Rommerskirchen Sprengsatz zerstört Briefkasten

Rommerskirchen · Zum dritten Mal innerhalb von 14 Monaten wurde die Familie Bollig Opfer eines Sprengstoffanschlags. Weitere Explosionen soll es auch am Hallenbad und am Marktplatz gegeben haben. Die Polizei ermittelt.

Aus Richtung des Parks nähert sich ein mit Kapuzenjacke bekleideter Mann dem Haus an der Uferstraße – das Gesicht ist nicht zu erkennen. Er öffnet den Briefkasten der Familie Bollig, legt etwas hinein und stürmt davon. Einer erst kleineren Explosion folgt unmittelbar eine größere, die den Briefkasten zerfetzt: Den Vorgang, der sich in der Nacht von Freitag auf Samstag ereignete, hat Heinz-Peter Bolligs Überwachungskamera detailliert gefilmt.

Nicht zum ersten Mal wurde die Familie auf diese Weise belästigt. Im Dezember 2009 explodierte der Briefkasten zum ersten Mal, vergangenen Dezember wiederholte sich das: "Unser Enkelkind hat sich furchtbar erschrocken, wir dachten zunächst die Gasheizung wäre in die Luft geflogen", erzählt Angelika Bollig. "Wenn es ein Silvester- oder Karnevalsstreich gewesen wäre, hätten sich Papierrückstände gefunden", sagt Heinz-Peter Bollig.

Die gefilmte Explosion mache für ihn deutlich, dass der verwendete Sprengstoff erheblich stärker war als ein handelsüblicher Kracher. Polizeisprecher Hans-Willi Arnold gestern gegenüber der NGZ: "Wir gehen bei diesem Vorfall von einem starken Feuerwerkskörper aus."

Bei den drei Anschlägen ist den Bolligs beträchtlicher Schaden entstanden: Die Garage wurde zwei Mal in Mitleidenschaft gezogen, ihre Instandsetzung hat mehr als 4000 Euro gekostet. Vergangenen Dezember bekam auch die Motorhaube von Bolligs Sohn Marc einiges ab: Für 800 Euro musste er seinen Ford Focus wieder in Schuss bringen lassen. Hinzu kommen drei neue Briefkästen – Kostenpunkt 300 Euro.

Einen konkreten Verdacht hat die Familie nicht: Beim zweiten Vorfall vor gut zwei Monaten hat Marc Bollig per Auto die Gegend abgesucht. Drei Jugendliche, die er in der Nähe ausmachte, verschwanden spurlos.

Ratlos ist auch die Polizei: "Die Anzeige liegt vor – die Ermittlungen dauern an", bestätigte Arnold. Zwei Ermittlungsverfahren wurden nach relativ kurzer Zeit wieder eingestellt. Gut zwei Wochen nach dem Vorfall im Dezember teilte die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach Heinz-Peter Bollig mit, dass sich kein Täter habe ermitteln lassen. Doch das reicht ihm nicht: "Ich werde meinen Anwalt beauftragen, Widerspruch einzulegen."

Bollig behauptet, dass derartige Vorfälle in der Gemeinde kein Einzelfall sind: Am Hallenbad am Nettesheimer Weg sei gleichfalls ein Briefkasten gesprengt worden, am Rommerskirchener Marktplatz habe ein solcher Sprengsatz neben dem Briefkasten auch die Haustür demoliert. "Auch eine Telefonzelle ist zerlegt worden", so Marc Bollig. Hinweise, die zur Ergreifung des Täter führen, belohnen die Bolligs mit 500 Euro.

(NGZ)
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