Rommerskirchen Urmel: Blind, doch voller Lebensfreude
Dormagen · Die beiden Cairnterrier Urmel und Püppi der Rommerskirchener Heike und Heinz Titzer sind ein eingespieltes Team. Urmel tobt trotz des Verlustes beider Augen frohgemut durchs Leben, Püppi unterstützt ihren Kumpel bei der Orientierung.
ROMMERSKIRCHEN Im Hause Titzer ist gerade Sportstunde. Urmel hat den Basketball in die Mangel genommen. Kreuz und quer treibt der kleine helle Cairnterrier die bunte Kugel durch die Wohnung und begleitet die wilde Jagd mit lautem Kläffen. Auch der Ball macht Krach. Beziehungsweise die Klingel, die in ihm steckt. Die dient Urmels Orientierung, denn der zwölf Jahre alte Hund kann nichts mehr sehen. Das Herumtoben mit dem bimmelnden Spielgerät aus einem Geschäft für Menschen mit Handicap, die beim Blindenbasketball aktiv sind, gehört zu Urmels liebsten Abwechslungen.
Heike Titzer beobachtet den Energieschub des Vierbeiners mit einem nachsichtigen Lächeln. Die Rommerskirchenerin freut sich über die Lebensfreude ihres Schützlings. Denn Urmel hat zwei schwere Schicksalsschläge hinter sich. "Als Urmel sieben war, bekam er einen Tumor im Auge. Wir haben zuerst versucht, ihn mit Tropfen zu behandeln, aber irgendwann wurde der Druck im Auge so hoch, dass wir es entfernen lassen mussten", erzählt Heike Titzer. Zwei Jahre später verlor Urmel aufgrund seiner Veranlagung für die Krankheit auch das verbliebene Sehorgan; seit dem Frühjahr 2011 ist er blind.
Den Hund einschläfern zu lassen, kam für Heike Titzer (49), ihren Mann Heinz (54) und die Kinder Felix (26) und Lisa (24) nicht infrage. "Stattdessen haben wir überlegt, wie wir ihm helfen können. Wir haben uns natürlich Sorgen gemacht", sagt Heike Titzer. Vor allem das Treppensteigen sei anfangs schwierig für den kleinen blinden Hund gewesen. "Wir haben ihn dann dabei unterstützt, Urmel aber nicht getragen", berichtet die Halterin. In Garten und Wohnung wurden Ecken und Kanten abgepolstert, damit sich der Cairnterrier nicht verletzt.
Und zu Spaziergängen nahmen die Titzers ein Glöckchen mit. "Die Leine störte Urmel bei der Wahrnehmung. Er orientierte sich an dem Glöckchen und an mir. Meistens läuft er dicht hinter mir, und ich führe ihn um Hindernisse herum", erklärt die Rommerskirchenerin. Nach drei bis vier Wochen habe sich der Cairnterrier schon sehr an die neue Situation gewöhnt. Dazu leistete auch seine Gefährtin Püppi ihren Beitrag. Püppi ist schwarz, ebenfalls ein Cairnterrier und zwei Jahre jünger als ihr blinder Kumpel.
"Püppi merkt, dass Urmel blind ist, unsere Katze Maja nicht", sagt Heike Titzer. Und weil Püppi kastriert ist, markiert sie bestimmte Punkte. Nicht zufällig, glaubt Frauchen Titzer: "Ich habe den Eindruck, sie macht das extra, damit Urmel interessante Stellen findet." Inzwischen hat Urmel so viel Sicherheit gewonnen, dass er draufgängerischer ist als seine Freundin - nicht nur beim Ballspiel. "Püppi hat vor dem Klingel-Ball Angst. Urmel springt mittlerweile sogar durch die Katzenklappe", berichtet Heike Titzer.
Dabei ist die Klappe kaum breiter als Urmel selbst. Seitdem der Terrier nichts mehr sehen kann, sind anderen Sinne ausgeprägter. Das Wort "Hampelmann" formt Heike Titzer deshalb nur lautlos mit den Lippen. Würde sie es aussprechen, bräche vermutlich die Hölle los. Denn Hampelmann ist das Erkennungswort für ein futterspendendes Stehaufmännchen. Und das versetzt sowohl Urmel als auch Püppi in lautstarke Verzückung.