Rommerskirchen Predigtreihe erinnert an Konzil

Rommerskirchen · Für Franz Josef Freericks ist die stärkere Rolle der Gläubigen in der katholischen Kirche eines der bedeutendsten Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils. Eine Predigtreihe in Nettesheim widmet sich dem Thema.

 Dechant Monsignore Franz Josef Freericks erinnert mit einer Predigtreihe an das Zweite Vatikanische Konzil vor 50 Jahren.

Dechant Monsignore Franz Josef Freericks erinnert mit einer Predigtreihe an das Zweite Vatikanische Konzil vor 50 Jahren.

Foto: Hans Jazyk

Franz Josef Freericks erinnert sich noch genau daran, wie er als Gymnasiast die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils miterlebt hat: "Ich war auf keinem kirchlichen, sondern auf einem neusprachlichen Gymnasium in Bergheim. Das Konzil war etwas, was damals auch diejenigen durchaus fasziniert hat, die der Kirche sonst nicht so freundlich gesinnt waren", sagt der Dechant des Dekanats Grevenbroich/Dormagen. 2012 jährt sich zum 50. Mal der Beginn des von 1962 bis 1965 dauernden Konzils, das in den innerkirchlichen Diskussionen nach wie vor eine wichtige Rolle spielt. In den Predigten während der Maria-Hilf-Oktav, die in dieser Woche in der Nettesheimer Pfarrkirche St. Martinus abgehalten wird, steht täglich ein anderer Aspekt des Konzils im Mittelpunkt.

Die aus Sicht von Franz Josef Freericks bedeutendste Entscheidung des Konzils sei die Pastoralkonstitution gewesen: "An vielen Stellen wird die Bedeutung aller Gläubigen für die Kirche betont." Der Fachbegriff vom "allgemeinen Priestertum der Gläubigen" gefällt Freericks nicht allzu sehr, "weil er immer noch zu stark auf die Priester abzielt. Ich spreche lieber von der Verantwortung aller Gläubigen." Der Grundgedanke, dass die Kirche und die Welt von heute miteinander zu tun haben, sei unverändert aktuell: "Wir leben als Christen nicht in einer anderen Welt als die anderen Menschen und das haben wir auch zu verstehen." Keineswegs im Gegensatz dazu stehe die Aussage von Papst Benedikt XVI., der bei seinem jüngsten Deutschlandbesuch einer "Entweltlichung der Kirche" das Wort geredet hatte: "Welt ist hier in dem Sinne zu verstehen, dass alles egal und alles erlaubt ist und keine Regeln mehr zu beachten sind. In diesem Sinne finde ich eine Entweltlichung sehr vernünftig."

Die Gefahr eines Rückzugs in die eigenen Mauern sieht der Dechant "nur dann, wenn die Leute sich in der Kirche nicht mehr engagieren." Die Aufbruchstimmung, die das Zweite Vaticanum gekennzeichnet habe, täte der Kirche auch heute gut, ist Freericks überzeugt. Von bleibender Bedeutung ist dem Dechant zufolge, dass "die Konzilsväter den Kirchenbegriff geweitet haben" – mit entsprechenden Konsequenzen für den unter Nichtkatholiken inakzeptablen Satz "Außer der Kirche kein Heil." Auch hinter das Bekenntnis zur Religionsfreiheit gebe es kein Zurück: "Es wäre unnatürlich, wenn wir etwas gegen den Bau von Moscheen hätten", sagt Franz Josef Freericks, ohne zu verhehlen, dass er gern auch den ungehinderten Bau von Kirchen in der Türkei sähe. Für ausgemachten "Blödsinn" hält er die These, dass "das Konzil schuld daran wäre, dass die Leute heute nicht mehr zur Kirche gehen. Der Traditionsbruch wäre so oder so gekommen."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort