Rommerskirchen Interkulturelles Gärtnern stößt auf Skepsis

Rommerskirchen · Auf dem Gelände der früheren Gärtnerei Olligs will die Gemeinde Gärtnern von menschen unterschiedlicher Herkunft ermöglichen. Bei einer Planungswerkstatt wurde viel potenzielles Interesse, aber auch Zurückhaltung deutlich.

 Momentan hapert es noch an Hobby-Gärtnern, die auf dem freilich noch gartengerecht herzustellenden Gelände der früheren Gärtnerei Olligs mit mehr als nur der Gießkanne ans Werk gingen.

Momentan hapert es noch an Hobby-Gärtnern, die auf dem freilich noch gartengerecht herzustellenden Gelände der früheren Gärtnerei Olligs mit mehr als nur der Gießkanne ans Werk gingen.

Foto: Pixabay

Die nötige Änderung des Flächennutzungsplans hat der Rat vergangene Woche einstimmig beschlossen. Dass das Projekt finanziell gefördert werden wird, hat die Innovationsregion Rheinisches Revier bereits avisiert, jetzt fehlen "nur" noch die beim "Interkulturellen Gärtnern" Mitwirkenden.

Bei einer Planungswerkstatt auf dem Gelände der früheren Gärtnerei Olligs waren viele interessierte Bürger mit von der Partie. Ihre vorbehaltlose Bereitschaft, sich selbst dauerhaft als Hobbygärtner zu engagieren, bekundeten jedoch nur die wenigsten Teilnehmer. Dennoch fiel das Fazit für den von der Gemeinde engagierten Landschaftsplaner Christoph Tauscher eher positiv aus: "Ein Anfang ist gemacht." Volker Ermert von der Gartenwerkstatt Ehrenfeld in Köln sah es durchaus ähnlich: "Es muss einfach jemand anfangen", setzt er auf eine Initialzündung durch tatsächlich gärtnernde "Pioniere".

Diejenigen, die einem solchen Projekt am ehesten etwas abgewinnen können und es mehr oder weniger vorbehaltlos unterstützen würden, wären womöglich etliche der im Umfeld des Geländes untergebrachten Flüchtlinge. "Mein Vater wäre bereit mitzumachen", sagte etwa die 16-jährige Jazya, die mit ihrer Familie vor knapp drei Jahren aus dem Irak geflohen ist. Natürlich machten auch die anwesenden Bürger der Gemeinde deutlich, dass sie das Vorhaben interessiere, doch mit der Vorstellung, sich Tag für Tag als Gärtner zu betätigen, fremdeln viele. "Ich würde gern mitmachen, aber mir fehlt die Zeit", sagt Schichtarbeiter Sedad Carilik.

Skeptisch ist Rolf Roesberger, TV-bekannter Selbstversorger aus Ramrath und ein Kenner der Materie: ",Urban Gardening ist eine typische Stadtgeschichte." Ähnlich ließe sich ein Statement von Volker Ernert deuten, der von durchaus zähen Anfängen in Köln berichtete, bis sich "eine Handvoll" Mitstreiter gefunden habe. Weniger pessimistisch als Rolf Roesberger ist die UWG-Fraktionsvorsitzenden Ulrike Sprenger, die sich in den vergangenen Jahren mehrfach an kleineren Urban-Gardening-Projekten in der Gemeinde beteiligt hat. Wie das Interkulturelle Gärtnern aussehen könnte, wenn denn erst einmal die faktische Basis hierfür gelegt wäre, illustrierte Martin Drees für die FDP. Es bedürfe u.a. einer "dauerhaften Frequentierung zur Schaffung einer wirtschaftlich überlebensfähigen dörflichen Anlaufstelle", so Drees. Den Anbau seltener Gemüsesorten wie Koriander, Okra, Rapunzel oder Ampfer kann sich die FDP ebenso gut vorstellen wie einen "Park mit seltenen Baumarten und Sträuchern", wie Drees sagte.

Durchaus konsensfähig erschien nach der Diskussion und manchen Einzelgesprächen in den ehemaligen Verkaufsräumen der früheren Gärtnerei, die schon vor längerem geplante Gründung des Trägervereins für ein Dorfcafé zu forcieren: Dies erscheint allein schon deshalb sinnvoll, um dem Ganzen eine personelle Struktur zu verleihen, die auch im Zusammenhang des erweiterten Urban Gardening auf dem weitläufigen Gelände von Nutzen sein könnte.

Carsten Friedrich, Chefplaner im Rathaus, glaubt nicht, dass es ausschließlich Rommerskirchener sein werden, die sich beim Intertkulturellen Gärtnern engagieren. Daher soll für das Projekt über die Gemeindegrenzen hinaus die Werbetrommel gerührt werden.

(NGZ)
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