Rommerskirchen Von kleinen Chat-Intrigen

Rommerskirchen · In seiner 20. Saison erlebt das Eckumer Kulturcafé einen neuen Besucheraufschwung. Auch die Münchner Kabarettistin Martina Ottmann begeisterte das Publikum mit ihren schonungslosen Beobachtungen.

 Schnell hatte die wortgewaltige Martina Ottmann das Publikum auf ihrer Seite. Und die Münchnerin hatte den Eckumern einiges zu berichten.

Schnell hatte die wortgewaltige Martina Ottmann das Publikum auf ihrer Seite. Und die Münchnerin hatte den Eckumern einiges zu berichten.

Wieso nur haben es 30-jährige Männer so schwer, gleichaltrige Frauen kennen zu lernen ? Martina Ottmann weiß warum und erklärte den über 100 Besuchern im Eckumer Kulturcafé minutiös den neuesten Frontverlauf im Geschlechterkampf: Frauen im Alter von "30 minus" nämlich sind in der Regel bereits an Männer ab "50 plus" vergeben, wobei die Kabarettistin die Motive dafür mit der Hoffnung auf ein zügiges Ableben und frühen Reichtum illusionslos benennt.

Dem 30-Jährigen bleibt nach ihrer Sicht der Dinge nur die amouröse Suche beim Internet-Chatten, wo Frauen im Alter von 30 und jünger zuhauf vertreten sind: Wobei der Realitätstest Martina Ottmann zufolge vielfach ernüchternd ausfiele, würde er denn tatsächlich vorgenommen: Beim Chatten tummeln sich eher die von Männern ihrer Altersklasse verschmähten 55-Jährigen, die sich dort ohne Schwierigkeiten ein paar Jahrzehnte jünger machen können. Mit skurrilem Witz, schrägen Liedern und zuweilen bissiger Polemik konnte die in wenigen Tagen auch im Kölner "Senftöpfchen" gastierende Kabarettistin das Eckumer Publikum im Sturm erobern.

Nach der Pause drehte sie mit ihrem Programm "Alles Ottmann oder wie" derart auf, dass sie die Zuschauer erst nach fast einer halben Stunde andauernder Zugaben entlassen mochten. Als Gradmesser für die Stimmung unter den begeisterten Kabarettfans mag Paul-Rolf Essel gelten: Der frühere SPD-Kommunalpolitiker und langjährige Stammgast im Kulturcafé pflegt Veranstaltungen, die ihm nicht gefallen, zur Pause zu verlassen – was ihm diesmal keineswegs in den Sinn kam.

Martina Ottmann jedenfalls überzeugte schauspielerisch ebenso wie gesanglich und an zündenden Einfällen bestand kein Mangel – wobei sie virtuos zu improvisieren verstand und auch das Publikum ins Geschehen mit einbezog, da vor allem ihre unbestrittenen Lieblinge "Ansgar" und "Walter" aus den ersten Reihen vor der Bühne.

Nachdem das Organisatorenteam des Kulturcafés noch vor wenigen Monaten über einen merklichen Zuschauerrückgang geklagt hatte, scheint das beliebte Kabarettprogramm in seiner 20. Saison einen Aufschwung zu erleben. Nach dem 98. Eckumer Kabarett-Abend seit 1991 läuft der Countdown: Am 18. Juni wird Claus von Wagner, zuletzt mit dem Förderpreis des Deutschen Kabarett ausgezeichnet, das Gemeindezentrum in einen kabarettistischen Gerichtssaal verwandeln und am 3. September ist der wortgewaltige Wilfried Schmickler zu Gast.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort