Solingen Abwehrkräfte aus China

Solingen · Weil Solingens Politessen mehr und mehr neben verbalen auch körperlichen Attacken ausgesetzt sind, wird erwogen, sie wie die Ermittlungskräfte in chinesischer Kampfkunst zu schulen.

Fünf Mal wurden im abgelaufenen Jahr die Politessen auf Solingens Straßen Opfer körperlicher Gewalt in einer Form, dass sie Anzeige erstatteten. Grund genug für Überlegungen, auch sie in der chinesischen Kampfkunst Wing Chun zu trainieren, eine Kunst, die ihre Kollegen aus dem Ermittlungsdienst des Stadtdienstes Ordnung und die Politessen in der Nachbarstadt Remscheid bereits beherrschen.

Verbalattacken gehören zum Alltag der 13 weiblichen Verkehrsüberwachungskräfte in der Klingenstadt, die nur einen männlichen Kollegen haben. „Wenn Sie auf den Strich gingen, könnten Sie mehr verdienen“, gehört da noch zu den harmloseren Beleidigungen, wie der Leiter des Stadtdienstes Ordnung, Detlef Münch, erläutert.

Der Chef der Überwachungskräfte sieht allerdings auch die Idee, die Politessen in chinesischer Kampfkunst zu unterweisen, mit gemischten Gefühlen und fürchtet, dass den Frauen neben allen anderen Beleidigungen dann auch noch nachgesagt wird, dass sie die Verkehrsteilnehmer schlagen würden.

Auf den Umgang mit schwierigen „Kunden“ werden die Überwachungskräfte auch ohnehin schon in regelmäßigen Schulungen vorbereitet, erläutert Münch. Werden die Frauen und ihre Kollegen körperlich angegriffen, erfolgt eine Anzeige, ebenso bei schweren Beleidigungen. Eine Politesse zum Beispiel werde immer wieder von ein und demselben Mann beschimpft, der sein Fahrzeug immer wieder an derselben Stelle verbotswidrig abstellt.

Oft mit renitenten, gewaltbereiten Mitbürgern haben auch die Ermittlungskräfte des Ordnungsamtes zu tun. Diese sieben Mitarbeiter sind bereits mit der chinesischen Kampfkunst Wing Chun vertraut. „Alle 14 Tage trainieren wir diese Art der Selbstverteidigung“, erklärt Ermittler Detlef Keller. Wie seine Kollegen hat er unter anderem die Aufgabe, illegale Arbeitskräfte aufzuspüren und festzunehmen oder auch Menschen in die Psychiatrie einzuliefern.

Für die Ermittler des Ordnungsamtes ist körperliche Gewalt bei ihrem Gegenüber beinahe an der Tagesordnung. „Wing Chun besteht darin, die Kraft des Gegners auszunutzen und ihn dadurch abzuwehren; wenn man gut ist, geht das sehr schnell“, erklärt Detlef Keller die Grundzüge der Kampfkunst. „Wing Chun ist auch gut für Frauen geeignet, weil sie kaum Kraft aufbringen müssen, um sich zu verteidigen.“

Noch müssen sich Solingens Politessen anders durchsetzen, wenn uneinsichtige Autofahrer auf Konfrontationskurs gehen. „Als ein Autofahrer neulich eine Überwachungskraft tätlich angegriffen hat, waren zum Glück zwei Polizeibeamte in Zivil in der Nähe, die der Frau zu Hilfe kamen“, berichtet Detlef Münch.

(RP)
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