Neuss Nachbarstädte rücken zusammen

Neuss · Neuss, Dormagen und Rommerskirchen verabreden eine Zusammenarbeit bei Personal und Finanzen.

 Sind sich einig: Erik Lierenfeld, Martin Mertens und Herbert Napp

Sind sich einig: Erik Lierenfeld, Martin Mertens und Herbert Napp

Foto: Woitschützke, Andreas

Das Thema "Interkommunale Zusammenarbeit" hat schon Kongresse beschäftigt, doch wenn es zum Schwur kommt, so stellt Bürgermeister Herbert Napp (CDU) fest, hört das Nachdenken darüber meist am Ortsausgangsschild auf.

Diese Grenze wollen die Bürgermeister von Neuss, Dormagen und Rommerskirchen durchbrechen und lassen die Tür auch für weitere Partner offen. Gestern verabredeten sie zunächst untereinander eine engere Zusammenarbeit bei den Themen Personalservice und Rechnungswesen. Ein Einstieg, wie die Bürgermeister übereinstimmend betonten. Und ein Schulterschluss, der nicht gegen den Kreis gerichtet sei - diesen aber doch trifft.

Die Kooperation soll 2016 stehen. Bis dahin sind nicht nur organisatorische Fragen zu klären, sondern auch Verträge zu kündigen. Denn weil weder Dormagen noch Rommerskirchen eigene Rechnungsprüfungsämter haben, werden zum Beispiel deren Jahresabschlüsse und Vergaben - gegen Entgelt - durch die Kreisverwaltung geprüft. Das ist nicht unkritisch, weil der Kreis auch Kommunalaufsicht ist und sich diese Zahlenwerke auch aus diesem Blickwinkel ansehen muss. Und teuer ist es auch.

Zumindest teurer, als die nun angestrebte Schulterschluss-Lösung. Davon gehen zumindest Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld (SPD) und sein Rommerskirchener Amtskollege Martin Mertens (SPD) aus, die ohnehin mit dem Kreis als bürokratischer Mittelinstanz hadern. "Alle beschweren sich zurecht über die stetig wachsende Kreisumlage", sagte Mertens. "Aber wenn wir uns zusammentun..." Also suchte er mit dem Kollegen aus Dormagen das Gespräch mit Bürgermeister Herbert Napp, der seinerseits Neuss als im Kreis gefangene Großstadt sieht. Gemeinsames Primärziel: die wirtschaftlichste Lösung.

Die Zusammenarbeit soll aber auch in anderer Hinsicht Ertrag bringen. Auf der Basis gegenseitigen Vertrauens, die die gestern unterzeichnete gegenseitige Absichtserklärung auch ausdrücken soll, wollen die Bürgermeister zu einem engeren Erfahrungsaustausch kommen. Das sei wichtig, sagt Napp, und in dem Umfeld der schon bestehenden Bürgermeisterkonferenz nicht möglich. Die Einladung und auch die Tagesordnung zu dieser Hauptverwaltungsbeamten-Konferenz mache alleine der Landrat, sagt Napp. "Das ist eine reine Dienstbesprechung. Die Teilnahme ist Pflicht", ergänzt er. Ein Ort um Ideen zu entwickeln sei das nicht.

Mit der neuen Kooperationsvereinbarung erhält einen festen Rahmen, was schon auf dem kleinen Dienstweg ausprobiert wurde und funktioniert. Der Austausch von Mitarbeitern zum Beispiel, um personelle Engpässe auszugleichen. Die Zusammenarbeit bei den Themen Rechnungsprüfung und Personalplanung aber wird nur ein Einstieg. Mittelfristig könnte das erweitert werden, sagt Lierenfeld.

Gemeinsamer Einkauf, ist ein Schlüsselwort dazu, aber auch Kooperationen in den Aufgabenfeldern der Feuerwehr oder sogar ein gemeinsamer Baubetriebshof sind vorstellbar. Letzteres wurde schon als Idee erwogen, sagt Lierenfeld, dann allerdings aus einem einzigen Grund zurückgestellt: Die Bagger würden auf den dann längeren Anfahrtswegen zu viel Zeit verlieren.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke zeigte sich enttäuscht. Nicht über die Entwicklung, sondern weil offenbar drei Bürgermeister zusammengesessen hätten, die die Gemeindeordnung nicht kennen. Die Rechnungsprüfung könne der Kreis für eine Gemeinde, aber nicht eine Stadt für eine andere machen, stellte er klar. Das, so Petrauschke, "war ein Griff ins Klo."

(-nau)
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