Rommerskirchen Ortslandwirte beklagen niedrige Kartoffelpreise

Rommerskirchen · Das Wetter schmälert den Ernteertrag: Auch der Anteil des qualitativ geringwertigeren Futterweizens ist diesmal viel höher als üblich.

Hatte das Wetter in den vergangenen Jahren stets mitgespielt und insbesondere 2012 und 2013 zu überdurchschnittlich guten Ernten beigetragen, war es diesmal das zentrale Ernte-Handicap. "Bei Gerste und Raps ist alles normal gelaufen", berichtet Ortslandwirt Karl Schütz. Erhebliche Sorgen allerdings hat den Landwirten das Einbringen des Weizens verursacht. "Die Weizenernte hat fast zehn Tage früher begonnen als normal", berichtet Schütz' Stellvertreter Hubertus Velder. Auch auf der ersten Etappe verlief es noch ordentlich, "seitdem ging gar nichts mehr", sagt Karl Schütz mit Blick auf den fast täglichen Regen, seit Anfang August.

An etlichen Tagen konnten die Landwirte erst mittags, wenn die Felder wieder halbwegs abgetrocknet waren, mit der Ernte beginnen, um sie wegen neuerlichen Regens schon nach wenigen Stunden wieder unterbrechen zu müssen. "Es geht jetzt nur noch um Schadensbegrenzung, sowohl was die Menge als auch was die Qualität angeht", ergänzt Hubertus Velder. Der durch den Regen darniederliegende Weizen ist schwerer zu ernten, hinzu kommen die Trocknungskosten, die diesmal deutlich höher zu Buche schlagen als in "normalen" Jahren.

Ebenfalls keine Kleinigkeit sind die vielen Mäuse, die sich am Lagergetreide gütlich tun. "Es gibt zu viele Mäuse", sagt Hubertus Velder. Er beziffert die Verlustquote bei der Weizenernte auf insgesamt gut 15 Prozent. Definitiv sicher ist, dass der Anteil des zum Brot backen nicht mehr geeigneten Futterweizens "weitaus höher sein wird", so Velder. "Was jetzt noch auf den Feldern steht, ist alles Futterweizen", erläutert er.

Über das Wetter zu klagen hält Velder indes für müßig: "Es ist unser Risiko, die freie Natur ist nun mal unser Arbeitsplatz", nimmt er das Unvermeidliche mit stoischer Gelassenheit. "Wir müssen eben auch da haushalten. Niemand braucht deswegen hier zu hungern, wie es in anderen Erdteilen der Fall ist", stellt der Vanikumer Landwirt die mäßige Erntesaison in einen größeren Zusammenhang. Ein weiterer Effekt der allenfalls durchwachsenen Weizenernte beschert den Bauern zumindest womöglich kostengünstigen Treibstoff: "Es wird Ethanol satt geben", so Velder.

Auch die Ernte bei anderen Feldfrüchten war durchwachsen, wie Karl Schütz in einer kleinen Umfrage bei seinen Berufskollegen erfahren hat. "Viel Masse, wenig Klasse" habe etwa die Kartoffenernte zutage gefördert. "Die Kartoffeln haben zu wenig Stärke angebaut", nennt Karl Schütz eine der Auswirkungen des unbeständigen Wetters. Die Konsequenz: Es wird deutlich mehr Industriekartoffeln geben, die beispielsweise zu Pommes frites oder Kartoffelchips verarbeitet werden. Für die Landwirte kein Grund zum Jubel: "Die Preise sind auf einem historischen Tiefststand", sagt Hubertus Velder. Gegenüber dem Vorjahr sind sie um 30 Prozent gefallen.

Auch bei Willi Feiser vom Broicher Spargelhof Feiser gibt es nicht viel Positives vermelden, wie Karl Schütz erfahren hat. Die Spargelernte sei in Menge und Qualität durchschnittlich ausgefallen, bei den Erdbeeren sei es gar "eine Katastrophe" gewesen, zitiert Schütz seinen Kollegen. Willi Feiser zufolge war es jedenfalls die schlechteste Ernte seit fünf Jahren. Bei den späteren Erdbeeren sei die Ernte schließlich ganz eingestellt worden, weil es sich angesichts der geringen Qualität nicht mehr gelohnt habe, berichtet Schütz. Sein Fazit: "Eine solche Ernte haben wir besser nur einmal in zehn Jahren."

(S.M.)
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