Solingen Ärger über Müllberge

Solingen · Die Entsorgungsbetriebe versuchen, alle Mülltonnen zu leeren, die in den vergangenen Tagen und Wochen wegen der Schneemengen stehengeblieben sind. Anwohner der Lerchenstraße atmeten gestern Mittag erleichtert auf.

Die Anwohner der Lerchenstraße sind sauer: In den vergangenen vier Wochen sind ihre großen Müllcontainer lediglich ein Mal geleert worden. Etwa zehn Tage vor Weihnachten wurde dort zuletzt ein Müllfahrzeug im Einsatz beobachtet. Der Fahrplan für die normalerweise wöchentliche Leerung (mittwochs) der Tonnen dort ist durch die Witterungsverhältnisse gehörig aus den Fugen geraten.

Die vier großen grauen Container sowie zwei zusätzliche Tonnen quillen über von Müll in der Carport-Anlage der Siedlung des Spar- und Bauvereins Solingen (SBV). Zig Müllsäcke sind bereits um die Tonnen, zu denen noch je vier vollgestopfte gelbe und blaue Container gehören, aufgestapelt: "Verhältnisse wie in Neapel", entfährt es einen aufgebrachten Anwohner, "dramatisch und schlimm" bewertet Anwohner Andreas Herlinghaus die winterliche Müllproblematik.

"Dabei haben wir extra den Carport vom Schnee freigeschaufelt, damit die Müllfahrzeuge heranfahren und die Container und Tonnen geleert werden können." Aus der Sicht des Feuerwehrmanns bestünde für die Müllabfuhr kein Problem, mit ihren Fahrzeugen an die Carport-Anlage heranzufahren, um dort endlich den Müll zu entsorgen.

Das hätten die Entsorgungsbetriebe (EBS) zuletzt am Silvestertag versucht, sagt jedenfalls die städtische Pressestelle. "Das ist aber nicht gelungen", meint Pressesprecherin Birgit Wenning. Gestern Mittag, gegen 13.30 Uhr, gelang es schließlich: Ein großes Dreiachsenfahrzeug, das normalerweise für die Leerung gelber und blauer Tonnen zuständig ist, fuhr heran und entsorgte nicht nur den Müll aus den grauen Tonnen, sondern gleich noch den Inhalt der gelben und blauen dazu, obwohl die Straßenverhältnisse gestern auf vereisten Nebenfahrbahnen ungleich schlechter waren als noch am Silvestertag.

Die Müllsortierung wurde den winterlichen Zuständen geopfert. "Ab dem heutigen Dienstag soll die Müllabfuhr wieder ihren normalen Fahrplan aufnehmen", sagt Wenning.

In der Liste der Straßen, die wegen des Schnees von den Räumfahrzeugen nicht angefahren werden konnten, tauchte die Lerchenstraße jedenfalls nicht auf. Von A wie Adlerstraße bis Z wie Ziegelstraße sind hier 20 Straßen genannt. "An manchen Stellen, zum Beispiel in der Sophienstraße und in einigen Hofschaften, ist die Zufahrt wegen parkender Autos für die großen Müllfahrzeuge schwierig", berichtet die städtische Pressestelle.

Verärgert zeigte sich auch Morgenpost-Leser Werner Völker. Er wohnt am Obenscheidt, die 14-tägige Leerung der Tonnen fiel vergangenen Dienstag aus. Seine Nachfrage, ob denn nun heute die Leerung nachgeholt werde, zumal in seiner Straße der Müll abgeholt werden soll, wurde von einem EBS-Mitarbeiter mit Verweis auf die 14-tägige Leerung verneint. Birgit Wenning: "Es gibt eine klare Dienstanweisung, dass in diesen Fällen der Müll mit entsorgt wird."

SBV-Vorstandsvorsitzender Ulrich Bimberg bringt Verständnis für die Müllmänner auf. "Die haben es angesichts der Wetterlage schwer", räumt er ein. Nicht nur aus der Siedlung Lerchenstraße habe es Beschwerden wegen der unzureichenden Müllentsorgung in den vergangenen Wochen gegeben, sondern auch aus anderen Siedlungen.

"Es ist nicht verwunderlich, dass bei diesen Schneeverhältnissen die Entsorgungsbetriebe an ihre Grenzen geraten", meint Bimberg. Allerdings will er nach dem Winter das Gespräch mit den Entsorgungsbetrieben suchen. "Da lässt sich manches sicher besser koordinieren, das könnte die Situation entlasten", glaubt der SBV-Vorstandsvorsitzende. Auch die Straßenreinigungssatzung gehöre auf den Prüfstand. Die sei, so Bimbergs Eindruck, realitätsfern.

(RP)
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