Kabarett in Rommerskirchen Reiner Kröhnert und die Dampfplauderer

Eckum · Der Parodist begeisterte seine Fans und ließ sogar Klaus Kinski „auferstehen“.

Paraderolle: Reiner Kröhnert als „Angie“ Merkel.

Paraderolle: Reiner Kröhnert als „Angie“ Merkel.

Foto: Horst Siemes/Siemes. Horst (hosi)

Äußern sich Politiker und andere Prominente öffentlich, dann tun sie es zumeist in einer speziellen Sprache, die ihre wahren Absichten eher ver- als enthüllt. Nicht so, wenn Reiner Kröhnert ihnen das Wort verleiht: Frei von der Leber weg können sie dann dampfplaudern, wie ihnen der Schnabel verwachsen ist, ohne auf die gängigen Konventionen Rücksicht nehmen zu müssen. Dies zeigte gleich zu Beginn von Kröhnerts Auftritt im Kulturcafé die Bundeskanzlerin selbst, der der Kabarettist schon mit seinen Programmen seit „Angie goes Hollywood“ (2005) Denkmäler gesetzt hat.

„Angie“ will Kanzlerin bleiben. Denn wer sind schon ihre Herausforderer? „Den hab‘ ich doch schon mal über die Klinge springen lassen – hat der immer noch nicht genug?“, wundert sie sich, während ihr angesichts des „Spa(h)nferkels“ auch nicht gerade der Angstschweiß ausbricht. Fans und Feinden verspricht die Kanzlerin einen furiosen Endspurt. Das dürfte Ronald Pofalla freuen, den Kröhnert in einem absurd-wahnwitzigen Beitrag als ausgeprägt kriecherischen Verehrer karikiert.

In seinem aktuellen Programm „Kröhnert XXL – Großes Parodistenkino“ lässt der wohl genialste deutschsprachige Parodist weit mehr als ein Dutzend anderer Protagonisten zu Wort kommen. Ob es nun um das Idol aller „geistig Tiefergelegten“ wie Dieter B. geht oder Boris Becker und Franz Beckenbauer: Jeder bekommt bei Kröhnert das gleiche Recht, sich um Kopf und Kragen zu reden. Wolfgang Schäuble etwa sieht sich auch bald 30 Jahre nach der Niederlage des Arbeiter- und Bauernstaats von „Bio-Stalinisten“ bedroht und setzt ganz „optimischtisch“ auf ein forciertes „Weiter so“ nicht allein in der Landwirtschaftspolitik. Einen merkwürdigen Verbündeten findet er im Grünen Wilfried Kretschmann, dem Daimler-Benz längst näher steht als der „Zottelaffe“ Hofreiter.

Garniert wird das Ganze durch den Dialog von Adolf Hitler und Erich Honecker, die Kröhnert in die Hölle verbannt hat. Mit ihren Epigonen sind beide unzufrieden: Wettert Hitler gegen den „dummen Geschichtslehrer Höcke“, will „Honni“ nichts mit der „Revisionistin“ Wagenknecht zu tun haben. Ein Intermezzo geben außerdem Klaus Kinski und Werner Herzog, wobei die wichtigste Nachricht lautet, dass Kinski lebt – was für kommende Programme noch manches erhoffen lässt.

(S.M.)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort