Rommerskirchen Rita Tietze geht - nach 600 Trauungen

Rommerskirchen · Die Rommerskirchener Standesbeamtin Rita Tietze, die einst auch Horst Lichter traute, tritt in den Ruhestand, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Langeweile wird die sportliche Frohnatur auch künftig nicht haben.

 Rita Tietze ist seit 1. Januar 1973 bei der Rommerskirchener Gemeindeverwaltung tätig. Ab Gründonnerstag ist sie im Ruhestand. Auch Bürgermeister Martin Mertens nahm an ihrem Ausstand teil.

Rita Tietze ist seit 1. Januar 1973 bei der Rommerskirchener Gemeindeverwaltung tätig. Ab Gründonnerstag ist sie im Ruhestand. Auch Bürgermeister Martin Mertens nahm an ihrem Ausstand teil.

Foto: Georg Salzburg

Ihren offiziellen Ausstand hat sie bereits hinter sich, kommende Woche liegen noch drei Arbeitstage vor der Standesbeamtin Rita Tietze Nach mehr als 45 Jahren im Dienst der seit 1975 in ihrer heutigen Form existierenden Gemeinde Rommerskirchen und ihrer Vorgänger-Kommune geht Rita Tietze mit 63 Jahren in den Ruhestand. "Mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Auge", wie sie betont.

Alles begann damit, dass sie 1972 ihrer damaligen Firma Engels & Co nicht nach Düsseldorf folgen mochte. Rita Tietze bewarb sich gleichzeitig bei der damaligen Metallhütte Schumacher und bei der Amtsverwaltung Rommerskirchens und hatte sich eigentlich schon für die Metallhütte entschieden: Dort gab es gut 500 D-Mark, während die Gemeinde nur 300 D-Mark zahlte.

Ihr Vater jedoch zog die Reißleine, und sie heuerte bei der Verwaltung an - nicht ohne "hoch zu pokern", wie Dezernent Hermann Schnitzler jetzt bei der Verabschiedung feststellte: Nach den Gehaltsvorstellungen befragt, entschied sie sich für einen Betrag oberhalb von 500 Euro - und bekam ihn auch. Zunächst in der Telefonzentrale und dem Einwohnermeldeamt tätig, arbeitete sie ab 1982 im Standesamt mit, das ihr Mann Konrad Tietze leitete.

Wie Hermann Schnitzler den erhalten gebliebenen Akten entnehmen konnte, hatte der damalige Gemeindedirektor Alfred Brinkmann Rita Tietze 1979 dabei ertappt, "um 7.55 Uhr eine Boulevardzeitung gelesen" zu haben. "Ich habe eigentlich nur nach den Lottozahlen sehen wollen", erinnert sie sich. Der Kollege, dem die Zeitung gehörte, las sie regelmäßig, wurde indes niemals ertappt. Nach dem tragischen Tod ihres Mannes wurde Rita Tietze 1992 Standesbeamtin. Nicht leicht fiel es der in Venedig geborenen Verwaltungsmitarbeiterin, hierfür ihre italienische Staatsbürgerschaft aufzugeben. Gut 600 Trauungen hat sie seither vorgenommen. In lebhafter Erinnerung geblieben ist ihr die von Fernsehkoch Horst Lichter 2009, die natürlich Eventcharakter hatte. Ihren wichtigsten Kampf bestand sie 2001/2002. Der damalige Bürgermeister Albert Glöckner gab ihr freie Hand bei der Gestaltung des von ihr gewünschten Trauzimmers, und Rita Tietze bewährte sich gemeinsam mit Gertrud Fischer bei der Auswahl des Louis-Quinze-Mobiliars. Zu ihren Hobbys zählte stets der Sport: Durch ihren heutigen Mann Armin Schillings kam sie auf den Geschmack am Tennis, doch ursprünglich ist Rita Tietze eigentlich eine Pionierin des Frauenfußballs. Von 1968 bis 1973 kickte sich als Rechtsaußen mit dem Spitznamen "Manolito" für SuS Gohr und kam mit ihrem Team bis in die Landesliga. Erst 1970 hob der DFB das Verbot des Frauenfußballs auf.

Bei aller Liebe zum Sport, "ich mag auch Prosecco", sagt sie. Bei der Karnevalsabteilung der Katholischen Frauengemeinschaft stellte sie mehr als 20 Jahre lang ihr komödiantisches Talent unter Beweis: Paraderollen waren Tina Turner und Michael Jackson.

Langeweile wird sie auch im Ruhestand kaum haben. Dafür sorgt nicht zuletzt Henri, der fünfjährige Sohn ihrer Tochter Diana. 2018 wartet auf Rita Tietze noch ein strammes Urlaubsprogramm: Im April ist sie bei einem Tenniscamp in Alassio. Im Sommer will sie zweieinhalb Monate im Ferienort Bibione unweit von Venedig verbringen und im September geht es an den Gardasee, woher ihr Vater stammt.

(NGZ)
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