Öffentlicher Nahverkehr in Solingen 49-Euro-Ticket lohnt sich nicht für jeden
Solingen · Rund 660 Dauerkarten-Kunden der Stadtwerke sind inzwischen für das neue Deutschlandticket registriert, dass ab 1. Mai kommen soll. Fast 900 der 17.000 Abo-Kunden haben aber auch schon abgelehnt. Ein Vergleich ist ratsam.
Die Verkaufsmitarbeiter beim Verkehrsbetrieb der Stadtwerke Solingen (SWS) hatten in den vergangenen Tagen keinen Grund, sich über zu wenig Arbeit zu beklagen. Denn seit kurzem können Kunden Registrierungen für das neue 49-Euro-Ticket vornehmen lassen, das ab dem 1. Mai seine Gültigkeit haben und nach den Vorstellungen seiner politischen Mütter sowie Väter eine neue Ära des öffentlichen Nahverkehrs auch in Solingen einläuten soll.
Jedenfalls registrierten die SWS bis Ende dieser Woche bereits rund 660 Vorbestellungen für das zukünftige, offiziell Deutschlandticket genannte Abonnement. Dies hat eine Sprecherin des Verkehrsbetreibs am Freitag auf Anfrage mitgeteilt. Wobei anzunehmen ist, dass auch in den kommenden Wochen die Fragen zu dem Ticket kaum nachlassen werden.
Schließlich haben die Stadtwerke zuletzt alle insgesamt 17.000 Dauerkunden angeschrieben, um diese über die Rahmenbedingungen des 49-Euro-Tickets in Kenntnis zu setzen und den Kunden einen Wechsel anzubieten. Allerdings sollten die Nutzer von Bus und Bahn nach Ansicht der SWS die Vor- und Nachteile des 49-Euro-Abos zunächst einmal genau abwägen, ehe sie zugreifen, lohnt sich doch längst nicht für jeden der Umstieg.
Das sehen anscheinend auch etliche Pendler in der Klingenstadt so. Denn in der Zwischenbilanz der Stadtwerke Solingen tauchen nicht allein die erwähnten 660 Vormerkungen zu dem Ticket auf, sondern noch mehr Kunden haben das Deutschlandticket inzwischen auch schon abgelehnt. So summierten sich die ablehnenden Reaktionen bis Ende dieser Woche sogar auf 860 Kunden. Und auffallend daran ist, dass selbst solche Abonnenten, die zurzeit mehr als 49 Euro zahlen, das neue Ticket teilweise nicht wollen.
„Es handelt sich dabei um etwa 300 Kunden“, sagte die Stadtwerke-Sprecherin, die am Freitag gleich einen Grund dafür mitlieferte. Da das Deutschlandticket nämlich lediglich für eine Person gelte, sei es mit ihm beispielsweise im Gegensatz zum Ticket 2000 des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr nicht gestattet, nach 19 Uhr oder am Wochenende eine zusätzliche Person mitzunehmen. Darüber hinaus sei aber auch die Mitnahme von Kindern nicht vorgesehen. Und ebenfalls nicht inbegriffen im Preis von 49 Euro sei der Transport von Fahrrädern, teilten die Stadtwerke mit.
Zwar besteht die Möglichkeit, für ein Rad ein zusätzliches Abo abzuschließen. Aber dieses hat den Nachteil, dass es auch nur monatsweise gebucht werden kann und 29 Euro kostet. „Auf diese Weise kommt man dann schon auf fast 80 Euro pro Monat. Darum kann es günstiger sein, wenn Kunden ihr altes Abo-Modell beibehalten“, verdeutlichte die SWS-Sprecherin.
Ohnehin könnte der Preis für das Deutschlandticket mittelfristig noch Anlass zu Diskussionen geben. So gehen die Stadtwerke davon aus, dass sich die nun festgelegten 49 Euro auf Sicht nicht halten lassen. „Wir rechnen damit, dass das Ticket zum Beispiel wegen steigender Energiepreise in den nächsten zweieinhalb Jahre teurer wird“, sagte die Sprecherin.
Immerhin ist für diesen Zeitraum nun aber erst einmal die Finanzierung des 49-Euro-Tickets sichergestellt. Der Bundestag hat am Donnerstag nämlich einem Gesetzesentwurf der Bundesregierung zugestimmt. SPD, Grüne und FDP stimmten dafür, AfD und Union lehnten das Gesetz ab, die Linke enthielt sich. Dem Gesetz muss Ende März noch der Bundesrat zustimmen. Erst dann stehen die Ampeln endgültig auf Grün für das Ticket.