Solingen Alle wollen schwimmen lernen

Solingen · Immer weniger Kinder können schwimmen. Das ist bedenklich. Die Stadt reagiert darauf und ermöglicht wieder einen Ferienkurs im neuen Lehrschwimmbecken der Klingenhalle. Die Resonanz ist riesig. Neun Kurse sind eingerichtet. Doppelt so viele könnten es sein.

 Bei Nicole Ulrich im städtischen Schwimmkurs in der Klingenhalle lernen die Kinder nicht nur, sich sicher über Wasser zu halten, sondern üben auch das Tauchen.

Bei Nicole Ulrich im städtischen Schwimmkurs in der Klingenhalle lernen die Kinder nicht nur, sich sicher über Wasser zu halten, sondern üben auch das Tauchen.

Foto: Anja Tinter

Schwimmen ist Technik. "Einatmen, ausatmen — und dabei kräftig die Hände im Wasser nach vorne schieben", ermuntert Nicole Ulrich die Kinder im neuen Lehrschwimm-Becken der Klingenhalle am Weyersberg. Gemeinsam mit Schwimm-Meisterkollegen Andy Rohloff leitete sie gestern die ersten beiden Schwimmkurse der Stadt. Anschließend starteten an diesem Montag sogar noch sieben weitere Kurse, in denen jeweils acht Kinder an zehn Tagen in den Herbstferien die nötige Sicherheit im Wasser erlangen.

"Die Nachfrage ist riesig", sagen die Schwimm-Meister über den Zuspruch zum Herbstferienkurs im Klingenbad, der über das Landesprogramm "NRW kann schwimmen" für Schüler der 3. bis 6. Schulkassen zustande gekommen ist. Der Bedarf bei Eltern ist groß. Mehr als 150 Kinder sind angemeldet worden. Dies dürfte die Erwartungen bei weitem übertroffen haben. Denn nur 72 von ihnen haben einen Platz bekommen können. Und selbst dies sind bereits doppelt so viele Kinder wie zum Auftakt des städtischen Schwimmkurses in den Osterferien.

Familien fehlt die Zeit

Nächstes Jahr zu Ostern soll es während der zweiwöchigen Ferien auf jeden Fall eine Fortsetzung geben, heißt es. Dann können wohl auch noch mehr Drittklässler berücksichtigt werden, die wegen des Anmeldebooms jetzt erst einmal vertröstet werden mussten. Ohne ein Angebot müssen aber auch sie nicht bleiben. In Solingen ist in allen dritten Grundschulklassen im Sport der Schwimmunterricht obligatorisch. Mit dem Ferienkurs reagiert die Stadt auf einen bedenklichen Trend: "Immer mehr Kinder können nicht schwimmen", bestätigt auch Nicole Ulrich die Erfahrungen ihrer Schwimm-Meisterkollegen. Dazu tragen nach deren Beobachtung veränderte Lebensverhältnisse bei: Wenn zum Beispiel beide Eltern berufstätig sind, fehlt oft die Zeit, insbesondere wenn viele Kurse um die Mittagszeit stattfinden. Dicht gedrängt wird der Terminplan der Familien aber zugleich durch den zunehmenden Ganztag der Schulen.

Bärbel Möhring, Daniela Tuchenhagen und Anette Sebode sind froh über das Angebot der Stadt. "Das ist klasse", sagen sie, während ihre Kinder Tiago, Lukas beziehungsweise die beiden Zwillinge Julia und Nadine bereits am ersten Tag in der Klingenhalle nach dem roten Ring auf dem Beckenboden tauchen.

Das Schulschwimmen in der dritten Klasse reiche definitiv nicht aus, schildern die Eltern. Auch sie erleben, dass es für eine Familie heutzutage nicht leicht ist, zwischen Beruf, Schule und all den anderen Anforderungen privat den Schwimmkurs für die Kinder zu stemmen. Zumal dieser dann mitunter 80 Euro und sogar noch darüber hinaus koste. Dank des Landesprogramms liegt die Gebühr für den Ferienkurs in der Klingenhalle hingegen bei zehn Euro.

Schwimmkurs-Leiterin Nicole Ulrich erwartet erneut einen ähnlich "tollen Erfolg" wie zuletzt in den Osterferien. Nach den zwei Wochen waren eigentlich alle Kinder sicher im Wasser.

Schwimmen ist für sie aber nicht nur den Kopf übers Wasser zu halten. Das heißt ebenso, tauchen zu können und keine Angst davor zu haben, plötzlich vom Beckenrand ins Wasser geschubst zu werden.

(RP/rl)
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