Rommerskirchen Hähne krähen um die Wette

Rommerskirchen · Geflügelzüchter trafen sich auf dem Wissenschaftlichen Geflügelhof in Sinsteden zum Wettkampf. Bewertet wurden Dauer und Melodie des Krähens. Die angetretenen Bergischen Kräher sind vom Aussterben bedroht.

 Geschultes Gehör: Juroren bewerten unter anderem die Melodie und die Dauer des Krähens.

Geschultes Gehör: Juroren bewerten unter anderem die Melodie und die Dauer des Krähens.

Foto: Marcus HAmmes

Am Himmelfahrtstag ist es ruhig in Sinsteden. Kein Berufsverkehr, keine Hektik, kein Krach. Nur auf dem Wissenschaftlichen Geflügelhof ist schon frühmorgens Betrieb. Auf dem Parkplatz hört man Hähne krähen. Züchter laufen über das Gelände neben dem Kreis-Landwirtschaftsmuseum. In Transportkisten, auf den Armen halten sie die Tiere, Bergische Kräher.

Das braune Gefieder, ihre roten Kämme funkeln in der Sonne, die Tiere wirken gelassen. Von den im Rechteck aufgebauten Käfigen lassen sie sich nicht beeindrucken. Jetzt muss alles schnell gehen, der Wettbewerb soll beginnen. "Hähne krähen etwa eine halbe bis eine Stunde vor und bis zwei Stunden nach Sonnenaufgang", sagt die Leiterin des Wissenschaftlichen Geflügelhofes, Inga Tiemann. Die Züchter versammeln sich an diesem Morgen zum Wettkrähen in Sinsteden.

Ulrich Krüger ist ihr Vorsitzender. Der Thüringer organisiert das Wettkrähen der "Vereinigung der Züchter Bergischer Hühnerrassen und deren Zwerge – Kräherzüchtervereinigung seit 1884" mit. Bewertet werden die Dauer des Krährufes sowie dessen Melodie. Ein Juror nimmt vor jeweils drei bis vier Käfigen Platz. Ausgerüstet ist er mit Stoppuhr, Klemmbrett und Liste. "Zehn Minuten lang messen die Juroren das Krähen der drei bis vier Tiere, denen sie zugeteilt sind", erläutert Krüger. Dann wird gewechselt. Um Messungenauigkeiten zu vermeiden, werden am Ende die Durchschnittswerte verschiedener Juroren für die Auswertung herangezogen.

Ein Bewertungskriterium für Könner ist die Melodie des Krährufes, für die die Tiere Extrapunkte erhalten. "Der Krähruf des Bergischen Krähers ist lang, beginnt tief, steigt dann an und fällt wieder", sagt Krüger. Am Ende folgt der "Schnork", das Einsaugen frischer Luft nach dem Krähen, was einen tiefen Ton verursacht. "Wir haben einen Kosovo-Kräher dabei, der schafft beständig 36 bis 39 Sekunden", sagt der Vorsitzende. Das ist Rekord an diesem Tag. Für die Kosovo-Kräher gibt es eine eigene Wertung. "Das wäre sonst nicht fair", sagt Krüger.

Inga Tiemann verweist darauf, dass es nicht mehr viele Langkräher gibt. Das sei ein seltenes Verhaltensmerkmal. Zum Wissenschaftlichen Geflügelhof passe das Treffen: "Die Züchter haben ihre Bergischen Kräher mitgebracht. Diese Rasse, die vom Aussterben bedroht ist, züchten wir auch auf dem Hof", macht die wissenschaftliche Leiterin deutlich. Den Wettbewerb hält sie für eine gute Sache: "Oft werden Hühner bei Wettbewerben nur nach dem Äußeren bewertet. Beim Wettkrähen geht es um eine positive Wahrnehmung des Krährufes." Das sei selten.

Ulrich Krüger und seine 60 Vereinsmitglieder treffen sich jährlich an einem anderen Ort, um ihre Bergischen Kräher gegeneinander krähen zu lassen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort