Rommerskirchen Kabarettist Neutag erkundet deutsche Befindlichkeiten

Rommerskirchen · Gründe dafür, dass einem das seit bald einem Vierteljahrhundert einige Vaterland zuweilen nicht ganz geheuer ist, gibt es viele. In seinem sechsten Soloprogrogramm "Das Deutschland-Syndrom" widmete sich der Kabarettist Jens Neutag jetzt im Kulturcafé des evangelischen Gemeindezentrums einigen der auffälligsten Symptome.

Besonders ausgeprägt ist in Neutags Augen die nach wie vor bestehende Leidenschaft zu parieren, wenn eine wie auch immer geartete Obrigkeit Orientierung gibt und sagt, wo es lang geht. Dies gilt selbst fürs Schwimmbad, wo der herrische Bademeister geradezu als Amtsperson wahrgenommen wird, der man klaglos gehorcht. Keineswegs ein Gegensatz hierzu, vielmehr die bloße Kehrseite, ist ein gewisser Hang zur Anarchie, der sich jedoch beileibe nicht politisch äußert, es sei denn beim Unterzeichnen von Online-Petitionen, für die niemand den Sessel verlassen muss. Schon eher ausleben lässt sich der ansonsten gern unterdrückte Freiheitsdrang, wenn es mit dem SUV zur Schnäppchen-Jagd ins Outlet-Center nach Roermond geht, vorzugsweise dann, wenn die deutsche Kundschaft besonders groß ist, wie etwa an einem Feiertag, an dem hier die Geschäfte geschlossen sind.

Eine Erklärung hat Neutag auch für die politischen Kabarettisten fast durchweg unverständliche Popularität der Bundeskanzlerin: "Sie macht nichts, aber man kann 100 Prozent drauf vertrauen", lautet sein Lösungsansatz im damit sicher nicht beendeten Rätselspiel.

(S.M.)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort