Rommerskirchen Neuen US-Präsidenten gleich ins Programm integriert

Rommerskirchen · Der Kabarettist Matthias Deutschmann überzeugte bei seinem Gastspiel im Kulturcafé mit hohem Grad an Aktualität.

Wie sagte es doch Harald Schmidt einst so treffend, als er noch Kabarettist war und sein Talent nicht im Late-Night-Talk verquasselt hatte: "Kabarett ist ja immer waaahnsinnig aktuell. Ich kann zum Beispiel den gesamten zweiten Teil meines heutigen Programms wegschmeißen, wenn irgendwann die Berliner Mauer fällt."

Die Berliner Mauer ist zwar vergangene Woche nicht schon wieder gefallen, aber ein womöglich ähnlich einschneidendes Ereignis nahm der Kabarettist Matthias Deutschmann ganz up-to-date in sein Programm "Wie sagen wir's dem Volke?" auf, das er im Kulturcafé in Eckum präsentierte. Erst zweieinhalb Tage zuvor hatte ihm das US-amerikanische Volk mit der Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten eine Steilvorlage geliefert, die Deutschmann dankbar aufgriff: Die erste halbe Stunde ließ sich der Kabarettist, der nach 16 Jahren zum zweiten Mal im Kulturcafé zu Gast war, über die Wahl aus und packte erste Reaktionen hinein, zum Beispiel die der deutschen Wirtschaft: "Die Blase ist geplatzt, die Börsen sind abgestürzt... Ach nein, sie sind schon wieder gestiegen", erklärte er und fuhr fort: "Rheinmetall, gar nicht so weit weg von hier, ist um sechs Prozent gestiegen nach der Trump-Wahl: Waffen für einen eigenen Weg Europas." Das bedeute, dass Trump erstmal die hiesige Wirtschaft ankurbele. Trump schaue auf die Globalisierung und sage: "Wir müssen den Kapitalismus vor dem Kapitalismus retten." Das habe Varoufakis auch gewollt. Und nach einem Blick in die ungläubigen Gesichter seiner 110 Zuhörer schiebt Deutschmann hinterher: "Sie kommen nicht mit, wie ich sehe, aber das macht nichts. Hauptsache man ahnt, was gemeint ist. Ein Rest von Unklarheit muss bleiben, damit eine Wahrheit entstehen kann." Einen Grund für die Wahl des Milliardärs hatte Deutschmann auch schon ausgemacht: Die in Michigan habe man gar nicht auf dem Schirm gehabt, noch nicht einmal, dass die überhaupt wählen durften: "Manche sagen, das ist das Wesen der Demokratie: die Herrschaft des Volkes. Bisher war es die Beherrschung des Volkes, jetzt ist es eben die Herrschaft des Volkes." Wer hätte gedacht, dass die Amerikaner mit ihrem Wahlkampf das Niveau einer RTL-Nachmittagssendung unterschreiten könnten?

(NGZ)
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