Rommerskirchen Nettesheimerin baut Stadt aus Lichtern

Rommerskirchen · Gertrud Neunzig aus Nettesheim hat in ihrem Haus einen Blickfang geschaffen, der im Dunklen ganz besonders wirkt.

Begonnen hat alles mit einem großen Schrecken und einem Krankenhausaufenthalt. 2005 hatten die Nettesheimer Johannes und Gertrud Neunzig in einem früher als Party- und Hobbyraum genutzten Zimmer ihren Weihnachtsbaum und ein paar mit Watte (=Schnee) und Lichterketten winterlich getrimmte Miniatur-Gebäude, darunter der Mailänder Dom, aufgebaut. "Weil ich Migräne hatte, bin ich früh zu Bett gegangen und habe dann vergessen, die Lichterkette auszuschalten", erinnert sich Gertrud Neunzig. Prompt fingen die Wattebäusche durch die erhitzte Kette Feuer. Glück im Unglück: Die Neunzigs bemerkten die Flammen und konnten sie mit Decken ersticken. Gertrud Neunzig musste allerdings wegen einer Rauchvergiftung im Krankenhaus behandelt werden.

Danach hatte das Ehepaar zunächst genug von weihnachtlichem Lichterschmuck, doch zwei Jahre später juckte es Gertrud Neunzig wieder in den Fingern. "In einem Grevenbroicher Baumarkt habe ich feuerfeste Watte entdeckt", erzählt die heute 76-Jährige. Zudem fand sie Gefallen an kleinen Häuschen, die man mit Teelichtern von innen beleuchten konnte. Nach und nach baute sie sich so ein Lichter-Land auf, das in vielen Details an Dormagen und Umgebung erinnert - obwohl die kreative Nettesheimerin die ursprünglich meistens weißen Häuschen von eigener Hand im Schwarzwälder Fachwerk-Stil bemalt hat. Doch inmitten all der Gebäude auf dem großen Tisch stehen auch eine Nachbildung des Kölner Doms, Schafe auf dem "Zonser" Rheindeich, ein Reiterhof, ebenfalls mit einem Vorbild aus der Zollfeste - und in Gestalt eines hellblauen Bandes fließt auch der Rhein vor den Toren der Stadt vorbei.

Besonders schön wirkt das Ensemble, wenn es dunkel ist. Gertrud Neunzig hat ein Faible für Technik, viel mehr als ihr Mann, wie sie sagt. Sie verfügt über ein DVD-Aufnahmegerät und beschäftigt sich auch mit Computer und Smartphone (Neunzig: ",Das kann ich nicht', gibt es bei mir nicht"). Kein Wunder also, dass sie auch bei der Beleuchtung mit der Zeit geht. Denn die Häuschen sind mittlerweile mit LED-Lämpchen ausgestattet. Und das ergibt abends ein wunderschönes, heimeliges Bild.

Von Freunden, Bekannten und zum Beispiel auch den Schützenkameraden ihres Sohnes, der vor zwei Jahren Zugkönig war, hat die Rentnerin schon viele lobende Worte und begeisterte Kommentare zu ihrer Kreation gehört. Mitunter werden ihr auch neue Teile geschenkt - wenngleich der Platz allmählich knapp wird. Ihre Enkelin, die in Paderborn lebt, hat ihr ein Modell des dortigen Rathauses geschenkt, das sie ebenso integriert hat wie den Pariser Eiffelturm. Neunzig blickt eben auch über den Tellerrand der Region hinaus.

Ihr Lichter-Land hat zwar durchaus etwas Weihnachtliches, doch inzwischen schmückt es das ganze Jahr hindurch die Wohnung der Neunzigs. "Früher habe ich immer alles wieder abgebaut. Aber jetzt lasse ich die Häuschen stehen - auch im Sommer", erzählt die Seniorin. Durch ein Fenster kann sie die ganze Landschaft im Hobbyraum auch vom Wohnzimmer aus sehen und sich jeden Tag aufs Neue daran erfreuen.

(NGZ)
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