Solingen Arm der Retter ist 32 Meter lang

Solingen · Die neue Drehleiter der Feuerwehr kostet 700.000 Euro. Sie ist ein wichtiger Helfer bei der Rettung von Menschen in Brandhäusern. Oberbürgermeister Norbert Feith besuchte gestern die Wache in Ohligs. 3,5 Millionen Euro hat die Stadt in den vergangenen Jahren in Wachen und Ausrüstung investiert.

300 PS sind nötig, damit der neue Drehleiterwagen schnell und sicher durch Solingens Straßen fahren kann. Schließlich müssen dabei 16 Tonnen Gewicht bewegt werden. Am Brandort angekommen, ist die Drehleiter in weniger als 90 Sekunden ausgefahren und einsatzbereit. Mit präzisen Handgriffen stellen Einsatzkräfte die seitlichen Stützen aus und arretieren sie, bevor sich die Leiter elektrisch in die Höhe bewegt. Bis zu 32 Meter hoch reicht der metallene Arm der Feuerwehr. Die neue Drehleiter, die gestern auf der Ohligser Wache erstmals öffentlich präsentiert wurde, kostet 700.000 Euro und ist ein wichtiges Hilfsmittel gerade auch für die Menschenrettung in Brandhäusern.

Oberstraße, Schillerstraße, Eiland — "Wir hatten in den letzten Wochen einige Einsätze, bei denen Drehleitern verwendet wurden", sagt Feuerwehrchef Frank-Michael Fischer. Dann kommt es mitunter auf Sekunden an. Brennt es etwa in Kellern von Wohnhäusern, ist den Bewohnern häufig der Fluchtweg durch das Treppenhaus durch dichte und giftige Rauchschwaden versperrt. Wer unbedacht ins dunkle, verrauchte Treppenhaus läuft, riskiert den Erstickungstod. Die Drehleiter der Rettungstupps ist dann für die häufig auch panischen Bewohner der oberen Etagen der einzig gangbare Weg ins Freie.

Insgesamt hat die Solinger Feuerwehr drei Drehleitern im Einsatz, erklärt Fischer. "Auf jeder der drei Wachen der Berufsfeuerwehr steht eine." Die Ohligser Drehleiter wurde nun außer Dienst gestellt und soll verkauft werden. Mitte Dezember wurde sie durch die eine neue, modernere ersetzt. Anders als die alte verfügt sie über einen Rettungskorb, in dem vier statt drei Personen Platz finden können. Gerade bei Rettungseinsätzen kann das entscheidend sein. Sind größere Menschengruppen in geringerer Höhe in Gefahr, lässt sich die Leiter auch so anlegen, dass die Menschen unmittelbar über die Leitersprossen absteigen können. Solche Rettungseinsätze sind vor allem bei Häusern mit einer Höhe von bis zu 22 Metern Fußbodenniveau der letzten Etage typisch und notwendig, erklärt Fischer. Denn baurechtlich brauchen nur höher gebaute Gebäude einen zusätzlichen Rettungsweg außer dem Treppenhaus. Der könnte etwa auch aus festen Steigleitern an der Fassade bestehen.

Die neue Drehleiter ist eine von rund 100 Fahrzeugen der Feuerwehr. Ihre Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Neben der Menschenrettung dienen sie auch Löscheinsätzen dort, wo erhöhte Punkte notwendig sind, etwa bei einem Feuer in einer Industriehalle, bei dem bereits das Dach in Flammen steht. Auch bei schwierigen Krankentransporten können Drehleitern zum Einsatz kommen, etwa wenn ein bettlägeriger Patient nicht durch ein zu enges Treppenhaus transportiert werden kann.

Oberbürgermeister Norbert Feith — und in seiner Begleitung Feuerwehrdezernent Robert Krumbein — machten sich gestern ein eigenes Bild von der neuen Drehleiter. Feith ließ sich im Rettungskorb sogar 32 Meter in die Höhe fahren. Der Besuch in Ohligs war der Auftakt zu einer Rundreise des Stadtoberhaupts zu den drei Feuerwachen der Stadt — neben Ohligs, Wald und Mitte — die bis Ende Februar abgeschlossen sein soll.

"Wir investieren viel Geld in die Feuerwehr", sagte Feith. Rund 3,5 Millionen Euro habe die Stadt in den vergangenen Jahren in Wachen und Ausrüstung investiert. Auch die "unschöne Diskussion" um die gemeinsame Feuerwehr-Leitstelle in Wuppertal sei für ihn ein weiter Anlass gewesen, sich vor Ort über die Einsatzfähigkeit der Wehr zu informieren. Von ihr ist er offenbar fest überzeugt. "Die Arbeit der Feuerwehr auch in der gemeinsamen Leitstelle sollte nicht in Zweifel gezogen werden", sagte der OB.

Feith und Krumbein räumten bei ihrer Visite ein, dass insbesondere Ausbau und Sanierung der Wachen mit Verzögerung betrieben worden seien. Es habe unter dem Diktat der Haushaltssanierung zunächst andere Prioritäten wie etwa der Ausbau von Kitas oder die Schulsanierung gegeben. Doch nun sei die Stadt, was die Feuerwehr angehe, auf einem guten Weg, die Ausgaben für sie sei ein "Haushaltsschwerpunkt". Das Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr in Mangenberg sei bald fertig, in Wald werde mit einem Abschluss der Sanierung des Gerätehauses zum Jahresende gerechnet, so Krumbein. Ein größeres Sanierungsprojekt bleibt das Wachgebäude in Wald.

(RP)
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