Ausstellung in der Galerie SK Liebe und Irritation auf den ersten Blick
Solingen · Die Essener Malerin Annette Schnitzler ist seit Kindertagen fasziniert von Architektur.
Nach einem aktiven Leben in einem sozialen Beruf entschied sich die gebürtige Wuppertalerin Annette Schnitzler vor 15 Jahren zu einem Studium der Malerei und Grafik an der Freien Akademie der bildenden Künste in Essen. Hier konnte die Tochter eines Architekten an ihre alte Liebe zur Architektur anknüpfen. Raum und Fläche, Innen und Aussen sind seitdem ihre bevorzugten malerischen Themen.
In der aktuellen Ausstellung der Galerie SK im Südpark, die morgen um 15 Uhr in den Güterhallen eröffnet wird, zeigt Annette Schnitzler unter dem Titel „Auf den ersten Blick“ groß- und mittelformatige Tafelbilder in Oel auf Leinwand, Tuschezeichnungen auf Papier, die unmittelbar Bezug nehmen auf die Höhe des Ausstellungsraums, und experimentelle Crossover-Arbeiten, die Fotografie, Malerei und Collage verbinden.
Die neuesten Arbeiten von 2019/20 an der Hauptwand der Galerie veranschaulichen ihre aktuelle Auseinandersetzung mit dem Themenbereich abstrahierte Architektur. Ausgangspunkt ist die Darstellung des Innenraums und Interieurdetails. Der Betrachter versucht sich räumlich zu positionieren, tritt in den virtuellen Raum ein und ist auf den ersten Blick irritiert. Denn die architektonischen Details, Wände, Raumecken, Bodenbegrenzungen, aber auch Raumkörper und möbelartige Formen wollen sich nicht einem eindeutigen Perspektivraum unterordnen. Die Raumkonstellationen sind entweder mehrdimensional oder tendieren zur Fläche. Hintergründe scheinen sich partiell aufzulösen oder brechen auf und lassen tiefere Schichten als abstrakte malerische Texturen sichtbar werden.
„Im malerischen Prozess entstehen irreale, nicht leicht einzuordnende Szenerien“, erläutert die Malerin. „Das Bild entsteht im bildnerischen Dialog. Es entwickelt sich ausgehend von einer konkreten Innenraumdarstellung. Oft nutze ich eine Fotografie oder erstelle ein dreidimensionales Papiermodell als Motiv-Vorlage. Im Verlauf des Arbeitsprozesses tauche ich so in zunehmend abstraktere Bildwelten ein.“
Die Dimensionen von Raum und Fläche, Licht und Schatten, Klarheit und Verfremdung durchdringen und überlagern sich in den Bildern von Annette Schnitzler und laden den Betrachter nach erfolgter Irritation zu einem zweiten Blick ein. Dies trifft auch auf die zeichnerischen Fragmente zu, offene experimentelle Kompositionen, in denen auf den ersten Blick Anmutungen gegenständlicher Details aufblitzen, die im gleichen Moment von räumlicher Dekonstruktion erfasst werden.
Die Malerin hat auch einige Beispiele ihrer voraus gegangenen Bildserien mitgebracht. So kann der Betrachter nachvollziehen, wie auch kompakte Einzelmotive, Stühle oder Sessel, die räumliche Perspektivordnung und Komposition in Spannung versetzen können.
Übermalte Fotografien zeigen im kleinen Format das räumliche Vexierspiel eines Davor oder Dahinter. Insgesamt eine anspruchsvoll auf ein bildnerisches Problem fokussierte Ausstellung, die gleichzeitig durch malerische Virtuosität überzeugt.