Rommerskirchen Schach als Pädagogik-Konzept

Rommerskirchen · Schach erlebt wegen seiner pädagogischen Vorzüge eine Boom an deutschen Schulen. In Rommerskirchen hat sich das königliche Spiel seit langem etabliert: In Frixheim gehört es seit 2005 zum Angebot der Grundschule.

 Hochkonzentriert sitzen die Schüler der Grundschule in Frixheim bei einem Schachturnier vor ihren Brettern.

Hochkonzentriert sitzen die Schüler der Grundschule in Frixheim bei einem Schachturnier vor ihren Brettern.

Foto: m. reuter

Derart cool hakt nicht jeder Sieger einen Triumph als selbstverständlich ab: Die Frage, was für ihn denn das Besondere am Schach sei, beantwortet Janek Krücken fast schon genervt: "Im Moment macht es überhaupt keinen Spaß. Ich bin ja nur noch Erster, das ist langweilig."

Nur wenige Wochen nach dem Schachturnier der Frixheimer Schulolympiade hat er jetzt auch die Rommerskirchener Schulschachmeisterschaft gewonnen — mit insgesamt 13 Siegen in ebenso vielen Spielen.

Grund genug für Schulleiterin Astrid Kleine, den Drittklässler zum "Schachkönig von Frixheim" zur ernennen, war die beeindruckende Serie allemal. Inzwischen gibt es an allen drei Grundschulen der Gemeinde Schach AGs, wobei die in Frixheim seit 2005 bestehende inzwischen die tiefsten Wurzeln hat. Trainiert werden die gut 40 Kinder, die sich dem königlichen Spiel verschrieben haben, seit 2010 von Michael Kemper. Der erfahrene Vereinsspieler ist mit dem Team des Schachvereins Bayer Dormagen erst am vergangenen Wochenende in die Verbandsliga aufgestiegen.

"Schach erlebt in den Schulen derzeit ja einen regelrechten Boom", sagt Kemper. Dabei gehe es keineswegs allein um sportlichen Ehrgeiz oder bloßen Zeitvertreib. Vielmehr ist es gerade der "pädagogische Nährwert" des Spiels, der seine seit Jahren zunehmende Beliebtheit auch bei den Lehrern erklärt. "Schach fördert das logische und räumlich-logische Denken sowie die Konzentrationsfähigkeit", sagt Astrid Kleine. Studien hätten ergeben, dass Schach zu besseren Noten führen kann. Was Michael Kemper zufolge nicht allein für Mathematik gilt, sondern auch für Deutsch.

Bereits jetzt gebe es Experimente, Schach zum ordentlichen Unterrichtsfach zu machen: In einer Spielart etwa wird dabei eine Wochenstunde Mathe durch eine Stunde ersetzt. "Gefördert wird auch das Sozialverhalten", erläutert Kemper: "Die Kinder lernen zu verlieren." Shakehands vor und nach dem Spiel sorgen für den Rahmen, und auch wenn es hie und da mal Tränen geben sollte, fliegen die Figuren nach verlorenen Partien nicht durch die Gegend..

In Frixheim jedenfalls boomt Schach: Gut 40 Jungen und Mädchen sind dabei, wobei Michael Kemper den Kursus gesplittet hat und Anfänger und Fortgeschrittene zu verschiedenen Zeiten trainieren lässt. In Rommerskirchen spielen 16 Kinder regelmäßig unter der Regie von Irmtrud Schwedler. Lediglich vier Kinder besuchen derzeit die AG an der Kastanienschule. Ihr Coach Michele Calandriello: Was ihn bei talentierten Spielern manchmal jedoch zur Verzweiflung treibt, ist just der Mangel an Konzentration, dem das Spiel abhelfen soll: "Wenn er nur nicht so verträumt wäre", kommentiert Calandriello die Leistungen seines Spitzenspielers.

(NGZ/rl)
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