Rommerskirchen Historiker erklärt die Ortsgeschichte

Rommerskirchen · Bei einem Rundgang mit Lokalhistoriker Josef Schmitz freute sich der Geschichtskreis des Seniorennetzwerks über großes Interesse. 60 Teilnehmer kamen, um mehr über die Ursprünge von Hoenningen und Ramrath zu erfahren.

 Lokalhistoriker Josef Schmitz (l.) hatte bei dem Ortsrundgang ein großes Publikum. Den Teilnehmern erklärte er zum Beispiel, dass Hoenningen zwischen 500 und 600 entstanden ist.

Lokalhistoriker Josef Schmitz (l.) hatte bei dem Ortsrundgang ein großes Publikum. Den Teilnehmern erklärte er zum Beispiel, dass Hoenningen zwischen 500 und 600 entstanden ist.

Foto: Hans Jazyk

Geht es um lokalhistorische Themen, brauchen sich die Initiatoren keine Sorgen über mangelnde Resonanz beim Publikum machen. Hiervon konnte sich jetzt auch der Geschichtskreis des Seniorennetzwerks 55 plus überzeugen: 60 interessierte Teilnehmer machten sich jetzt auf einen historischen Rundgang durch Hoeningen und Ramrath. "Wer nicht dabei war, hat was verpasst", lautete das Fazit von Geschichtskreiskreis-Sprecher Klaus Erdmann. Mit Josef Schmitz hatte er den Experten schlechthin gewinnen können, ist der promovierte Historiker doch in Hoeningen geboren und mit zahlreichen Standardwerken zur Geschichte der Gemeinde in Erscheinung getreten.

"Hoeningen zählt zu den fränkischen Siedlungen, die zwischen 500 und 600 entstanden sind", sagte Josef Schmitz. Erste Station und die Keimzelle des heutigen Dorfs war das erstmals 1136 erwähnte "Hoeninger Haus". Das heutige Wohnhaus stammt zu großen Teilen aus dem 18. Jahrhundert. Die Pfarrkirche St. Stephanus ist nach Schmitz' Worten "wohl um 1100 erbaut worden". Einen hölzernen Vorgängerbau hält der Lokalhistoriker für möglich, da es sich hier um eine Eigenkirche der einstigen Ritter von Hoeningen hielt. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Kirche 1640 stark zerstört. Ihr Wiederaufbau dauerte fast ein Jahrzehnt.

Nicht fehlen darf bei einem solchen Rundgang die Lambertuskapelle in Ramrath. Die Entstehung des wohl mit Abstand ältestes Gotteshaus im weiten Umkreis datiert Josef Schmitz auf das neunte Jahrhundert. Durchaus bemerkenswert: Die einstige Eigenkirche befindet sich erst seit 1961 tatsächlich in kirchlichem Besitz, nämlich dem der Pfarrei St. Stephanus. Sie gehörte lange zum Ramrather Hof, der 1285 erstmals in einer Urkunde auftaucht. Eine prägende Gestalt war hier Franz Ferdinand Joseph Weigold. Der aus Simmern im Hunsrück stammende Offizier Napoleon bezog hier Quartier, heiratete die Tochter des Halfen und wurde Landwirt und Bürgermeister der "Mairie Evinghoven". Als solcher erbaute er 1818 Haus Kamp,

Um die Ortsgeschichte noch intensiver als bei einem solchen Rundgang erkunden zu können, bedürfte es nach Auffassung von Josef Schmitz eines anderen Forums: "Denkbar ist, dies oder Ähnliches noch mal im Rahmen eines Vortrags zu wiederholen." Aktuell schreibt er an einem Buch zur Geschichte Frixheims und Anstels: "Es soll 2014 fertig sein. Wenn der liebe Gott mich noch hierlässt, kommt als nächstes Oekoven dran." Damit hätte Schmitz dann die Geschichte aller fünf früheren Gemeinden der heutigen "Großgemeinde" in Buchform behandelt. Womit er buchstäblich Pionierarbeit geleistet hat, denn "bis vor 50 Jahren war die Geschichte der Gemeinde Rommerskirchen unerforscht", wie Josef Schmitz sagt. Dank seiner Recherchen sind heute unter anderem 20 Rittersitze des Mittelalters sowie 41 Stifts- und Klosterhöfe bekannt, die vor 1800 erbaut wurden. "Mein Buch hierzu könnte ich heute nicht mehr schreiben", verweist Schmitz auf den Einsturz des von ihm häufig konsultierten Kölner Stadtarchivs, bei dem 2010 auch unzählige wertvolle Dokumente zur Geschichte Rommerskirchens vernichtet wurden.

(NGZ)
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