Kreiskulturzentrum Sinsteden Rückriems Plädoyer für die Freiheit der Kunst

Rhein-Kreis · Statt 80 Kerzen auf einer realen oder imaginären Geburtstagstorte bietet das Kreiskulturzentrum noch bis zum 20. Januar 2019 eine Ausstellung von 80 Zeichnungen Ulrich Rückriems, der vergangenen Sonntag sein 80.Lebensjahr vollendet hat.

Nicht einmal so groß wie eine Postkarte sind die in Sinsteden zu sehenden Kopien, die auf dem ersten Bild lediglich einen Punkt zeigen, der auf dem zweiten mit einem Strich versehen ist. Der „verschwindet“ im weiteren Verlauf angesichts der immer vielfältiger werdenden Linien und aus ihnen entstehenden geometrischen Figuren zumindest dem flüchtigen, nicht aber dem aufmerksamen Betrachter.

Wie Kathrin Wappenschmidt, Leiterin des Kreiskulturzentrums, erläutert, ist die Ausstellung als ein radikaler Kontrapunkt Rückriems gegenüber Kunstmarkt und Kunstsammlern zu verstehen. Der Künstler wehrt sich damit bereits gegen Erwartungen und Präferenzen des Markts, die das Werk beeinflussen könnten. „Für ihn muss der Kunst absolute Freiheit innewohnen“, nennt Kathrin Wappenschmidt eines der fundamentalen Prinzipien Rückriems, wobei der jetzige Bilder-Zyklus durchaus meditativen Charakter habe. Bewusst würden auch nur Kopien ausgestellt. „Nach der Ausstellung sollen sie abgehängt und weggeworfen“ werden, gleichsam als Zeichen ihrer „Wertlosigkeit“ - zumindest für Sammler und Markt.

Mit Ulrich Rückriems Zeichnungen verhält es sich in gewisser Weise wie mit seinen Skulpturen: „Die Leute sollen so lange vor meinen Skulpturen stehen, bis ihnen die Augen aus dem Kopf fallen“, zitiert Kathrin Wappenschmidt eine Maxime des in Köln und London lebenden Künstlers. Schon die Frage nach einer Interpretation wäre bei den Skulpturen wie den Zeichnungen (im Original Bleistift auf Papier) verfehlt, entscheidend ist allein der formale Aspekt.

Flankiert wird die Ausstellung von dem Projekt „Into the box“, an dem die neue Museumspädagogin Anna Vössing federführend mitwirkt. Integriert sind in die interaktive Aktion drei Räume des Kulturzentrums. Mittels schwarzer Folien können die Besucher den ersten Raum gestalten. Im zweiten stehen weiße Module für eine Rauminstallation zur Verfügung und im dritten Bleistift und Papier, um Ideen für seine Gestaltung zu entwickeln.

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