Solingen 2000 Kinder am Straßenrand

Solingen · 51 Kindergärten und 16 Grundschulen im gesamten Stadtgebiet beteiligten sich gestern an der Polizeiaktion "Siehst Du mich?" Autofahrer wurden an Schulen von den Kindern auf umsichtige Fahrweise aufmerksam gemacht.

Julia Mucha ist heute ganz in dunkles Lila gekleidet. Was modisch voll auf der Höhe ist, kann an einem grauen Novembermorgen zu einer Gefahr werden. Denn Julia ist für Autofahrer schlecht zu sehen, wäre da nicht die Warnweste, die das Mädchen über ihrer dicken Winterjacke trägt, so wie auch die anderen Kinder aus der Kita Böckerhof, der Kita Rappelkiste und der naheliegenden Grundschule. Sie alle beteiligen sich gestern an der Aktion der Polizei, so wie die Mädchen und Jungen aus beinahe allen Solinger Kindergärten und Grundschulen.

Im Moment sind über 2000 Kinder gleichzeitig auf der Straße, erklärt Uli Schmidt von der Verkehrssicherheitsberatung der Polizei, als er gerade mit seinem Kollegen Randolf Dinger und Thomas Müller mit rot-weißem Flatterband zwischen den Bäumen die unterschiedliche Länge von Bremswegen markiert. Eindrucksvoll ist das, wie lang der Bremsweg eines Fahrzeugs ist, das mit 50 Kilometern in der Stunde an der Schule vorbeibraust. Aber auch, wenn ein Fahrer nur 30 Kilometer auf der Tachoanzeige hat, benötigt er 13,3 Meter, um sein Fahrzeug zum Stehen zu bringen.

Auf Aktion gut vorbereitet

Ein Blatt, auf dem dies nachzulesen ist, reicht Leon Dormann den Autofahrern, die an der Ampel unweit der Grundschule Böckerhof anhalten müssen. Der Viertklässler stößt weitgehend auf Verständnis. "Ja, ich weiß, aber", ist einer der Sätze, den er mehrmals an diesem Morgen zu hören bekommen, als er die Autofahrer an angepasste Geschwindigkeit erinnert. "Hier sind zwei Kindergärten und eine Schule, da kann immer ein Kind rausspringen", sagt Leon den Autofahrern. "Auch wenn 50 erlaubt ist, sollte man an Schulen und Kindergärten nicht so schnell fahren", sagt Polizist Thomas Müller, während sein Kollege Uli Schmidt mit Megafon auf der Straße steht und den Kindern dankt, dass sie so toll mitgemacht haben. Denn nach 15 Minuten ist alles vorbei, und die Kinder gehen zurück in ihre Klassen und Kitas, wo sie gut auf die Aktion vorbereitet wurden.

"Verkehrserziehung steht bei uns regelmäßig auf dem Programm", erklärt Cornelia König. Auch die Eltern, so weiß die Leiterin der Kita Böckerhof, müssen manchmal auf richtiges Verhalten hingewiesen werden. "Erst neulich habe ich eine Mutter angesprochen, die kaum hundert Meter neben dem Zebrastreifen mal eben über die Straße lief", sagt Cornelia König.

Mutter geht mit zur Kita

Für Eva Mucha ist selbstverständlich, ihre Tochter Julia auf richtiges Verhalten im Straßenverkehr hinzuweisen. Auf dem Weg zum Kindergarten an der Ritterstraße begleitet sie die Sechsjährige regelmäßig. Und deshalb ist es auch nicht schlimm, wenn Julia in ihrem hochmodischen Lila für die Autofahrer im morgentlichen Novembergrau nicht ganz so gut zu erkennen ist.

(RP)
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