Rommerskirchen St. Martinus feiert ein 500- Jahr-Jubiläum

Rommerskirchen · Mit dem Neubau 1515 hielt die Gotik Einzug in die wohl aus dem 12. Jahrhundert stammende Nettesheimer Kirche.

 Der Martinusrat hat dafür gesorgt, dass alle Gruppierungen bei den Vorbereitungen der Jubiläumsfeierlichkeiten mitwirken konnten: (v.l.) Hans-Josef Huthmacher, Matthias Schlömer, Hans Fühser, Martina Fünger und Bernward Zündorf.

Der Martinusrat hat dafür gesorgt, dass alle Gruppierungen bei den Vorbereitungen der Jubiläumsfeierlichkeiten mitwirken konnten: (v.l.) Hans-Josef Huthmacher, Matthias Schlömer, Hans Fühser, Martina Fünger und Bernward Zündorf.

Foto: Salz

Die Feste feiert die katholische Gemeinde St. Martinus, wie sie fallen - das allerdings mit historischer Akribie: Nachdem 2010 das 125-Jahr-Jubiläum der Kirche in ihrer heutigen Gestalt gewürdigt wurde, geht es beim Patronatsfest am kommenden Sonntag, 8. November, um den Neuaufbau des Gotteshauses im gotischen Stil: Der jährt sich 2015 nämlich zum 500. Mal.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Pfarrgemeinde 1195, doch die Kirche selbst ist noch älter. Selbst der in Grundzügen erhalten gebliebene romanische Turm lässt nur noch vage Rückschlüsse auf ihre ursprüngliche Gestalt zu. Die damaligen Bauherren, die 1515 denn langwierigen Aufbau abschließen konnten, "haben ein Wunderwerk geschaffen", sagt Hans Fühser vom Martinusrat (dem früheren Pfarrgemeinderat). Fühser hat eine Broschüre über die Kirche geschrieben, in der er sich historischen und architektonischen Fakten zu dem Gotteshaus widmet. Das 40-seitige Heft ist in einer Auflage von 500 Exemplaren gedruckt worden und soll kommendes Wochenende für zwei Euro pro Stück verkauft werden.

Dass die Kirche neu errichtet werden musste, lag am Burgundischen Krieg, in dem 1474/1475 Karl der Kühne Neuss belagerte und die Marodeure auch die Region nicht verschonten. Dabei habe die Kirche "so sehr gelitten, dass sie mit Ausnahme des wehrhaften Turmes neu erbaut werden musste", schreibt Hans Fühser. Dass das sakrale Bauwerk einen zweiten Blick lohnt, hat der Nettesheimer am eigenen Leibe erfahren: Als er die Kirche erstmals von innen sah, "war ich maßlos enttäuscht, dass das Langhaus gotisch war", erzählt er. Fühser, der sich als "von der Romanik begeistert, aber nicht als Kunstsachverständigen" beschreibt, hat sich indes nicht vom ersten Eindruck bestimmen lassen: Eine vertiefte Beschäftigung mit der Architektur von St. Martinus hat ihn davon überzeugt, dass es sich um alles andere denn Flickwerk handelt und ihn mit Hochachtung vor den Baumeistern im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert erfüllt. "Der romanische Turm wurde sinnvoll mit dem Langhaus verbunden", sagt Fühser. Die Kirche strahle "volle Harmonie nach innen und außen" aus, lautet sein Urteil.

Schon seit 2014 hat sich der Martinusrat mit der Vorbereitung des 500-Jahr-Jubiläums beschäftigt, bei dem alle Gruppierungen aus der Pfarrei mitwirken: Martina Fünger repräsentiert im Organisationsteam die Frauengemeinschaft, Bernward Zündorf ist für die Messdiener zuständig, Matthias Schlömer ist stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands. Die Vermutung, dass die Gestalt der Kirche sich 500 Jahre lang kaum verändert hat, ist allerdings falsch: Nachdem 1858 der alte Chorraum einem Neubau weichen musste, wurde 1885 der alte Teil der Kirche diesem Neubau angeglichen. Dabei ging es auch um die Aufstockung des Turms. So erklärt sich denn auch, dass nur fünf Jahre nach einem 125-Jahr-Jubiläum ein 500. Gedenktag gefeiert werden kann.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort