Anna-Maria-Esser-Platz Nettesheims bedeutendste Bürgerin

Nettesheim-Butzheim · Der Paradeplatz der St. Sebastianus-Bruderschaft in der Ortsmitte von Nettesheim und Butzheim trägt jetzt den Namen der Krankenhausstifterin Anna Maria Esser (1817 bis 1903).

Unversehens riss das Seil, und die Enthüllung des neuen Straßenschilds für den Anna-Maria-Esser-Platz durch Bürgermeister Martin Mertens und seinen „Vorvorvorgänger“ Peter Emunds wäre um ein Haar schief gegangen. Kurz entschlossen rettete Heinrich Willkomm, Emunds’ Neffe, die Situation. Mit einem Griff konnte der deutlich über zwei Meter große Hüne die Verhüllung des Schilds entfernen und damit den weiterhin ungestörten Verlauf der musikalisch vom Bundestambourkorps Amicitia begleiteten Zeremonie sicherstellen.

„Anna-Maria Esser war ein sehr großer Glücksfall für die Pfarrgemeinde und Bürgermeisterei Nettesheim und für unser geliebtes Gillbachland. Sie war die große Wohltäterin von Nettesheim-Butzheim“, sagte Peter Emunds, Vorsitzender der im März 2017 gegründeten Interessengemeinschaft Heimat+Historie NE-BU 962. Namens des Vereins versicherte er den zahlreichen Teilnehmern der Zeremonie: „Wir werden das große Erbe von Anna Maria Esser in Ehren halten.“ Dass sie als „die bedeutendste Nettesheimerin“ überhaupt gelten kann, rührt aus einer von ihr eingesetzten und heute noch bestehenden Stiftung her, aus der das Nettesheimer Krankenhaus „Maria Hilf“ finanziert wurde. Dieses bestand von 1889 bis 1968 und wurde 1971/1972 dem Erdboden gleich gemacht.

Emunds und Mertens zeichneten kein idyllisches Bild des Gillbachlands im 19. Jahrhundert, in dem Anna Maria Esser (1817-1903) lebte. Martin Mertens erinnerte daran, dass bis zum Bau dieses Krankenhauses „die ärztliche Versorgung dürftig bis mangelhaft“ war. Obwohl es am Gillbach die besten Böden weit und breit gebe, seien „70 bis 80 Prozent der Bevölkerung arm“ gewesen, betonte Emunds. „Namentlich bekannt sind allein 251 Auswanderer, die Dunkelziffer dürfte um einiges größer sein“, sagte Mertens.

An die ursprünglich aus Stommeln stammende Familie Esser erinnerte bis dato nur das Grabmal der drei Geschwister im heutigen Martinuspark. Am Rande des Anna-Maria-Esser-Platzes, den die St. Sebastianus-Bruderschaft für ihre Paraden nutzt, befand sich ihr Geburtshaus.

„Gemessen an der sehr verbreiteten Armut in unseren Heimatdörfern war die Familie Esser wohlhabend“, stellte Peter Emunds fest. Die Stiftung zu hinterlassen, hätten Anna Maria Esser religiöse Gründe bewogen: „Das Motiv ihres Handelns war die christliche Caritas, d.h. die tätige Nächstenliebe“, stellte Peter Emunds fest.

„1889 war die Stiftung des Krankenhauses das Leuchtturmprojekt in dem 300-Seelenort Nettesheim. Für die Führung und Leitung des Krankenhauses konnte die Schwesterngemeinschaft der „Armen Dienstmägde Christi“ aus Dernbach im Westerwald gewonnen werden“, berichtete Emunds. Deren wohltätiges Wirken habe sich nicht allein auf das Krankenhaus beschränkt: So seien die Schwestern auch in der Pfarrcaritas tätig gewesen, „indem sie kranke und sterbende Dorfbewohner zu Hause pflegten“, sagte Emunds.

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