Serie 33 Dinge, Die Man In Solingen Erlebt Haben Sollte (30) 127 Stufen hinauf zum imposanten Blick auf die Burg

Solingen · Der 31 Meter hohe, 1904 restaurierte Bergfried gehört zu den ältesten Teilen von Schloss Burg. Wer ihn besteigt, wird für die Mühe belohnt.

Der Zugang zum Bergfried ist nur über den Rundgang an der Burgmauer entlang zu erreichen. Zum Schutz vor feindlichen Übergriffen gab es keinen Eingang, der von außen in den Turm führt. Die rote Tür im Gemäuer, die heute in das Verlies weist, wurde beim Wiederaufbau des Bergfrieds nachträglich eingesetzt. Trotz seiner Kantenlänge von 15 Metern wird es im Inneren des alten Wehrturms eng. Keinen Meter breit ist der Treppenaufstieg, ausgetreten von unzähligen Schuhpaaren sind die letzten 75 Stufen im Turminneren, die zum in 31 Metern Höhe gelegenen Aussichtspunkt des Turms führen.

Vom Balkon an der Westfassade, der seit der Sanierung in diesem Jahr als bisher einziger des Bergfrieds wieder begehbar ist, erstreckt sich der Blick auf Unterburg und Teile von Remscheid auf der rechten Seite. Solingen ist kaum auszumachen, hinter der Anhöhe und den dichten Wäldern, die die Hügel ringsum der Burg umgeben. "Dort, wo heute Wälder sind, lagen früher Wiesen und Felder", berichtet Gregor Ahlmann, wissenschaftlicher Volontär auf Schloss Burg. "Heranziehende Feinde wären sonst erst viel zu spät zu erkennen gewesen."

Der Bergfried mit seinen bis zu vier Meter dicken Wänden diente der Grafenfamilie von Berg im Fall eines Angriffs als letzter Rückzugsort auf der Burg, aber auch als Statussymbol. "Nachdem kaiserliche Truppen während des Dreißigjährigen Kriegs alle wehrhaften Teile von Schloss Burg zerstört hatten, wurde der Turm im Jahr 1904 vom Schlossbauverein wiederaufgebaut", so Ahlmann. Der Bergfried gehört, gemeinsam mit dem Diebsturm, Brunnen und Abschnitten der Mauer, zu den ältesten Teilen der Burg, die um 1130 erbaut wurden. Grund für den Bau von Schloss Burg war, dass die alte Residenz der Grafen von Berg, die Burg Altenberge in Altena, den herrschaftlichen Ansprüchen nicht mehr genügte. So wurde mit dem Bau von "Neuenberge", wie Schloss Burg ursprünglich hieß, begonnen. Anfang des 13. Jahrhunderts baute Graf Engelbert von Berg den Palas der Burg, in dem die Haupträume, Rittersaal und Kemenate untergebracht sind. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts diente die Burg den Grafen von Berg als Wohnsitz. "Danach siedelte die Familie in das strategisch günstiger gelegene Düsseldorfer Stadtschloss, nahe des Rheins, um", berichtet Ahlmann. Die Burg an der Wupper war von dieser Zeit an lediglich Schauplatz höfischer Feste oder Jagdschloss. "Einige Zeit lang diente die Burg auch als Witwensitz. Wenn die männlichen Grafen verstorben waren, wurden ihre Frauen hierher geschickt", sagt Ahlmann.

Im Jahr 1890 begann der Schlossbauverein mit dem Wiederaufbau der Burg, die während des Dreißigjährigen Kriegs zu weiten Teilen zerstört wurde. Heute zählt Schloss Burg jährlich um die 150 000 Besucher.

(RP/ac)
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