Kundgebung vor dem Rathaus 500 Solinger demonstrieren gegen Antisemitismus

Solingen · Nach dem Anschlag von Halle hatten Stadt, Jüdische Kultusgemeinde, Kirchen und „Bunt statt Braun“ zur Kundgebung aufgerufen.

 Mit eindringlichen Worten forderte Oberbürgermeister Tim Kurzbach die Teilnehmer der Kundgebung dazu auf, für Demokratie und gegen Antisemitismus aufzustehen.

Mit eindringlichen Worten forderte Oberbürgermeister Tim Kurzbach die Teilnehmer der Kundgebung dazu auf, für Demokratie und gegen Antisemitismus aufzustehen.

Foto: Martin Oberpriller

Der Platz vor dem Solinger Rathaus war gut gefüllt. Rund 500 Menschen haben nach dem neonazistischen Terroranschlag von Halle am Freitagnachmittag gegen Judenfeindlichkeit demonstriert und so ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus in der Gesellschaft gesetzt.

Nachdem ein 27-jähriger Rechtsextremist am Mittwoch versucht hatte, in die Synagoge der sachsen-anhaltinischen Stadt einzudringen und später zwei Menschen erschossen hatte, waren die Stadt Solingen, die Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal, das Aktionsbündnis Christlicher Kirchen sowie das Bündnis „Bunt statt Braun“ mit dem Aufruf an die Öffentlichkeit getreten, sich an der Kundgebung auf dem Walter-Scheel-Platz zu beteiligen.

Wobei den Demonstranten vor dem Rathausbau durchaus bewusst war, dass es mit Appellen alleine nicht getan ist. So forderte Oberbürgermeister Tim Kurzbach die Anwesenden in einer kurzen Ansprache eindringlich dazu auf, nach dem Terrorakt nicht einfach wieder zur Tagesordnung zurückzukehren. Vielmehr, so der OB, gehe es darum, die Demokratie zu stärken. Denn dies sei gerade unter dem Eindruck der antisemitischen Attacke von Halle ein Anspruch, der alle Bürger angehe.

Tatsächlich hatten der versuchte Anschlag auf die Synagoge und die anschließenden Morde an zwei Passanten auch in der bergischen Region für Entsetzen gesorgt sowie zu einer nochmaligen Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen geführt. Zwar war seitens der Polizei bereits im Vorfeld des Jom Kippur-Tages in dieser Woche die Präsenz zum Beispiel vor der Synagoge in Wuppertal deutlich nach oben gefahren worden. Doch nach dem Anschlag in Halle waren diese Maßnahmen dann noch einmal spürbar verstärkt worden.

Der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, Leonid Goldberg, bedankte sich am Freitag für die Solidarität, die der Gemeinde und ihren Mitgliedern in den zurückliegenden Tagen zuteil geworden worden sei. Gleichzeitig schilderte Goldberg, dass er sich direkt nach dem Anschlag an den Jom Kippur-Krieg von 1973 erinnert gefühlt habe. Damals hatten mehrere arabische Staaten am höchsten jüdischen Feiertag Israel angegriffen, wobei Israel den Krieg unter großen Anstrengungen am Ende gewinnen konnte.

Im Anschluss an die Kundgebung vor dem Rathaus, bei der neben Oberbürgermeister Tim Kurzbach noch eine Reihe anderer Redner dazu aufrief, Antisemitismus sowie Rechtsextremismus konsequent zu bekämpfen, wurde ein weiteres Zeichen gegen Judenfeindlichkeit gesetzt. So unterschrieben viele der Teilnehmer ein Banner mit der Aufschrift „Solingen gegen Antisemitismus“.

„Der Anschlag von Halle ist ein entsetzliches Ereignis, ein Anschlag auf alle Menschen und zeigt, dass es wichtig ist, die Solidarität mit Menschen jüdischen Glaubens zu intensivieren“, sagte Bernd Krebs vom Freundeskreis Ness Ziona. Im Vorfeld hatten bereits Solinger Parteien die Tat scharf verurteilt und Konsequenzen gefordert.

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