Rommerskirchen: Die Ölmuhle auf dem Vanikumer Lindenhof Hier sind Walnüsse zu schaden zum Knacken

Vanikum · Selfmade - Ölmüllerin Heide Eisenacher-Franke aus Vanikum ist Expertin für Walnüsse. Der Kontakt bei einer Aktion von „Slow Food“ in Köln gab den entscheidenden Hinweis.

Wie das eben so ist mit Geschäftsideen, die aus Neigung als Hobby oder ganz einfach Zufall entstehen. Plötzlich werden sie Realität. Bei Heide Eisenacher-Franke war es 2016 der Umzug aufs Land. Und die entscheidende Rolle spielte ein 40-jähriger Walnussbaum mitten auf der Wiese hinterm Hof. Der trägt alljährlich eine Menge Nüsse, die Familie Eisenacher-Franke gar nicht allein verzehren kann. Das delikate Erntegut zu verfeuern, das kam nicht infrage, und wenn auch noch die ungenutzten Verwendungen hinzugerechnet wurden, war eben auch Verschwendung im Spiel.

„Die waren mir zum Knacken viel zu schade“, berichtet Heide Eisenacher-Franke von ihrer damaligen Ideensuche. Der Kontakt bei einer Aktion von „Slow Food“ in Köln gab den entscheidenden Hinweis. Von da an eigenes Walnussöl zuzubereiten, dazu auch Sammelgut von Nachbarn aufzukaufen und so zu einer lohnenden „Betriebsgröße“ zu kommen – das sollte es vor drei Jahren sein. „Faszinierend“ hat die Vanikumer Ölmüllerin die einst aus Persien über die Römer ins Rheinland verpflanzten Walnussbäume schon immer gefunden.

Jetzt hat sie, ganz auf sich allein gestellt, eine komplette Walnusswirtschaft aufgebaut; im weiten Umkreis gibt es nichts Vergleichbares. Zur Verarbeitung wurde eine elektrische Ölmühle angeschafft, die mit einer speziellen Schnecke stündlich 5 Kilo  von ihrer harten Schale befreite Nüsse verarbeitet. „Kalt gepresste Kerne bei 35 Grad“, dieser Hinweis ist Heide Eisenacher wichtig, ebenso wie die Aussage „unbehandelt“.

In ihrem behördlich zugelassenen gewerblichen Raum ist Hygiene das A und O. Schon beim Sammeln unter den Bäumen, und darauf weist sie die Anlieferer ausdrücklich hin, „kommt es auf gute Sortierung an“. Trockene, einlagig auf Stiegen gelagerte Walnüsse vom Vorjahr seien weit besser als kurz zuvor gesammelte. Feuchtigkeit in der Schale sei in jedem Fall qualitätsmindernd. Auf 60 Prozent beläuft sich der bei Gesundheitsbewussten hoch geschätzte Ölanteil der Nüsse, der ungesättigte und Omega-Fettsäuren enthält. Das nicht allzu dominante Walnussöl verleiht Salaten den angenehmen Geschmack.

„Das Öl wird nach Bedarf und Bestellung gepresst“, berichtet die erstaunliche Selfmade-Müllerin, die immer wieder auf die sorgfältige Vorbehandlung zu sprechen kommt. Wichtig: Sauberkeit, kühle und trockene Lagerung (nicht über 20 Grad), niemals auf die Heizung legen, die noch vorhandene grüne Schale behutsam wegen drohenden Pilzbefalls abstreifen. Dann hätten auch Lebensmittelmotten und  Walnussfruchtfliegen keine Chance, sich an den Nüssen gütlich zu tun.

Immerhin denkbar wäre, neben den Walnüssen auch Haselnüsse ins Mühlenprogramm aufzunehmen. Aber da spricht die Allergiegefahr dagegen. Mandeln kommen auch in Frage, und mit Kürbiskernen hat sie bereits aus dem Pressgut Kuchen gebacken. „Man könnte so vieles machen“, räumt sie ein, doch macht sie eben auch den Eindruck, voll ausgelastet zu sein. „Mein Laden ist mein Hobby“, bekennt sie und ermuntert im selben Atemzug Walnussbaumbesitzer, ihre Ernten gegen Bezahlung anzuliefern. Ihr Lindenhof in Vanikum allein ist schon einen Ausflug wert.

Erst recht sind es die wie Exponate aufgereihten Walnussprodukte: Walnussöl, Walnussmus, Walnussmehl, Walnusskuchen, Walnüsse in Honig. Exotisch und ganz speziell muten schon im Juni gepflückte,  eingelegte grüne Walnüsse an.

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