Tannenbaumabholung Alle Jahre wieder

Solingen · Gegen zehn Uhr haben Elvir Sipovic und seine Kolonne bereits die erste Fuhre in der Kompostierungsanlage im Bärenloch abgeladen. Seit Beginn ihrer Schicht vor rund drei Stunden luden sie knapp zwei Tonnen Christbäume ein – so viel, wie der Trommelwagen fasst.

 Giacomo Nagoro (Foto) sowie seine Kollegen Elvir Sipovic und Thomas Gebhardt hatten gestern schwer zu tun bei der Abholung der Tannenbäume.

Giacomo Nagoro (Foto) sowie seine Kollegen Elvir Sipovic und Thomas Gebhardt hatten gestern schwer zu tun bei der Abholung der Tannenbäume.

Foto: MAK

Gegen zehn Uhr haben Elvir Sipovic und seine Kolonne bereits die erste Fuhre in der Kompostierungsanlage im Bärenloch abgeladen. Seit Beginn ihrer Schicht vor rund drei Stunden luden sie knapp zwei Tonnen Christbäume ein — so viel, wie der Trommelwagen fasst.

Jedes Jahr nach den Heiligen Drei Königen sind Sipovic und seine Kollegen Thomas Gebhardt und Giacomo Nogara von den Entsorgungsbetrieben unterwegs, um die ausrangierten Weihnachtsbäume der Solinger einzusammeln. Nach einer kurzen Frühstückspause geht die Tour weiter. Sipovic sitzt am Steuer. Fürs Tannenbaumabholen gelten die selben Routen, die er auch montags bis freitags zur Mülltonnenleerung abfährt. "Mit dem Unterschied, dass wir heute alle fünf Touren an einem Tag machen", erklärt Sipovic.

Nächster Stopp auf der Route sind Teile der Fußgängerzone in der Innenstadt. Gebhardt und Nogara haben die Aufgabe, die Bäume in den Wagen zu wuchten, in dem die Tannen durch eine sich drehende Trommel ins Wageninnere geschoben werden.

Zwischen den abgelegten Tannen entdecken die Werker etwas, das eindeutig kein Christbaum ist: einen dicken Tannenstamm, drumherum liegen die abgeschnittenen Zweige. "Der Stamm ist viel zu dick, denn hatte sicher niemand im Wohnzimmer stehen", sagt Gebhardt. So etwas sehen die Männer beim Baumeinsammeln immer wieder. Denn einige Solinger nutzen den Termin gerne dazu, beispielsweise ihre Lebensbäume aus dem Garten zu den Tannen zu legen und hoffen so auf einen kostenlosen Abtransport. "Aber wir erkennen schon, ob der Baum die letzten zwei Wochen trocken im Wohnzimmer gestanden hat oder nicht", so Gebhardt. Solche Bäume werden von ihnen rigoros liegengelassen.

Weiter geht es über Widdert bis runter zur Wipperaue. Nach 13 Jahren bei den Solinger Entsorgungsbetrieben lenkt Elvir Sipovic das 14 Tonnen schwere Müllfahrzeug problemlos durch die engsten Kurven und Straßen der Hofschaften. "Ich schufte heute vielleicht körperlich nicht so wie meine Kollegen, dafür muss ich die ganze Zeit konzentriert sein", sagt der 38-Jährige. Für alle drei gilt es, die Augen offen zu halten.

Denn obwohl die Technischen Betriebe immer wieder darum bitten, die Weihnachtsbäume gut sichtbar und in Gruppen an die Straße zu legen, sind die Tannen oft nur schwer zu entdecken, sie liegen hinter Mülltonnen, unter Sträuchern oder auf Vorhöfen. Ein vorbildliches Bild findet die Kolonne hingegen in Bethanien vor: Hier liegen dutzende Bäume in einem Haufen auf dem Rasen.

"Bei so vielen Tannen lohnt es sich sogar für den Fahrer mit auszusteigen", sagt Sipovic und packt mit an. Gut 30 Weihnachtsbäume hieven die Männer hier in den Wagen. "Das ist ganz schöne Knochenarbeit", sagt Gebhardt, "nach der Tour sind wir froh, wenn wir die Arme noch zum Essen heben können." Sonnenschein und blauer Himmel sorgen dennoch für gute Stimmung unter den Männern: "So gutes Wetter hatten wir bei der Baumabholung noch nie", sagt Gebhardt. "Sonst gab es immer Regen oder Schnee, heute macht die Tour sogar richtig Spaß." Auch für Thomas Gebhardt ist es bereits die 12. Weihnachtsbaumabholung. Wie Gebhardt hat auch Sipovic den Eindruck, dass mittlerweile weniger Christbäume an der Straße liegen als früher.

"Das liegt sicher auch daran, dass die Bäume so teuer geworden sind", so der Fahrer. Gegen Mittag ist der Müllwagen dennoch erneut voll. Bevor es weitergehen kann, muss die Kolonne ihre Fracht wieder bei der Kompostierungsanlage im Bärenloch abladen. Knapp 1,8 Tonnen haben sie diesmal in der Trommel. In der Kompostierungsanlage herrscht um die Mittagszeit reger Betrieb. Alle paar Minuten kommt ein weiterer Müllwagen, um Tannen abzuladen. 80 Leute und 17 Fahrzeuge sind an diesem Tag im Einsatz. Im vergangenen Jahr wurden rund 135 Tonnen Christbäume eingesammelt. In der Kompostierungsanlage werden die Tannen gehäckselt und können so für die Aufbereitung der Böden verwendet werden.

Nach der Fahrt ins Bärenloch wollen Sipovic, Gebhardt und Nogara etwas essen. Ein Fischbrötchen in Wald vielleicht, denn da müssen sie auf ihrer Route sowieso hin. Bis sie alle Bäume auf ihrer Tour eingesammelt haben, wird es noch eine Weile dauern. Francina Herder

(RP)
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