Rommerskirchen "Nach 15 Jahren ein Abschied mit Wehmut"

Dormagen · Albert Glöckner verabschiedet sich als Bürgermeister. Er will aber seinem Nachfolger Martin Mertens mit Rat zur Seite stehen.

 Bürgermeister Albert Glöckner ist bis morgen im Amt, danach übernimmt sein Nachfolger Martin Mertens die Leitung der Verwaltung.

Bürgermeister Albert Glöckner ist bis morgen im Amt, danach übernimmt sein Nachfolger Martin Mertens die Leitung der Verwaltung.

Foto: Linda Hammer

Herr Glöckner, Sie hören nach 15 Jahren an der Rathausspitze auf. Wie schwer fällt Ihnen der Abschied?

Albert Glöckner Nach 34 Dienstjahren in einer anderen Stadt durfte ich 15 Jahre Bürgermeister von Rommerskirchen sein. Ich scheide mit Wehmut aus diesem besonderen Amt. Die Gemeinde ist nach und nach zur Familie geworden. Ich schaue mit Dankbarkeit auf viele Begegnungen zurück. Der Abschied selbst wird sicher ein emotionaler Moment für mich.

Wie werden Sie Ihre persönliche Zukunft gestalten?

Glöckner Nach all dieser Zeit werde ich mich neu erfinden müssen und schauen, ob die alten Freizeitgestaltungen mir noch zusagen. Früher habe ich viel fotografiert und auch gemalt. In den vergangenen Jahren fehlte mir dazu die Zeit. Und meine Frau wird das Erlebnis haben, sonntags wieder einen Mann zu Hause zu haben... (lacht) Zunächst werden wir uns einen ausgedehnten Urlaub am Mittelmeer gönnen - der erste ohne Mails, Faxe und Anrufe.

Ziehen Sie sich ganz aus der Politik und dem Ratsgeschehen zurück?

Glöckner Ich stehe meinem Nachfolger Martin Mertens, dem ich eine glückliche Hand für seine Entscheidungen wünsche, natürlich mit Rat und Tat zur Seite. Da meine Loyalität der Gemeinde und nicht vorrangig einer Partei gilt, hätte ich dieses Angebot jedem von der Bürgerschaft gewünschten Bürgermeister, ja sicher auch einem CDU-Bürgermeister gemacht. Meine Erfahrung gebe ich aber auch gern im "Senior Experten Service" weiter, bei der Ruheständler - auch Ex-Bürgermeister - ihre "Best Practice"-Modelle anderen Rathäusern zugänglich machen.

Was war für Sie der wichtigste Erfolg?

Glöckner Rommerskirchen hat den Wandel von der stagnierenden Gemeinde zu einer Wachstumsgemeinde geschafft. Das hat geholfen, unsere Finanznot zu überwinden, unseren Haushalt auszugleichen und Geld für Investitionen in die Gemeinde zu erhalten.

Wie haben Sie das umgesetzt?

Glöckner Wir haben eine erfolgreiche Bauland-Politik betrieben und die Infrastruktur gestärkt. Das gilt sowohl für Gewerbegebiete, als auch für Wohngebiete. Da wir gleichzeitig viel in Bildung investiert haben, wurde Rommerskirchen für junge Familien ein attraktiver Wohnort.

War es schwierig, als kleine Gemeinde im Konzert der "großen" Städte mitzuspielen?

Glöckner Wir waren mehrmals Vorreiter für andere. So auch beim Offenen Ganztag. Während andere Kommunen noch diskutiert haben, hatte Rommerskirchen bereits Anträge gestellt - und sich dadurch auch die Fördermittel rechtzeitig gesichert. Heute staunen auch Fachbesucher über unsere gut ausgestatteten Schulen. Unser Modell der Ogata hat uns sogar bundesweite Aufmerksamkeit eingebracht. Auch bei der Sicherung der flächendeckenden U3-Betreuung in den Kindergärten waren wir schneller als andere.

Gab es Krisensituationen?

Glöckner Gleich zu meinem Amtsantritt gab es heftige Demonstrationen zur Metallhütte Schumacher und der Gesundheitsgefährdung. Wir haben dann gemeinsam ein Konstrukt entwickelt, was zum Einkaufszentrum geführt hat, auch wenn uns damals die rechtliche Lage nicht ermutigt hatte. Für das Center am Park haben wir die "Konversions-Regeln" zum ersten Mal in NRW angewandt: Aus einer Industriebrache mit einer problematischen Produktion wurde ein attraktives Einkaufszentrum.

Bedauern Sie etwas als Erster Bürger?

Glöckner Mit meinem großen Eifer habe ich sicher einige Mitarbeiter zu sehr gedrängt. Da hätte ich im Rückblick ab und zu geduldiger reagieren können.

Welche Entscheidungen sind die drängendsten?

Glöckner Die Infrastruktur-Verbesserung ist besonders wichtig, dazu liefert der gerade ausgeführte Bahnhof-Umbau einen guten Beitrag. Ich hoffe, dass die Belastung für die Bürger dabei so gering wir möglich bleibt. Die Gemeinde muss die beiden Umgehungsstraßen B 59n und B 477n bis zur Baureife vorantreiben. Kommt dann wieder ein neues Konjunkturpaket, wovon ich fest ausgehe, haben wir alles parat. Die engagierte Bürgerschaft braucht Perspektiven, so auch bei altersgerechten Wohnungen.

CARINA WERNIG FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(NGZ)
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