Solingen 16 Katzenbabys vor Tierheim ausgesetzt

Solingen · An diesem Morgen ging eine Mitarbeiterin des Tierheims in Glüder wie üblich mit einem der dort untergebrachten Hunde spazieren. Dann fielen ihr plötzlich drei große Umzugskartons auf. Sie standen direkt am Imbiss des Tierheims. "Erst als eine kleine Pfote zu sehen war, war klar, was hier los ist", schildert Tierheimleiterin und 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Bergisch Land, Andrea Kleimt, den nun fast eine Woche zurückliegenden Vorfall. Wieder einmal sind unmittelbar vor dem Solinger Tierheim Tiere ausgesetzt worden.

In den drei Kartons befanden sich 16 Katzenbabys. "Natürlich haben wir die Kleinen sofort zu uns ins Heim geholt", betont Kleimt. Die Übergabe in erfahrene Hände war auch nötig, denn die Katzen befanden sich in keinem guten gesundheitlichen Zustand: Sie litten unter Verwurmung und waren teilweise stark verschnupft. Zwei der Tiere waren besonders beeinträchtigt. "Sie brauchen sehr viel Pflege, sind aber nicht in Lebensgefahr", weiß Andrea Kleimt.

Acht bis zwölf Wochen alt

Außerdem ließ das ungepflegte Äußere der Katzenkinder auf Vernachlässigung und Überforderung vonseiten der Halter schließen. Die Jungtiere sind nicht alle gleich alt. "Wir schätzen die Katzen auf acht bis zwölf Wochen", so Andrea Kleimt. Sie ist sich sicher, dass die Tierbabys somit aus unterschiedlichen Würfen stammen müssen. "Wahrscheinlich lebten in dem Haushalt desjenigen, der sie bei uns ausgesetzt hat, sehr viele unkastrierte Katzen, so dass es zu einer unkontrollierten Vermehrung kam", vermutet die Tierheimleiterin. Das Problem sei bekannt und werde häufiger beobachtet.

"Deshalb fordern wir als Verein schon lange eine Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht für Solinger Katzen", sagt Kleimt. Die Stadt habe diesen Antrag leider im November abgelehnt und sich dabei darauf berufen, dass diese Pflicht im Rahmen der Straßenordnung rechtlich unzulässig sei. "Im Sinne des Tierschutzes ist dies nicht, denn durch Halter, die nicht verpflichtet sind, ihre Katzen kastrieren zu lassen, wird es – nicht nur im Solinger Tierheim – fortlaufend eine ,Katzenschwemme' geben, der wir kaum noch Herr werden können." In Städten wie Paderborn und Delmenhorst hingegen gebe es bereits eine Kastrationspflicht für Katzen.

Momentan leben im Tierheim in Glüder 80 Katzen. Platz ist jedoch eigentlich nur für 60 der Tiere und das Team muss immer wieder Notunterbringungen schaffen. "Die Vermittlung ist dann schwierig, wenn Tiere krank oder nicht stubenrein sind." Im Tierheim werden alle Katzen kastriert oder, wenn sie noch zu jung sind, mit Kastrationsschein vermittelt. Bis die 16 neuen Stubentiger umziehen können, werden noch drei Wochen vergehen. Vorher erhalten sie eine erste Impfung und werden immer wieder untersucht. "Toll wäre es, wenn sie zu zweit oder zu anderen Katzen vermittelt würden", wünscht sich Andrea Kleimt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort