Solingen Anmeldungen an Gymnasien sinken stark

Solingen · Im nächsten Schuljahr gibt es an den Solinger Gymnasien rund 10 Prozent weniger neue Schüler als 2016. Parallel geht die Diskussion ums "Turbo-Abitur" weiter. Noch bis Juni können sich die Gegner in den Bürgerbüros in Listen eintragen.

Solingen: Anmeldungen an Gymnasien sinken stark
Foto: dpa, awe mov kne lof

Kommende Woche ist die schöne Zeit vorbei. Nach 14 Tagen Osterferien müssen die Schüler auch in Solingen wieder Vokabeln büffeln und Mathematik-Formeln auswendig lernen. Was aber noch nichts ist im Vergleich zu den Abiturienten, für die ab Dienstag zunächst einmal die schriftlichen Abiturprüfungen auf dem Programm stehen, ehe im Mai die Nachschreibetermine sowie die mündlichen Fächer an der Reihe sein werden.

Das stressige Ende einer langen Schullaufbahn - wobei immer mehr Eltern ihren Kindern den möglichst schnellen, dafür aber arbeitsintensiveren Weg zur Reifeprüfung inzwischen anscheinend ersparen wollen. Denn in diesem Frühjahr sind die Anmeldungen der neuen Fünftklässler für die Gymnasien in der Klingenstadt um satte zehn Prozent zurückgegangen. Hatten sich 2016 noch 432 Familien entschieden, ihre Töchter beziehungsweise Söhne auf ein Gymnasium mit dem Abitur nach acht Jahren zu schicken, reduzierte sich diese Zahl nun auf nur noch 398.

Zum Vergleich: Die vier Solinger Gesamtschulen sowie die Sekundarschule werden nach den Sommerferien insgesamt 631 neue Schülerinnen und Schüler begrüßen können. Was nach Ansicht von etlichen Experten auch damit zusammenhängt, dass die Jugendlichen an den Gesamtschulen in den allermeisten Fällen neun Jahre Zeit haben, um sich auf ihr Abi vorzubereiten.

Es ist also eine Abstimmung mit den Füßen im Gange, die es nach dem Dafürhalten der Gegner des "Turbo-Abiturs" allerdings gar nicht geben müsste. So läuft zurzeit im ganzen Land ein Volksbegehren, dessen Initiatoren eine flächendeckende Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren fordern. Unter anderem in den städtischen Bürgerbüros liegen die Listen der Bürgerinitiative "G 9-jetzt-NRW" aus, in die sich Interessierte bis 7. Juni eintragen können.

Ziel ist es, am Ende des Volksbegehrens Anfang 2018 eine Million Unterschriften gesammelt zu haben. Auf diese Weise wäre der Landtag nämlich gezwungen, sich mit dem Ansinnen zu beschäftigen - und die Befürworter von "G 9" hätten später - bei einer Ablehnung ihrer Forderungen durch das Parlament - die Möglichkeit, einen Volksentscheid auf den Weg zu bringen.

Dies ist jedoch zunächst noch einzig die sprichwörtliche Zukunftsmusik - weswegen den Unterstützern des Volksbegehrens in Solingen wie anderswo augenblicklich daran gelegen ist, bis Juni so viele Stimmen wie irgend denkbar zu sammeln. In der Klingenstadt steht an der Seite der "G 8"-Gegner vor allem die Bürger Fraktion Solingen (BFS), die nächste Woche zum wiederholten Male für das Anliegen eines längeren Lernens auf die Straße geht. "Wir werden am Samstag, 29. April, einen Tag vor einer weiteren Sonntagsöffnung der Bürgerbüros, am Neumarkt informieren", kündigte gestern BFS-Ratsherr Jan Salewski an.

Er zeigte sich gleichzeitig optimistisch, das "Turbo-Abitur" zu kippen. Bei den bisherigen Veranstaltungen der BFS zum Thema hätten sich gerade Großeltern immer wieder skeptisch gegenüber den "G 8" gezeigt, betonte Salewski, der zudem darauf verwies, nach anfänglichen Schwierigkeiten laufe der Umgang mit den Listen in den Bürgerbüros inzwischen gut. So habe die Verwaltung mittlerweile sogenannte Eintragungsscheine, die wie bei einer Briefwahl den Unterschriften Gültigkeit verleihen, auf Drängen der BFS übernommen, sagte Jan Salewski.

Indes bleibt abzuwarten, ob sich die "G 9"-Befürworter durchsetzen. So präsentierte die in Solingen lebende NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) zuletzt die Abitur-Pläne der Landesregierung, die an den Gymnasien zukünftig die Wahl zwischen einem Abi nach acht und neun Jahren vorsehen. Ein Modell, das in der Klingenstadt bereits heute an der Friedrich-Albert-Lange-Gesamtschule existiert. Und das nach dem Dafürhalten von Fachleuten auch für die Gymnasien in Solingen denkbar wäre. Eine Einschränkung machen die Experten allerdings: So müsste nach ihrer Einschätzung parallel zu einer solchen "G 8 / G 9"-Lösung die Zahl der Lehrer deutlich steigen.

(or)
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