Solingen Angler sehen ihre Idylle bedroht

Solingen · Seit 1960 haben die Natur- und Angelfreunde Merscheid ein Gelände zwischen der Viehbachtalstraße und der Hofschaft Hübben von der Stadt gepachtet. In zwei Jahren soll damit Schluss sein. Die Naturfreunde hoffen, wenigstens einen Teil behalten zu dürfen.

 Winfried Boos (links) und Hans-Ernst Pohl sehen ihre Idylle bedroht. Erst wurde die Viehbachtalstraße gebaut, dann folgte der Viehbachsammler. Der Pachtvertrag mit der Stadt soll in zwei Jahren enden.

Winfried Boos (links) und Hans-Ernst Pohl sehen ihre Idylle bedroht. Erst wurde die Viehbachtalstraße gebaut, dann folgte der Viehbachsammler. Der Pachtvertrag mit der Stadt soll in zwei Jahren enden.

Foto: Boris Schmidt

Forellen, Karpfen und Schleien tummeln sich in den Teichen, der Eisvogel kommt gerne und findet in tausenden von kleinen Fischen eine willkommene Mahlzeit vor. Lediglich der Lärm der Viehbachtalstraße stört die Idylle ein wenig, die die Pächter des Geländes, die Natur- und Angelfreunde Merscheid, jetzt dauerhaft in Gefahr sehen. Denn wenn der Viehbachsammler auch in diesem Bereich gebaut wird, könnte Schluss sein mit der Nutzung des Geländes, das der Verein bereits seit 1960 hegt und pflegt.

 Das Vereinsheim der Natur- und Angelfreunde wurde nach einem Brand 2007 wieder aufgebaut.

Das Vereinsheim der Natur- und Angelfreunde wurde nach einem Brand 2007 wieder aufgebaut.

Foto: Boris Schmidt

So bekam der Verein schon vor achteinhalb Jahren die Kündigung von der Stadt. "Wegen Renaturierung" wie Winfried Boos erzählt. Die Stadt hat das Gelände, das einst zur Gesenkschmiede Hendrichs gehörte, von der Besitzerfamilie gekauft, weil auch in diesem Bereich einmal der Viehbachsammler verlaufen wird. Bis der fertig ist, wird es allerdings nach Auskunft von Manfred Müller von den Technischen Betrieben Solingen (TBS) noch bestimmt zehn bis zwölf Jahre dauern. "Der erste Abschnitt bis zu den Schwarzen Pfählen ist fertig", sagt der Teilbereichsleiter vom TBS. "Bis wir in den Bereich Hübben kommen, gehen sicher noch zweieinhalb Jahre ins Land."

Das ist für die elf aktiven und 18 passiven Mitglieder der Natur- und Angelfreunde Merscheid allerdings nur ein schwacher Trost. "Unsere Mitglieder sind alle im fortgeschrittenen Alter, und solange wir nicht wissen, wie es hier weitergeht, können wir auch keinen Nachwuchs begeistern", sagt Winfried Boos. Er ist zusammen mit den aktiven Vereinskameraden meisten zweimal in der Woche auf dem weitläufigen Grundstück, auf dem auch ein Vereinsheim steht, wo regelmäßig Skat gespielt wird und gemütliche Veranstaltung organisiert werden. Auch einen Tag der offenen Tür für die Nachbarschaft gibt es jedes Jahr.

In erster Linie sieht sich der Verein aber auch der Landschaftspflege verpflichtet. "Was soll hier noch renaturiert werden, sagt Vereinsmitglied Hans-Ernst Pohl und zeigt auf den das Vereinsgelände begrenzenden Viehbach, der sich idyllisch durch sein Bett schlängelt. Wenn wie nach Unwettern Steine oder umgestürzte Bäume ihm den Weg versperren, sind es die Natur- und Angelfreunde, die den Weg wieder freiräumen. "Wir haben ein über 80-jähriges Mitglied, das zersägt einen kapitalen umgestürzten Baum in ein paar Tagen in handliche Stücke", erzählt Pohl. Das Holz kann dann wiederum im Ofen im Vereinshaus verfeuert werden. Seit es dort im Dezember 2007 gebrannt hat, weil es in dem alten Ofen weiter glimmte, steht dieser jetzt vor einer feuerfesten Ziegelwand. Die Vereinshütte haben die Mitglieder in Eigenarbeit neu aufgebaut.

Geangelt wird auf dem Gelände nicht mehr. "Wenn jemand eine frische Forelle haben möchte, holen wir den Fisch mit dem Kescher aus dem Becken", sagt Winfried Boos. Forellen spielten schon früher eine wichtige Rolle im Vereinsleben. "Als das Gelände noch der Familie Hendrichs gehörte, hat man uns die Fläche kostenlos überlassen, nur ein paar Forellen wollte die Familie von uns haben", berichtet Boos.

Wenn für den Bau des Viehbachsammlers Gelände benötigt wird, das heute der Verein nutzt, wären die Mitglieder durchaus bereit, etwas abzugeben. Nur ihren Treffpunkt mit der schmucken Holzhütte wollen sie gerne behalten.

"Für die Renaturierung des Geländes sorgen wir nun schon seit mehr als 50 Jahren und wollen das auch gerne in Zukunft tun", sagt Winfried Boos und blickt auf die Fischteiche, während durch die dichten Baumkronen die Sommersonne blitzt.

(RP/rl)
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