen Pufleb und Schlieper den Vorhang der Illusion: Abgedruckt sind Rezept und Backanleitung der Pfannkuchen.

 Das Beispiel eines „Transformers“ von Robert Pufleb.

Das Beispiel eines „Transformers“ von Robert Pufleb.

Foto: Robert Pufleb

Im gleichen Verlag wie die „Alternative Moons“ ist auch das Buch „Transformer“ erschienen. 2016 hatte Pufleb Bilder der Serie bereits im Gräfrather „Art Eck“ ausgestellt. „U.F.O.“ war die Schau damals betitelt und unbekannte Flugobjekte schienen die Fotografien auch zu zeigen. Doch bei genauerer Betrachtung entpuppten sich die kreisförmigen und mit Lampen versehenen Objekte als die Kronen von hohen Lichtmasten.

Pufleb setzt die Kronen aus mehreren, in verschiedenen Perspektiven aufgenommenen Bildern am Computer zusammen, so dass anstelle der Masten im Zentrum sich ein schwarzer Kreis bildete. „Es entsteht ein Nichtort, ein schwarzes Loch“, beschreibt der Künstler. Begonnen hatte Pufleb die Serie im chinesischen Chongqing. „Für mich sind sie einfach die höchste Abstraktionsstufe von diversem urbanen Inventar“, so der Künstler in einem Interview mit dem Internetblog „theycallitkleinparis“.

Einige der „Transformer“ passen auch zum Thema, das Pufleb aktuell bearbeitet: 30 Jahre Wiedervereinigung. 2016 fuhr Pufleb zum damaligen Grenzübergang Helmstedt/Marienborn – heute eine Gedenkstätte  – und fotografierte Lampen, Gebäude und Schilder. Aus dem Material entsteht derzeit im Reisholzer Atelier eine große Rauminstallation, die Ende des Jahres in Wuppertal zu sehen sein wird. Die „Transformer“ aus Marienborn sind leicht zu identifizieren. Ihr „schwares Loch“ ist im Vergleich zu anderen „U.F.O.s“ im Durchmesser viel größer. Der Grund: „Die Masten waren innen hohl, damit die Wachsoldaten darin hinaufklettern und beobachten konnten.“

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