Rommerskirchen Vanikumer Namenskunde "op platt"

Rommerskirchen · Das Interesse an der Lokalhistorie boomt in vielen Dörfern. Auch für Vanikum gilt dies nicht erst seit der 900-Jahrfeier 2009. Dennoch staunte Astrid Schäben, die Vorsitzende des Fördervereins Vanikum, dass sich zahlreiche Interessenten zu einer historischen Ortsbegehung einfanden. Kundiger Reiseleiter war Adi Deutzmann, der sich einem ganz speziellen Kapitel der Dorfgeschichte widmete.

 Adi Deutzmann widmete sich einem ganz speziellen Kapitel der Dorfgeschichte. Das mundartliche Sightseeing zog ältere und jüngere Vanikumer ebenso an wie Menschen, die hier geboren sind.

Adi Deutzmann widmete sich einem ganz speziellen Kapitel der Dorfgeschichte. Das mundartliche Sightseeing zog ältere und jüngere Vanikumer ebenso an wie Menschen, die hier geboren sind.

Foto: Stefan Büntig

Noch vor wenigen Jahrzehnten war es durchweg so, dass die Ur-Vanikumer einander eher bei mehr oder weniger kunstvollen Spitznamen riefen als bei ihren richtigen Namen. Lehrer etwa, die in Vanikum unterrichteten, brauchten einige Zeit, bis sie das Namensspiel durchschaut hatten. Ebenso erging es aber auch gebürtigen Vanikumern. "Als Kind habe ich lange nicht die richtigen Namen der Leute gekannt", erinnert sich Peter Alois Küx, der Chef der St. Hubertus-Schützen. Der Vater des 49-Jährigen war Einheimischen schlichtweg als "Kraus Köbes" bekannt. Was verwandtschaftliche Beziehungen zu Peter Barrawasser signalisiert. Auch der über die Region hinaus bekannte Zeltverleiher ist gestandenen Vanikumern als "Kraus" bekannt.

Das mundartliche "Sightseeing" zog ältere und jüngere Vanikumer ebenso an wie Menschen, die hier geboren sind, aber längst nicht mehr in Vanikum leben. Doch auch aus den Nachbarorten gab es Resonanz: Hannah Gottschalk kennt das Phänomen der mehr oder weniger skurrilen Namensgebung auch aus Rommerskirchen. "So ausgeprägt wie in Vanikum war es dort aber nicht", sagt sie. "An der Gräät" am Kreisverkehr in Richtung Neurath startete der Rundgang durchs alte Vanikum. Die "Gräät" und andere markante Punkte hatte der Förderverein rechtzeitig zum Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" 2011 mit neuen Schildern versehen, die auf die historischen Straßennamen des Orts verweisen. Passiert wurde bei dem Rundgang auch der sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts in Familienbesitz befindende Velderhof.

Gerhard Broich, ehemaliger Ortsvorsteher, kann sich noch gut erinnern, als auf der Berghütte noch Kanufahrten möglich waren. Vom Nachbarort Hüchelhoven und vom Hühnerberg aus schoss das Wasser bei der Schneeschmelze einst in die Straße. Der ausgedehnte Marsch klang beim Hof "Friedese" aus. Dem hängt der Name seit Menschengedenken an, weil dessen Inhaber einst Friedrich hieß.

Zum Abschluss hatte Herbert Hannen auf seinen Hof an der Hauptstraße geladen: Der Landwirt erfreut sich des Beinamens "Bengese": Für Lokalhistoriker gäbe es in dieser Hinsicht ein weites Feld zu beackern. Angesichts des großen Zuspruchs mag Adi Deutzmann weitere Veranstaltungen dieser Art nicht ausschließen. Für 2013 hat sich der Förderverein nach seinen Worten vorgenommen, die erhalten gebliebenen Pumpen des alten Wasserwerks instandzusetzen: 1913 in Betrieb gegangen, versorgte das Wasserwerk das Dorf erstmals mit fließendem Wasser.

(NGZ/ac)
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