Solingen 800 Zuhörer beim Vortrag im Gotteshaus

Solingen · Die Lutherkirche ist zum Bersten voll. Kein freier Sitzplatz ist mehr zu finden. Hunderte sind gekommen, um sich den Vortrag "Pädagogische Abrüstung" von Jesper Juul anzuhören. Der Erziehungsratgeber ist nicht nur ein Verfasser zahlreicher Bücher, wie "Aus Erziehung wird Beziehung. Authentische Eltern –kompetente Kinder" oder "Vom Gehorsam zur Verantwortung. Für eine neue Erziehungskultur", sondern auch der Gründer und Leiter des Kempler Institute of Scandinavia in Dänemark.

Die Lutherkirche ist zum Bersten voll. Kein freier Sitzplatz ist mehr zu finden. Hunderte sind gekommen, um sich den Vortrag "Pädagogische Abrüstung" von Jesper Juul anzuhören. Der Erziehungsratgeber ist nicht nur ein Verfasser zahlreicher Bücher, wie "Aus Erziehung wird Beziehung. Authentische Eltern —kompetente Kinder" oder "Vom Gehorsam zur Verantwortung. Für eine neue Erziehungskultur", sondern auch der Gründer und Leiter des Kempler Institute of Scandinavia in Dänemark.

Die gut 800 Besucher an diesem Abend — so viel wie wohl in keinem Gottesdienst — machten freilich auch deutlich, dass die Lutherkirche an der Kölner Straße ein wichtiges Veranstaltungshaus ist und mit dem denkmalgeschützten Gotteshaus eine besondere Atmosphäre bietet — beispielsweise für Konzerte und andere Kultur-Events.

Jesper Juuls Zuhörer erhofften sich neue Antworten auf Erziehungsfragen. Er betont denn auch, dass das, was wir die letzten 300 Jahren über Erziehung gelernt haben, heute nicht mehr funktioniert. Das frustriert die Eltern. Ihre Kinder wollen nicht mehr zu ihrem Erziehungsstil passen.

"Wir müssen eine neue Perspektive annehmen", plädiert Juul. Dabei ist ihm eine augenzwinkernde Selbstkritik nicht abhandengekommen, wenn er zugibt: "Uns Pädagogen kann man auch nicht trauen. Jeder hat eine andere Theorie." Die Eltern müssen wählen, nach welcher Theorie sie ihre Kinder erziehen. "Das macht es schwierig." Juul warnt aber vor einem Übermaß an Erziehung. Sein Rat: "Die meisten Eltern können ihre Erziehung gern um 50 bis 60 Prozent reduzieren."

Beim Umgang mit dem Kind — seien es nun Eltern, Lehrer oder Erzieher — setzt Jesper Juul auf eine gleichwertige Begegnung. Sein Appell: Mit dem Kind auf gleicher Augenhöhe sprechen. Wenn die Verständigung mit dem Kind nicht funktioniere, dürfe die Schuld nicht auf das Kind abgewälzt werden. Auch sollten Eltern nicht versuchen, die Tochter oder den Sohn zu therapieren, sondern den Fehler auch einmal bei sich selbst suchen. Juul ist sich bewusst, dass das für "uns Erwachsene schwierig" ist.

Juul tritt für eine Kooperation mit dem Kind ein und holt somit die Erwachsenen von ihrem erhöhten Podest auf den Boden der kindlichen Tatsachen zurück.

(RP)
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