Solingen Abgezockt bei Kaffeefahrt

Solingen · Erstmals informierten die Kriminalprävention der Polizei, die Seniorensicherheitsberater und die Verbraucherzentrale gemeinsam bei einer Veranstaltung über Verbraucherschutz und Vorbeugung bei Kaffeefahrten und Gewinnversprechen.

Das Einladungsschreiben mit der verbundenen Gewinnmitteilung klingt vielversprechend. Neben einem avisierten Geldbetrag werden eine Busreise, ein kostenfreies Mittagessen und attraktive Geschenke versprochen. Derlei Lockmittel bekommen insbesondere Senioren ins Haus geschickt – und viele nehmen bei diesen Kaffeefahrten, die mit Verkaufsveranstaltungen verbunden sind, teil.

Die versprochenen Gewinne gibt es auf solchen Fahrten zwar meistens nicht, und auch der versprochene Wäschetrockner entpuppt sich als bloße Wäscheleine. "Man darf sich nie von reißerischen Versprechen blenden lassen. Spontan sollte zudem nie etwas unterschrieben werden, schon gar keine Überweisungsträger, sonst ist das Geld weg", warnte Dagmar Blum, Leiterin der Verbraucherberatung am Werwolf, gestern Nachmittag im Gebäude der Polizeiinspektion Solingen.

Kompakte Beratung

Dort hatten sich mehr als 50 Senioren zusammengefunden. Unter dem Motto "Älter – aber sicher!" informierten erstmals Polizei, Verbraucherberatung und die seit 2008 tätigen Seniorensicherheitsberater gemeinsam und kompakt über die Fallstricke und betrügerischen Machenschaften bei Kaffeefahrten und Gewinnversprechen. "Viele Fragen kann entweder nur die Polizei oder aber die Verbraucherberatung beantworten. Deshalb ist die Kooperation sehr sinnvoll", meinen Kriminalhauptkommissar Jörg Peiseler und Dagmar Blum. "Hier bekommen die Senioren eine 100-prozentige Beratung", ergänzte Polizeipressesprecher Ralf Bäcker. Er weiß: "Auch in Solingen gibt es immer wieder Opfer von sogenannten Kaffeefahrten." Informiert wurde im Rahmen der Veranstaltung auch über das Widerrufsrecht, sollte man trotz Bedenken bei einer Verkaufsfahrt dennoch etwas gekauft haben. "Man kann vom Vertrag zurücktreten, allerdings entfällt das Widerrufsrecht bei erstandenen Waren bis zu 40 Euro", berichtete Dagmar Blum. Schwer genug sei es ohnehin, an die Veranstalter heranzukommen, wenn nur eine Postfachadresse angegeben ist. Allein das sollte schon zu größter Vorsicht Anlass geben.

Angeblich 5000 Euro gewonnen

Der pensionierte Lehrer Ulrich Rompf erzählte zudem über seine Erlebnisse einer Kaffeefahrt: "Seit ich 60 bin, werde ich mit Gewinnversprechungen und Fahrtangeboten zugeschüttet. Das habe ich nun mal ausprobiert, ich wollte einfach mal testen, wie sich eine solche Kaffeefahrt abspielt." 5000 Euro sollte er gewonnen haben, von Radevormwald aus ging die angekündigte "ganztägige Reise" aber schnurstracks in ein Hotel nach Oer-Erkenschwick, nachdem man zuvor noch weitere Einstiegsstationen abgeklappert hatte. Von den 5000 Euro hat Rompf nichts gesehen, das kostenlose Mittagessen sollte er selbst bezahlt. Rompf informierte die Polizei. "Der Busfahrer hatte zudem Anweisung bekommen, mich und meinen Freund nicht wieder mit nach Hause zu nehmen", sagte Ulrich Rompf. Dies konnte indes verhindert werden.

(RP)
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