Literarischer Sommer in Sinsteden Autorenduo setzt auf Spannung

Sinsteden · Die Autoren Thomas Hoeps und Jac.Toes sind Teil des Literarischen Sommers und hielten eine Lesung im Kreiskulturzentrum Sinsteden.

 Die Autoren Jac. Toes (l.) und Thomas Hoeps hielten ihre Lesung im Kreiskulturzentrum Sinsteden.

Die Autoren Jac. Toes (l.) und Thomas Hoeps hielten ihre Lesung im Kreiskulturzentrum Sinsteden.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Das war so ein richtig guter Thriller, den man dort unter der Remise im Kulturzentrum erzählte. Ein wenig später noch hätte es sein können, mit Kerzenlicht und so, denn dann hätte sich das kribbelnde Gruseln auf dem Rücken noch verstärkt. Doch die Aufmerksamkeit war auch so voll da.

Das deutsch-niederländische Autorengespann „Hoeps und Toes“ hat sich diesmal einen ganz besonderen Plot ausgedacht. Nun ja, die bewährten TV-Krimireihen glänzen gelegentlich auch mit Einfällen und verlassen dann mutig die ausgefahrenen Spuren der in bewegten Bildern einrückbaren Fälle. Doch das hinderte den Krefelder Thomas Hoeps und den Arnheimer Jac.Toes nicht im Geringsten, die Stärken eines Vortrags im Duo auszuspielen. So gab es also keine Bilder, und die Tongebung war mau. Doch auf der Bühne spielten die beiden Vorleser Überraschungen aus. Sie gaben die textlichen Bälle gekonnt weiter und hatten dabei sogar unverkennbar den Schalk im Nacken. Als würden sie auch in Momenten die eine oder andere Pointe noch dem geschriebenen Roman hinzudichten.

Natürlich fließt in der beschworenen Agentenwelt mit den aufmarschierten Gegenkräften Blut, gibt es Verfolgungsjagden, darf selbstredend der Sex nicht fehlen und werden die aktuellen politischen Bezüge im Baltikum sowie gleich nebenan nicht außer Acht gelassen: Die Geheimagentin Marie Vos, gerade einmal ein Jahr im Amt, wird undercover nach Estland entsandt. Hier hat ihr Mitarbeiter Giuliani mit viel Aplomb ins Gras beißen müssen.Bald wurde deutlich, dass in Tallinn dunkle Mächte und raffgierige Profitgeier im bösen Spiel sind. Sie schrecken vor gar nichts zurück und liefern Seite für Seite sämtliche Würzen der spätestens durch Alfred Hitchcock gelieferten „Suspense“. Wie die Hauptakteurin weitgehend oder überhaupt davonkommt, das wird in der Lesung bewusst ausgelassen. Sollen die Besucher doch gefälligst das Buch an der Kasse erwerben.

Es fiel auf, wie gut sich die beiden Autoren in den Abläufen und Strukturen der EU-Bürokratie auskennen. Deutlich akzentuiert las Thomas Hoeps vor, und ihm stand  Jac.Toes in nichts nach. Sein niederländisch gefärbtes Deutsch entwickelte sogar einen gewissen Charme. Wieder einmal hatte Gastgeberin Kathrin Wappenschmidt mit der Auswahl der Akteure einen guten Griff getan. Es zeigte sich,  dass es mittlerweile einen wachsenden Überdruss gibt an den stets nach den gleichen Mustern abgenudelten Krimis im Fernsehen. Lesungen der gekonnten Art von Freitagabend können dagegen immer noch aus ihrem Potenzial aufmerksamer Zuhörer schöpfen.

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