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Solingen 66 Jahre der Zeitung treu

Solingen · August Scheidtmann ist ein Abonnent der ersten Stunde. Seit 1946 gehört er zu den Lesern der Rheinischen Post. Der 79-Jährige befasst sich viel mit Zeitgeschichte. In der Taschenmesserreiderei Lauterjung vermittelt er Kindern Einblicke in die alte Kunst des Messermachens.

Als er die Zeitung aufschlägt, staunt August Scheidtmann: "Was es damals für harte Bestrafungen gab." Der 79-Jährige hält eine besondere Ausgabe der Rheinischen Post in den Händen: Die Allererste vom 2. März 1946. 20 Pfennig kostete die Zeitung damals und erschien zu Beginn nur mittwochs und samstags.

"Mein Vater war Abonnent der Solinger Morgenpost. Nach seinem Tod im Jahr 1953 habe ich die Zeitung weiter bezogen — bis heute", erzählt Scheidtmann.

Wissen den Kindern vermitteln

Die Vermittlung des historischen Erbes liegt ihm am Herzen. In der Reiderei Lauterjung an der Schaberger Straße bringt der gelernte Taschenmesserreider Kindern und Erwachsenen seinen Lehrberuf näher. "Das ist die Tätigkeit, die die Klinge mit dem Heft verbindet", erklärt er. Aus Materialien, die Scheidtmann mitbringt, können die Interessierten in Workshops selber Messer zusammenbauen.

"Für die Kinder ist das immer ein Riesenspaß", sagt Scheidtmann. Ihre besondere Faszination beziehe die Taschenmesserreiderei, die heute zum LVR-Industriemuseum gehört, aus ihrer Authentizität: "Als ich hineinkam, lagen da ein Hammer, eine Zange und viele Messer. Alles war so, als sei Herr Lauterjung nur gerade einen Kaffee trinken gegangen." Dabei endete die Produktion im alten Heimarbeiterbetrieb schon im Jahr 1965. Auch in Büchern hält August Scheidtmann Zeitgeschichte fest. Gemeinsam mit dem Industriemuseum brachte er das Sachbuch "Bartmetz, Scher on Zöppken" heraus. Darin erklärt er typische Begriffe aus der Solinger Industrie.

Doch der 79-Jährige schuf auch ein persönliches Werk mit nur einer Handvoll gedruckten Exemplaren: In "Erinnerungen von August Scheidtmann" beschreibt er in 35 Geschichten eigene Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg und der frühen Nachkriegszeit. So berichtet er davon, wie er als Kind an der vollkommen verschmutzten Wupper vorbeikam, am Morgen nach der Reichspogromnacht die Verwüstungen in der Innenstadt sah, aber auch, wie er nach dem Krieg seine Ausbildung zum Taschenmesserreider aufnahm.

"Meine Kinder und Enkelkinder sagten mir: Schreib doch mal auf, was Du erlebt hast", sagt Scheidtmann. Seine Erlebnisse zu dokumentieren, habe ihm ein Gefühl der Befreiung gegeben, erzählt er. Doch trotz aller Beschäftigung mit der Vergangenheit lebt August Scheidtmann bewusst in der Gegenwart. Mehrere Jahre nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete er mit 77 Jahren noch einmal. Reisen führten ihn in den letzten Jahren in die USA, nach Südafrika und Norwegen. Im Alltag treibt er noch viel Sport.

Morgenpost tägliche Lektüre

Die Solinger Morgenpost studiert August Scheidtmann täglich nach dem Frühstück. Besonders interessieren ihn der Sport und die Tagespolitik. Auch das Internet nutzt er, um manche Artikel noch einmal durchzulesen. "Es ist auch jetzt mit fast 80 noch eine wunderschöne Zeit, wenn man Dinge tun kann, die einem Spaß machen", erklärt Scheidtmann.

(ied)
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