Jubiläumsevent in der Solinger Innenstadt Der Zöppkesmarkt hat viele Gesichter - aber nur einen Z 1 und Z 2

Solingen · Karl-Ernst Evertz und Wolfgang P. Getta erfanden vor 50 Jahren den Zöppkesmarkt. Spaßgruppen wie die des CVJM machten ihn unverwechselbar: „Schnitz de Fritz“.

Fundstücke zum 50. Zöppkesmarkt
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Zöppkesmarkt-Fundstücke

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Foto: Archiv

Z 1? Ein Smartphone, eine Querflöte, ein Monitorarm, ein DJ-Mixer und vieles mehr. Vor 50 Jahren aber der Spitzname für Karl-Ernst Evertz: den Mann, der nicht nur den Zöppkesmarkt, sondern auch dessen Namen erfand und fünf Jahre lang die treibende Kraft war. Evertz lebt nicht mehr, aber Miterfinder Wolfgang P. Getta – Ehrentitel „Z 2“ – weiß noch ganz genau, wie alles begann. „Im Frühjahr 1969 fand in der Ohligser Festhalle eine Verbandsversammlung des Reise-, Markt- und Schaustellergewerbes statt. Bei dieser Gelegenheit habe ich Karl-Ernst Evertz kennengelernt, einen Profiverkäufer, der bei sämtlichen großen Messen sehr erfolgreich war.“

Getta stand selbst am Anfang seiner Karriere, hatte gerade in Solingen eine Stelle als Lokaljournalist angetreten. Die Idee eines Festes für die ganze Klingenstadt faszinierte ihn, und er begann, für sie zu trommeln. „Cannstatt hatte seinen Wasen, Paderborn feierte Libori, und in Beuel gab es den Pützchens Markt“, nennt er einige Beispiele. Er sprach die Stadtspitze und die Fraktionschefs an. „Die haben gesagt, das wäre etwas Wunderbares.“ Allerdings sollte es keine große Kirmes wie in Haan, sondern etwas anderes werden.

Zum Vorbild wurde der Floh-, Kram- und Trödelmarkt, den die Bremer im Jahr zuvor in ihrer Fußgängerzone veranstaltet hatten. Und es war schnell klar, dass auch die Profis vertreten sein sollten. Getta: „Da die Idee aus ihren Reihen kam, wollte man sie nicht ausschließen. Auf zwei Amateure sollte ein Profi kommen.“ Außerdem war man bei der Gestaltung auf die Hilfe der Experten angewiesen. Und es traf sich bestens, dass Bernhard Petermann, der Landesgeschäftsführer des Verbands, seinen Sitz an der Grünstraße in Ohligs hatte.

 Wolfgang P. Getta (Foto) war neben Karl-Ernst Evertz der Erfinder des Solinger Zöppkesmarktes.

Wolfgang P. Getta (Foto) war neben Karl-Ernst Evertz der Erfinder des Solinger Zöppkesmarktes.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der erste, in Rekordzeit geplante Markt auf dem Mühlenplatz – an die Clemens-Galerien dachte noch kein Mensch – wurde ein derartiger Erfolg, dass einige Amateure schon am ersten Abend ausverkauft waren. Getta erinnert sich an zwei Teilnehmerinnen, die aufs Waffelbacken umstiegen, nachdem sie alle geflochtenen Bastzöpfe verkauft hatten. Viele Anekdoten dieser Art bekam der Redakteur aber nicht mit: Er saß stundenlang an den Hebeln einer Art Gabelstapler von Hywema, mit dem er Honoratioren und Künstler auf das (abgestützte) Vordach des Kaufhof-Gebäudes hob – die erste „Bühne“ des Zöppkesmarkts.

Ein Vierteljahrhundert später verfasste der Lokalredakteur das Buch „Zöppkesmarkt – 25mal getrödelt, Solingen 1969-93“. Getta recherchierte rund 200 Stunden lang an sechs Wochenenden und beschrieb akribisch, was den Markt ausmacht und was nach und nach hinzukam: der Wanderpokal für den besten Stand, die Lotterie, Miss Zöpfchen, die Zöppkesfahrt der Oldtimer und die Zöppkesmahlzeit. Natürlich dreht sich auch ein Kapitel um die karitative Seite des Zöppkesmarkts. „Z 1“ Karl-Ernst Evertz, der in seinem späteren Leben in Gettas Worten zum „Werbeverkäufer für Christus“ wurde und auch vier Jahre lang das evangelische Altenheim an der Corinthstraße in Wald leitete, hatte den Markt von Anfang an mit guten Taten in Verbindung gebracht.

Wegen der erfolgreichen Mischung fiel Oberbürgermeister Gerd Kaimer, der das Vorwort zu Gettas Buch schrieb, deshalb auch ein Urteil über den Zöppkesmarkt leicht: „Hundert Jahre soll er leben – und seinen Erfindern besten Dank.“ Ein weiteres Vierteljahrhundert ist in diesem Jahr geschafft und damit quasi Halbzeit. Wolfgang P. Getta hat übrigens keine Erinnerungsstücke vom Markt: „Außer einer Bratwurst an einem Imbissstand habe ich mir nichts geleistet.“ Beim Jubiläumsfest wird man den 78-Jährigen nicht sehen: „Wegen des Gedränges und Geschiebes bin ich auch nie auf die Haaner Kirmes gegangen.“ Aber beim allerersten Zöppkesmarkt, als er auf dem Gabelstapler saß, da hätte er sich stattdessen gerne an den vielen Ständen und Buden umgesehen. Denn schon im ersten Jahr hatte der Solinger Markt sein Bremer Vorbild locker überholt.

Beruflich hat sich der Lokalredakteur und spätere Lokalchef natürlich oft auf dem Zöppkesmarkt umgesehen. Getta: „Besonders viel Vergnügen hat mir immer die Berichterstattung über die Spaßgruppen gemacht.“ In seinem Buch erinnert er an die Anfänge 1969: „Der Club ,Golden Twenty‘ des CVJM hielt bunt bemalte Zöppker feil. Denen waren internationale ,Gebrauchsanweisungen‘ beigelegt: ,Schäl de potato‘, ,Schnitz de Fritz‘, ,Schrapp del Schloot‘, ,Schlitz up the Kottenbotter‘, ,Mäh de Matt-yes‘, ,Kapp de Tupee‘ und ,Pell ‘n Ölk‘.“ Den 1971 von der Stadt-Sparkasse ausgeschriebenen Wanderpokal holte die ersten drei Mal allerdings der Club Mankes. Ab 1974 mauserte sich die CVJM-Mannschaft aber zu einer der erfolgreichsten Spaßgruppen.

Zöppkesmarkt 2018 Freitag, 7. September, 11 bis 23 Uhr; Samstag, 8. September, 8 bis 23 Uhr; Sonntag, 9. September, 9 bis 21 Uhr.

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