Corona-Krise in Rommerskirchen Das schwierige Geschäft mit den Blumen

Rommerskirchen · Die Floristmeisterin Maria Anna Tellenbröker hat die Verluste der vergangenen Wochen noch längst nicht wieder reingeholt. Blumen sind zum Luxusgut geworden. Ihr zweites Standbein der Feierlichkeiten ist weggebrochen. Trotzdem bleibt die Rommerskirchenerin positiv – und setzt auf einen besonderen Trend.

 Ist froh, wieder für ihre Kunden da sein zu können: Maria Anna Tellenbröker vom Blumenhaus Vetten.

Ist froh, wieder für ihre Kunden da sein zu können: Maria Anna Tellenbröker vom Blumenhaus Vetten.

Foto: Dieter Staniek

Maria Anna Tellenbröker ist einiges gewohnt, hat nicht selten Nächte durchgearbeitet. Aber nach dem Muttertag war sie jetzt einfach nur platt, eine Woche hat sie gebraucht, um sich davon zu erholen. „Ich habe versucht, an diesem Tag möglichst viel von den Verlusten der vergangenen Wochen wieder reinzuholen“, erzählt die Floristmeisterin aus Rommerskirchen. Denn auch in ihrem Geschäft stand an einem Tag im März plötzlich das Ordnungsamt mit der Aufforderung, den Laden zu schließen – und zwar sofort.

Für sie war das ein einschneidendes Erlebnis. „Ich dachte, man hätte mir meine Existenz genommen“, berichtet die Rommerskirchenerin. „Ich werde dieses Jahr 60 – und muss sehen, dass ich Geld verdiene.“ Um den Schock zu verdauen, fuhr sie nach der Schließung ein paar Tage nach Ostwestfalen, ihre Heimat. Alle zwei Wochen fährt sie 200 Kilometer, um ihre Mutter zu besuchen. Im März konnte sie länger bleiben, der Laden war ja geschlossen. Ende April durfte sie, wie viele andere Einzelhändler, endlich wieder öffnen. Aber der große Ansturm blieb aus.

„Die Leute waren verunsichert, es kamen kaum Bestellungen rein“, sagt Tellenbröker. „Und natürlich spielte auch das Geld eine Rolle: Während Mehl und Nudeln gehamstert wurden, waren Blumen ein Luxusgut.“ Der Muttertag war der erste Tag, an dem sie wieder mehr zu tun hatte – und doch weit weniger als normalerweise an diesem Tag.

Drei Kunden können gleichzeitig in ihren Laden, die Bodenmarkierungen sind großzügig und erlauben sogar mehr Platz als der geforderte Mindestabstand. „Aber die Menschen immer wieder darauf hinzuweisen, erfordert viel Kraft. Von alleine halten sich die wenigsten daran.“

Gut ist die derzeitige Situation für Maria Anna Tellenbröker noch nicht. Mit der Absage von nahezu allen Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Kommunionen und Beerdigungen ist für sie ein wichtiges Standbein weggebrochen – vom Blumenverkauf allein könne man nämlich nicht leben. Außerdem sei es mit den Schnittblumen eben anders als mit vielen anderen Produkten. „Ich kann das verkaufen, was ich morgens auf dem Großmarkt bekomme“, sagt sie. „Mehr ist nicht drin, ich kann nicht mittags nochmal nachbestellen.“ Früher hätten die Leute mehr vorbestellt, sagt Tellenbröker, die vor mehr als vierzig Jahren ihre Ausbildung gemacht hat und seitdem in der Floristik arbeitet. Heute sei das nicht mehr so üblich.

Gerade sind Pfingstrosen, Hortensien und verspielte Sträuße mit Schleierkraut noch sehr gefragt. Doch mit zunehmender Hitze, das weiß Tellenbröker aus Erfahrung, wird der Verkauf von Schnittblumen abnehmen. Angesichts der wegfallenden Feierlichkeiten, die normalerweise genau das ausgleichen, ist das schwierig. Ein aktueller Trend macht die Sache ein wenig einfacher: Trockenblumen. Denn die sind unkompliziert – sowohl für die Lagerung im Geschäft als auch für den Kunden. Tellenbröker kennt sich damit aus, lagen sie auch vor vielen Jahren schon mal im Trend. In den nächsten Tagen will sie ihr Schaufenster umdekorieren. „Wenn die Situation dann erstmal so bleibt, bin ich schon zufrieden.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort