Rhein-Kreis Neuss Fragen und Antworten zum Stromkonverter

Rhein-Kreis Neuss · Am Montag und am Dienstag lässt die Bundesnetzagentur bei der Antragskonferenz in der Neusser Stadthalle über den geplanten Stromkonverter in Kaarst diskutieren. Es gibt Widerstand. Bürgerinitiaven protestieren gegen das Projekt. Wir haben die wichtigsten Fakten zu diesem Thema zusammengefasst.

 So könnte der Stromkonverter in Kaarst aussehen. Das Modell zeigt das Areal zwischen A 57, Bahnlinie und L 30.

So könnte der Stromkonverter in Kaarst aussehen. Das Modell zeigt das Areal zwischen A 57, Bahnlinie und L 30.

Foto: Amprion

Wozu dient der Konverter?

Der Konverter ist ein Schlüsselprojekt für die Energiewende. Er soll die Stromversorgung Baden-Württembergs sicherstellen, wenn das Atomkraftwerk Philippsburg 2019 vom Netz genommen wird. Der Konverter soll den Wechselstrom aus dem herkömmlichen Netz in Gleichstrom umwandeln, der auf die geplante Stromautobahn in Deutschlands Süden geschickt wird.

Stromautobahnen sollen künftig ökologisch erzeugten Strom von Nord- nach Süddeutschland bringen. Anders als das Stromnetz in Deutschland verwenden die Stromautobahnen Gleichstrom. Das hat den Vorteil, dass Strom über sehr weite Strecken fast verlustfrei transportiert werden kann. Nachteil: Der Strom muss umgewandelt werden, um ins Stromnetz fließen zu können.

Der Bundestag hat beschlossen, dass der Konverter ans Umspannwerk in Osterath angeschlossen wird. Allerdings müsse er nicht in Meerbusch gebaut werden. Der Spannungsumwandler benötigt eine Fläche von circa 360 mal 270 Metern. Die Hallen sollen etwa 18 Meter hoch sein.

Wo wird der Konverter entstehen?

Das ist noch nicht entschieden. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion will sein 400-Millionen-Euro-Konverterprojekt (entspricht einem Jahresinvestitionsvolumen) auf Kaarster Stadtgebiet realisieren. Geht es nach dem Wunsch des Unternehmens soll das Umspannwerk auf der sogenannten Kaarster Dreiecksfläche - an der Grenze zu Meerbusch, zwischen A 57, Bahnlinie und L 30 - entstehen. Laut Amprion ist das Gelände mit Blick auf den Abstand zur geschlossenen Wohnbebauung am besten geeignet. Dieses Kriterium war auch eine Forderung der Politiker kreisweit. Amprion hatte die Dreiecksfläche im März 2015 gekauft. Aber Gohr ist als Alternative für das Unternehmen genauso geeignet.

Was steht dem Konverter-Bau auf der Dreiecksfläche noch im Weg?

Um die Dreiecksfläche für den Konverter nutzen zu können, muss das Unternehmen Einfluss auf den Regionalplan nehmen, denn der sieht an besagter Stelle bislang Kiesabbau beziehungsweise einen regionalen Grünzug vor. Um das Ziel "Konverterbau" zu erreichen, gibt es zwei Optionen: Ein Zielabweichungsverfahren, für das eine Einwilligung des Kaarster Stadtrats erforderlich ist, und eine Anregung an die Bezirksregierung, den bereits öffentlich ausgelegten Regionalplanentwurf nachträglich zu ändern und ein neues Ziel zu setzen (Bebauung statt Auskiesung). Die Umwidmung des Regionalplans ist kein K.o.-Kriterium. Der Rhein-Kreis selbst hat die Fläche bereits für den Konverter ins Gespräch gebracht und die Bezirksregierung hält eine Nutzungsänderung für möglich.

Hat Amprion einen Plan B?

Sollte der Konverter-Bau auf der Dreiecksfläche letztlich nicht zustande kommen, würde Amprion das Projekt gerne in Dormagen-Gohr, nahe Rommerskirchen, realisieren wollen. Dort sieht das Unternehmen einen gleichwertigen Standort.

Wer protestiert gegen den Konverter?

Widerstand gibt es, seit 2012 bekannt wurde, dass ein großes Umspannwerk im Rhein-Kreis Neuss geplant ist. Damals hatte Amprion sich Meerbusch-Osterath als Ort für den Bau ausgesucht. Der Standort sei alternativlos, hieß es. Nach heftigen Protesten und einer Verfassungsbeschwerde der Stadt Meerbusch schaute sich Amprion nach anderen Standorten im Rhein-Kreis Neuss um, wo der Netzbetreiber 19 mögliche Standorte identifizierte. Der 20., die Kaarster Dreiecksfläche, kam etwas später hinzu und wurde ebenfalls geprüft. Inzwischen gibt es im Rhein-Kreis zahlreiche Bürgerinitiativen gegen den Konverterbau, die sich immer wieder für einen Standort weitab jeder Wohnbebauung ausgesprochen haben. Im Kaarster Stadtrat stehen alle Parteien dem Projekt ablehnend gegenüber. Aber auch die Politiker in Dormagen und Rommerskirchen lehnen einen möglichen Bau in Gohr ab.

Wovor fürchten sich die Konverter-Gegner?

Die Kritiker umtreibt vor allem die große Ungewissheit. Es gibt nämlich keinerlei Erfahrungen mit einem Konverter, wie er im Kaarster Norden gebaut werden soll. Fest steht, dass der riesige kastenförmige Bau mitten in ein Naherholungsgebiet platziert würde. Es bestehen zudem handfeste Ängste, es könnte eine Gesundheitsschädigung davon ausgehen. — dasselbe gilt auch für die geplante 380-kv-Höchstspannungsleitung. Von Amprion fühlen sich die Kritiker hinsichtlich drohender Gefahren für die Gesundheit nicht ausreichend informiert. Manch einer geht davon aus, dass die Firma die Risiken selbst nicht kennt.

Wie weit sind die Planungen schon voran geschritten?

Trotz einiger offener Fragen hat Amprion bereits Fakten geschaffen. Zum einen mit dem Kauf der Dreiecksfläche vom Auskiesungsunternehmen ACL im März 2015. Zum anderen mit der Beauftragung von Siemens für Planung und Bau der Konverteranlage im Oktober 2015. Die in Auftrag gegebenen technischen Planungen sind laut Amprion unabhängig von ihren späteren konkreten Standorten. Die Vergabe sei erforderlich gewesen um sicherzustellen, dass die umfassenden Planunterlagen für die Genehmigungsverfahren rechtzeitig vorbereitet werden können. Viele Fragen von Anwohnern habe Amprion bisher nicht beantworten können, weil sie sich auf die technische Detailplanung des Herstellers beziehen, die erst jetzt mit der Auftragsvergabe beginnt.

Was passiert auf der Antragskonferenz in Neuss?

Mit der Antragskonferenz startet das formale Verfahren, in dem der Bauherr, die Bundesnetzagentur, die auch die Vergabe regelt, genau die Vorschläge des Betreibers (Amprion) und die dafür und dagegen sprechenden Argumente prüft. Am Ende des Verfahrens entscheidet dann die Netzagentur, voraussichtlich 2017, wo Konverter und Trassen hinkommen. Der Bau soll spätestens 2018 beginnen. Auf der Konferenz in Neuss soll an zwei Tagen ausführlich über Trassenverlauf und die Standortfrage des Konverters referiert und diskutiert werden. Teilnehmen werden unter anderem Politiker aus Kaarst, Dormagen, Meerbusch und Rommerskirchen sowie diverse Bürgerinitiativen.

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