Solingen Apotheken-Schüler kämpfen für ihre Schule

Solingen · Es ist paradox: Absolventen des Walter-Bremer-Institutes werden dringend gebraucht. Mit dem Finanz-Rettungspaket droht jedoch die Schul-Schließung. "NRW braucht PTA", demonstrierten Schüler auf der Job-Messe Forum Beruf.

"Komm ins Team", "Ausbildung mit Zukunft - PTA": Plakate mit diesen einladenden Schriftzügen schmückten den Stand des Walter-Bremer-Institutes. Die 35 angehenden Pharmazeutisch-Technischen-Assistenten im zweiten Ausbildungsjahr - passend gekleidet in weiße Apothekenkittel - informierten auf der Jobinformationsmesse Forum Beruf im Theater und Konzerthaus über die Perspektiven. Diese sind durchaus glänzend. Lena Rodewies und Sabrina Thomas beispielsweise wissen schon jetzt, wo sie anfangen könnten nach dem Schulabschluss im nächsten Sommer. "Das gibt Sicherheit", sagen sie über ihre Lebensplanung. Absolventen der Apotheken-Schule können sich einen Arbeitsplatz unter mehreren Offerten aussuchen.

"Die Stelle ist garantiert", sagt Apothekerin Marlene Langenberg-Nüsser. Der Bedarf nach gut ausgebildeten PTAs wird sich nach ihren Worten in Zukunft sogar noch verstärken. Pharmazeutisch-Technische Assistenten, die Wundheilsalben oder Tabletten nach individuell verordneten Rezepturen herstellen können, werden auch in Arztpraxen und Kliniken gebraucht. Schulleiter Jürgen Friedland betont: "Wir bilden seit 1969 PTAs aus." Bisher habe jeder eine Stelle gefunden.

Doch die Zukunft der Apotheken-Schule unter dem Dach des Friedrich-List-Berufskollegs ist bedroht. Die Stadt will die PTA-Schule nicht mehr bezuschussen. Das ist Teil des Finanz-Rettungspaketes. Damit droht dem Institut die Schließung.

207 000 Euro hat Solingen im vergangenen Jahr für das Walter-Bremer-Institut zur Verfügung gestellt. Für Oberbürgermeister Norbert Feith bedeutet dies eine Finanzierungsschieflage. Denn die eigentlich Verantwortlichen für eine duale Ausbildung, das Land und die Apothekenkammer, hätten lediglich 63 000 beziehungsweise 25 000 Euro gegeben, während die jungen Leute selbst 280 000 Euro beigesteuert hätten.

Um monatlich 130 Euro ist das Schulgeld im vergangenen Jahr angehoben worden. Auch Lena Rodewies und Sabrina Thomas aus der Oberstufe der Apotheken-Schule zahlen inzwischen 340 Euro Schulgeld im Monat. Das geht nur mit Hilfe ihrer Familien, sagen sie. Ohne deren finanzielle Unterstützung könnten sie den PTA-Beruf nicht ergreifen. Dieser ermöglicht insbesondere Frauen, durch Teilzeit-Beschäftigung Familie und Beruf später einmal gut zu vereinbaren.

Wuppertal, Remscheid, selbst Düsseldorf haben keine PTA-Schulen. Krefeld hat ihre jetzt geschlossen. Problem ist, dass die Kommunen in NRW für die Finanzierung dieser Schulen selbst sorgen müssen. In anderen Bundesländern hingegen ist die Ausbildung der Pharmazeutisch-Technischen Assistenten an den Berufskollegs verankert. Damit tragen diese dann auch die Personalkosten. Der Solinger Bildungsausschuss hatte kürzlich noch ein Bekenntnis zum Walter-Bremer-Institut abgeben. Tenor: Es ist eine prägende Einrichtung über die Stadtgrenzen hinaus und sichert Solingen ein Alleinstellungsmerkmal.

Die Schulpolitiker hatten einen höheren Zuschuss der Apothekenkammer gefordert. Das Beispiel aus Duisburg könnte somit eine Richtung vorgeben, wo der Apothekerverband die PTA-Lehranstalt teilweise übernommen hat.

"Wir müssen alles versuchen, das Walter-Bremer-Institut zu erhalten. Es ist wichtig für Solingen", betont Apothekerin Marlene Langenberg-Nüsser am PTA-Stand bei Forum Beruf im Theater und Konzerthaus. In welche Richtung es gehen müsste, demonstrierten unterdessen Schüler auf roten Schildern. Die Aufschriften: "Schulgeld ist unsozial. NRW braucht PTA."

(RP)
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