Unternehmerfrauen Andreas Ehlert: "Fordern Sie uns Kerle"

Solingen · Unternehmerfrauen im Handwerk haben im Klingenmuseum die Landesverbandstagung ausgerichtet.

 Die Solinger UFH-Vorsitzende Jutta Monscheuer ehrte langjährige Mitglieder.

Die Solinger UFH-Vorsitzende Jutta Monscheuer ehrte langjährige Mitglieder.

Foto: Hogekamp Lena

Ein neues Kaffeekränzchen ? Davon hielten Solingens Obermeister vor 25 Jahren wenig. Erst mit Hilfe anderer Unterstützer wie der Innungskrankenkasse konnten sich die Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) etablieren. Gestern richtete das "Kaffeekränzchen" zum Jubiläum die Landesverbandstagung im Klingenmuseum aus. Und die Herren der Schöpfung überschlugen sich mit Komplimenten.

Die waren ehrlich gemeint. Denn im Solinger Arbeitskreis wie auf Landesebene leisten die Unternehmerfrauen gute Arbeit. "Sie sind auch eine starke frauenpolitische Interessenvertretung", betonte Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf. "Sie werden wahrgenommen."

"Was würden wir ohne unsere Frauen machen?", fragte Arnd Krüger, Kreishandwerksmeister in Solingen und Wuppertal. In kleineren Betrieben leiteten Ehefrauen und Partnerinnen alle möglichen "Abteilungen" - vom Personal über die Buchhaltung bis zu den Reklamationen. Einige engagieren sich zudem in Interessenvertretungen: Ehefrau Birgit Krüger ist Schriftführerin im UFH-Landesverband. Dessen Vorsitzende Tatjana Lanvermann unterstrich, wie gut viele Betriebe zurzeit ausgelastet sind: "Wir wissen teilweise gar nicht mehr wohin."

Dazu komme der ständige Wandel: "Wir können und wollen die digitale Technik nicht aufhalten." Erfolgreiche Menschen hörten nie auf zu lernen, wie es auch das Tagungsmotto ausdrückte: "Lebenslanges Lernen, begeistert - neugierig - kreativ". Das, so Lanvermann, müsse man "mit Kopf, Bauch und Herz" annehmen.

Das Bekenntnis lässt sich aber auch am Arm oder um den Hals tragen: Gastrednerin Sylvia Löhrmann zeigte eine Kette der VHS Aachen, bei der jede farbige Kugel zwei Jahre symbolisiert: eine für die vorschulische Ausbildung, mehrere für die Schulzeit, für Lehre oder Hochschule und die meisten - alle in Blau - für den Rest des Lebens. "Blaumachen" kann sich aber niemand mehr leisten. Löhrmann: "Das Wissen verdoppelt sich in immer kürzerer Zeit. Die Weiterbildung ist leider viel zu wenig im Fokus der Öffentlichkeit."

Die frühere NRW-Schulministerin plädierte dafür, das Lernen zu lernen - ganzheitlich, mit "Gestaltungs- und Zuversichtskompetenz": "Wir brauchen starke Persönlichkeiten." Dabei lasse sich die Welt nicht in 45-Minuten-Einheiten aufteilen. "Es vergeht keine Woche, wo irgendein Verband nicht ein Extrafach fordert. Wir sind Weltmeister im Segmentieren. Jedes Kind ist aber anders, jeder Mensch lernt anders."

Am Nachmittag konnten die Teilnehmer der Landesverbandstagung selbst etwas lernen. In einem Workshop vor der eigentlichen Mitgliederversammlung ging es um "Design Thinking" und "Speed Dating". In der Mittagspause wurde den rund 100 Gästen, darunter auch einige Frauen, die selbst Handwerksbetriebe leiten, zudem eine Führung durchs Klingenmuseum angeboten.

Die Unternehmerfrauen im Handwerk haben in Solingen rund 40 Mitglieder. Bei der Landesverbandstagung ehrte die Vorsitzende Jutta Monscheuer sieben von ihnen für ihre langjährige Zugehörigkeit. Als "Frauen der ersten Stunde" wurden Gabriele Birkel, Karin Jung und Elke Kesper ausgezeichnet. Mindestens 20 Jahre gehören Ulrike Evertz, Angelika Levanczik, Cornelia Strodtkötter und Sandra Worring dem Verein an. Der lädt seine Mitglieder jeden Monat zu Treffen ein. Im Juni heißt es beispielsweise in der Handwerkskammer "Frauen gehen in Führung".

In Düsseldorf sind momentan vier der 16 Vorstände weiblich. "Es gab erhebliche Widerstände", erinnerte sich Präsident Andreas Ehlert. Man sei auf dem Weg, aber noch nicht am Ziel: "Fordern Sie uns Kerle." Oder, wie es Oberbürgermeister Tim Kurzbach formulierte: "Sie können verdammt stolz auf sich sein."

(flm)
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